„Es geht immer um Haltung“
Dass Van der Bellen Kickl nicht zum Kanzler machen würde, finden einige Leserinnen und Leser richtig – andere äußern scharfe Kritik.
„Van der Bellen: Rote Karte für Kickl“, 26. 1., „Angelobung zwischen Jubel und Ablehnung“, 27. 1.
Bundespräsident Van der Bellen gab in der ORFSondersendung am Vorabend der Angelobung erhellende, mutige Antworten. Weise und weitsichtsichtig beschrieb er beispielhaft viele Versäumnisse, Probleme, Zusammenhänge und Zukunftsaussichten. Seine Person und sein Gewissen kamen ebenso zur Sprache wie Macht, Haltung und das Gift im Staat, Korruption. Honorig und ungezwungen lief er zur Höchstform auf, als er, diplomatisch, zwischen den Zeilen sozusagen, sagte, was er von Kurz und Kickl sowie der FPÖ, die den Krieg Russlands gegen die Ukraine nicht verurteilt, hält. Kickl hat sich nicht nur mit seiner staatspolitisch schädlichen Razzia im Innenministerium für hohe Ämter disqualifiziert.
Über Kurz und seine Message Control meinte Van der Bellen unter anderem, Korruption fange nicht erst dort an, wo sie strafbar wird. Es geht immer um Haltung! Strom- und Gasausfälle seien nicht passiert, weil die Regierung erfolgreich Maßnahmen gesetzt hat. Für schlechte und depressive Stimmung hat der Bundespräsident deshalb wenig Verständnis. Sehen wir positiv in die Zukunft!
So weit sind wir schon
Laut eigenen Aussagen ist Van der Bellen in der Lage, sich keiner Wiederwahl mehr stellen zu müssen und könne daher „besser auf sein Gewissen hören“. Daher würde er, auch wenn die FPÖ stimmenstärkste Partei wäre, Herbert Kickl nicht als Kanzler angeloben!? Mit anderen Worten: Es interessiert ihn nicht, was der Wähler will, er würde das machen, was er selbst will. So weit sind wir schon!
Der Einzige, der meiner Meinung nach nicht wieder hätte angelobt werden dürfen, ist er selbst. Für mich ist er ein Bundespräsident der Nichtwähler – nämlich derer, die gar nicht wählen gegangen sind.
Renate Riegler, Lieboch