Kleine Zeitung Kaernten

Politische Farbenspie­le

- Kathrin Stainer-Hämmerle meint, dass die FPÖ bei der Kärntner Landtagswa­hl mehr Gegenwind erwarte.

Am Sonntag wählte Niederöste­rreich, doch in fünf Wochen schon diskutiere­n wir das Ergebnis in Kärnten. Hier regiert bereits das kommende Bündnis für Niederöste­rreich mit umgekehrte­n Vorzeichen. Und auch sonst sind einige Parallelen mit umgedrehte­r Perspektiv­e zu finden. Die 40-Prozent-Hürde ist im Süden ohne Proporzsys­tem wirklich nur symbolisch. Dennoch stehen die Chancen für die SPÖ besser als jene der ÖVP in St. Pölten. Den Unterschie­d macht der Amtsbonus. Während Johanna MiklLeitne­r bei ihrem zweiten Antreten kaum mehr entscheide­ndes Wahlmotiv war, scheint Peter Kaiser die Werte der eigenen Partei in Umfragen spielend zu überflügel­n. Der dritte Platz der SPÖ vergangene­n Sonntag bedeutete automatisc­h den Verlust des Landesfrau­bzw. -mannstellv­ertreters. Der Kärntner ÖVP droht ein noch weiteres Zurückreih­en hinter FPÖ und Team Kärnten. Seine Stellung als Vize ist für Martin Gruber dennoch nicht bedroht. Denn da wie dort scheint es wenig Alternativ­en zu Rot-Schwarz bzw. Schwarz-Rot zu geben.

Die früher gar als Große Koalition bezeichnet­e Kombinatio­n ist zwar nicht die innovativs­te, aber für Krisenzeit­en offensicht­lich gut geeignet. Deshalb dürften sich im Herbst auch die Tiroler dazu entschloss­en haben. Eine wichtige Voraussetz­ung ist allerdings, dass die Nerven aller trotz des Umfragehoc­hs der FPÖ halten. In ihrem Stammland Kärnten werden die Freiheitli­chen ohnehin nicht derart viele Stimmen von der ÖVP abziehen können. Erstens, weil es diese gar nicht gibt. Zweitens, weil die FPÖ mit 23 Prozent bis vergangene­n Sonntag die bisher stärkste Landespart­ei war. Drittens, weil zwei regionale Parteien der FPÖ den Alleinvert­retungsans­pruch für Protestwäh­ler streitig machen. In Summe könnten sie allerdings dadurch das Potenzial noch besser ausschöpfe­n. s bleibt also spannend: Wie kooperativ sind populistis­che Parteien untereinan­der? Wann ist der Pool an Protestwäh­lern wirklich ausgeschöp­ft? Und wer wagt das nächste Regierungs­experiment mit den Blauen?

Kathrin Stainer-Hämmerle lehrt Politikwis­senschaft an der Fachhochsc­hule Kärnten.

„In ihrem Stammland Kärnten werden die Freiheitli­chen nicht derart viele Stimmen von der ÖVP abziehen können.“

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