Sparzinsen: Und sie bewegen sich doch!
Es ist zwar eine zähe Abkehr von der langjährigen Zinstristesse. Mit den steigenden Leitzinsen rückt das Sparbuch wieder etwas stärker in den Fokus. Warum sich das Feilschen um Zinsen in der Hausbank wieder lohnen kann und was Experten für heuer noch erwa
Mit klassischen Sparprodukten kann man der hohen Inflation nicht entgegengetreten.
Sechs lange Jahre klebte der Leitzinssatz in der Eurozone auf der 0-Prozent-Linie. Diese historische Anomalie fand erst im Juli 2022 ein Ende. Die Nullzins-Phase erfreute Kreditnehmer, während Sparer und Banken, die ihre Einlagen bei der Zentralbank hin
leer ausgingen. Oder sogar draufzahlten: Der Einlagenzinssatz für Banken bei der EZB kippte sogar auf minus 0,5 Prozent. In Österreich durften Negativzinsen an Sparkunden nicht weitergegeben werden, diese mussten sich – teilweise bis heute – mit Minizinsen begnügen. 0,01 Prozent sind nach bereits vier Zinsschritten kein guter Deal für Sparer. Denn der Einlagenzins kletterte auf 2 Prozent, Tendenz steigend.
Weil die Kerninflation weiter zunimmt, muss die EZB die Zügel in der Geldpolitik voraussichtlich weiter anziehen, sagt Daniela Barco, Privatkunden-Vorständin der UniCredit Bank Austria: „Unsere Ökonomen gehen davon aus, dass der Einlagensatz voraussichtlich Mitte 2023 bei 3,5 Prozent den Höhepunkt erreichen wird“, sagt Barco. 2024 könnte sich dann eine erneute Wende in der Geldpolitik abzeichnen und die Leitzinsen könnten in der zweiten Jahreshälfte um 0,75 Prozentpunkte sinken. Auch wenn etliche Banken schon an der Zinsschraube drehen, Sparern muss bewusst sein: Selbst bei zwei oder etwas mehr Prozent ist der reale Wertverlust der Einlagen enorm. 8,6 Prozent betrug die Inflation 2022, und sie bleibt hoch. Nur ein Zinssatz über der Teuerungsrate würde den realen Wert des Ersparten steigern. Zu veranlagen gibt es trotz der Teuerung genug. Das Finanzvermögen österreichischer Haushalte lag im ersten Halbjahr 2022 bei 799 Milliarden Euro, rechnet die Nationalbank vor. 213 Milliarden Euro schlummern auf täglich fälligen Konten, 91 Milliarden Euro sind gebunden.
Dass der hohen Inflation mit klassischen Sparprodukten de facto nicht mehr ausreichend entgegengetreten werden könne, betont Gabriele Semmelrock-Werzer, Vorstandssprecherin der Kärntner Sparkasse. Man halte sich bei den Sparzinsen selbstverständlich an vereinbarte Bedingungen, die an verschiedene Indikatoren gebunden seien, etwa an den 3-Monats-Euribor. Am 16. April folgt die nächste Zinsanpassung. Wer sein Geld ein Jahr fix bindet, erhält beim sKapital-Sparen 1,25 Prozent.
Die Raiffeisen Landesbank Kärnten bietet Onlinespaterlegen, rern aktuell 1 Prozent Zinsen bei 12-monatiger Laufzeit, für eine zweijährige Bindung des Kapitals sind es 1,25 Prozent. Täglich fälliges Geld am Girokonto wird mit 0,01 Prozent verzinst. Auch die RLB erwartet steigende Leitzinsen der EZB im ersten Halbjahr, die sich dann bei den Einlagen selbstverständlich niederschlagen würden.
0,3 Prozent zahlt die Volksbank Kärnten Sparern „standardmäßig“bei täglich fälligen Einlagen, Online-Kapitalsparen belohnt die Volksbank mit 1,5 Prozent (gebunden auf 12 Monate), 2 Prozent (gebunden auf 24 Monate) bzw. 2,25 Prozent (gebunden auf 36 Monate). Auch Johannes Jelenik, Vorstandsvorsitzender Volksbank, betont, dass mit den Zinsanpassungen der EZB auch die Einlagenzinsen steigen (oder gegebenenfalls fallen) werden.
Die Anadi-Bank verzinst täglich fällige (Online)-Sparguthaben mit 1,0 Prozent, bei Festgeld gelten je nach Bindungsdauer unterschiedliche Zinssätze: Auf drei Monate sind es 1,5 Prozent, sechs Monate Bindung werden mit 1,8 Prozent honoriert, 12 Monate mit 2,2 Prozent. Alternativ bietet die Anadi-Bank ein Garantiesparbuch mit 1,0
Früher gab es wenige Sparprodukte. Heute gibt es eine große Auswahl für Veranlagungen. Johannes Jelenik
Der Einlagensatz wird voraussichtlich Mitte 2023 bei 3,5 Prozent den Höhepunkt erreichen. Daniela Barco
Prozent, gebunden für ein Jahr.
Bei der BKS Bank werden täglich fällige Spareinlagen mit bis zu 0,25 Prozent verzinst, Festgeld mit 1,25 Prozent (für 12 Monate) bzw. 1,75 Prozent (36 Monate Bindung). Nach der Zinssitzung am 2. Februar werde die Erhöhung der Einlagenzinsen geprüft, so die BKS. Für täglich fälliges Geld gibt es bei der Bank99 der Post 0,01 bzw. 0,02 Prozent Zinsen, bei Festgeld sind es 0,66 (6 Monate) bzw. 0,99 Prozent (12 Monate Laufzeit). 0,01 Prozent sind es auch bei der Bawag, wer dort sein Geld fünf Jahre bindet, erhält ebenfalls 0,01 Prozent Zinsen, für sieben Jahre Bindung sind es 0,03 Prozent, für zehn Jahre 0,05 Prozent, so die Bawag auf Anfrage.
Unterdessen kehrt ein Ritual zurück, das in der lange andauernden Nullzinsphase fast in Vergessenheit geraten ist: Kundinnen und Kunden werden wieder vermehrt bei ihren Bankberatern vorstellig, um Zinsen zu verhandeln. Die Bedeutung persönlicher Beratungsgespräche betonen die Sprecher der meisten befragten Bankhäuser. Auch weil die Produkte komplexer würden: „Früher standen den Kunden nur sehr wenige Produkte für die Veranlagung ihres Ersparten zur Verfügung“, sagt Volksbank-Chef Jelenik. Diese haben sich meist über Zinssätze definiert. „Heute gibt es eine große Auswahl an unterschiedlichen Veranlagungsprodukten mit unterschiedlichsten Charakteristika.“