Zur Ausstellung
„Jean Egger. Revolutionär der modernen Malerei“. Bis 7. 5. im Lentos Linz. Ab 21. 6. im Museum Moderner Kunst Kärnten. www.lentos.at
eher bescheidene Egger-Rezeption. Dass das Lentos selbst nur ein einziges Werk des Künstlers besitzt, ist dafür Indiz genug.
1897 in Hüttenberg als Hans Egger geboren, studierte der Sohn einer Lehrerfamilie zunächst in München, um ab 1916 erstmals mit akademischen Porträtzeichnungen und Landschaftsbildern aufzuzeigen. In der vom Architekten Klemen Breitfuss, ebenfalls ein Kärntner, mit großer Raffinesse gestalteten Schau korrespondieren diese frühen Bilder mit Zeitungsausschnitten und Fotodokumenten aus dem Leben des Kosmopoliten. Nach ausgedehnten Reisen, die ihn etwa zu Edvard Munch nach Skandinavien führten, wurde Egger ab 1924 in Paris sesshaft. Hier lernte er seine in zahlreichen Porträts verewigte Lebensgefährtin Signe Wallin, eine Schwedin, kennen und fand Zugang zu höchsten gesellschaftlichen
Kreisen. Davon zeugt in der Ausstellung unter anderem ein expressives Porträt des französischen Staatsmannes Paul Painlevé. „Rund 40.000 Künstler haben damals in Paris gelebt, dass er sich hier durchsetzen konnte, ist schon bemerkenswert“, sagt Schmutz über den 1929 zum Officier d’Academie geadelten Maler.
Doch auch in seiner Heimat wurde Egger sehr geschätzt. Dies bezeugen Porträts des später zum Nationalsozialisten mutierten Landeshauptmannes
Ferdinand Kernmaier oder des Gurker Bischofs Adam Hefter. Seine eigene Heimatverbundenheit dokumentieren alpine Landschaften sowie zahlreiche Ansichten von St. Martin am Silberberg, wo seine Eltern einen Wohnsitz hatten. Die stilistische Vielfalt von Eggers Bildern reicht dabei vom Postimpressionismus über den Expressionismus bis hin zum Informel, das sich insbesondere in Aquarellen des Jahres 1926 ankündigt. Das Außergewöhnliche seiner Kunst bestehe im „Changieren zwischen Ausdruck
und Innensicht, Stärke und Sensibilität, Vitalität und Melancholie“, schreibt Schmutz im Vorwort zum Katalog, das sie gemeinsam mit MMKK-Chefin Christine Wetzlinger-Grundnig verfasste, in deren Klagenfurter Haus die Ausstellung ab Juni zu sehen ist.
Jean Egger sei jedenfalls „nicht der typisch verarmte Künstler“gewesen, sondern habe seinen eigenen Wert sehr wohl gekannt, sagt Schmutz. 1932 kaufte er ein Haus auf Mallorca, um hier im engen Austausch mit Joan Miró eine zunehmend freie Pinselführung zu praktizieren. Seine Hoffnung, sich auf der Mittelmeerinsel von seinem Lungenleiden zu erholen, blieb leider unerfüllt. 1934 trat er seine letzte Reise an und starb mit nur 37 Jahren kurz nach seiner Heimkehr nach Klagenfurt.
Dass Jean Egger zu den ganz großen Künstlern der Zwischenkriegszeit gehörte, wird auch in der Dauerausstellung des Lentos evident – und zwar im direkten Vergleich mit erstklassigen Gemälden von Oskar Kokoschka, Herbert Boeckl oder Anton Kolig.