Auf der Suche nach jungem Publikum
100 Millionen Euro verteilt das ZDF aus seinem Programmbudget um. Der ORF ist in der Warteschleife.
Bei der Umschichtung von 100 Millionen Euro zugunsten neuer Programme für jüngere Zielgruppen verschont das ZDF auch Dauerbrenner nicht, weil deren Durchschnittspublikum dem stärksten Sender Deutschlands (Spitzenposition mit 14,5 Prozent Gesamtmarktanteil) zu alt erscheint. So werden als erste Schritte die Krimiserien „Soko Hamburg“und „Letzte Spur Berlin“sowie das seit 25 Jahren laufende Promi-Vorabendmagazin „Leute heute“eingestellt.
Im ORF, für den das ZDF ein wichtiger Koproduktionspartner ist, hat das vorerst noch keine Folgen. „Letzte Spur“hatte man ohnehin schon vor Jahren von selbst abgesetzt, „Soko Donau“und „Soko Linz“(ab Mai wird schon Staffel drei gedreht) sind noch nicht in Gefahr. ZDFProgrammdirektorin Nadine Bilke ließ wissen, dass man „im Zuge einer zukunftsfähigen Programmentwicklung verstärkt in Angebote für jüngere Zielgruppen investiere“und „diese strategische Umschichtung“auch zur Folge habe, „dass wir uns von erfolgreichen und lieb gewonnenen Programmen trennen müssen“.
ZDF-Intendant Norbert Himmler erwähnt im Rahmen der Umverteilung das Vorantreiben von neuen „Ausspielwegen“(also Streaming), „um unserem Auftrag in der modernen Welt gerecht zu werden“.
Wie sieht es aber im ORF mit einer Offensive für junge Menschen aus? „Mit ORF 1 hatten und haben wir im Gegensatz zu vielen europäischen öffentlichrechtlichen Sendern immer auch linear ein Angebot für das junge Publikum. Unsere Fiktion-Offensive deckt sich mit den aktuellen Plänen des ZDF. Dadurch ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten für gemeinsame innovative Koproduktionen“, sagt ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz und lässt damit eine Absprache mit dem ZDF durchklingen, ohne
Zahlen zu nennen. Solange noch keine Entscheidung für die künftige ORF-Finanzierung durch die Politik fällt, ist auch das Budget 2024 noch ein Fragezeichen.
Bei den aktuellen Koproduktionen mit dem ORF hat „Der Schwarm“nach dem gleichnamigen Bestseller als aufwendiges Serien-Event (ab Anfang März) großes finanzielles Gewicht. Auch den Landkrimi NÖ („Der Schutzengel“) produzier
te man gemeinsam; dieser lockte durchschnittlich fast 900.000 Zuschauer an, der Marktanteil von 31 Prozent ist ein Rekordwert für die Landkrimi-Reihe. Das ZDF hat noch keinen Ausstrahlungstermin fixiert.
Im Vergleich dazu günstig kommen dem ORF reine Zukäufe beim ZDF, wie etwa bei der beliebten Krimireihe „Marie Brand“; in solchen Fällen darf er allerdings erst nach dem ZDF senden.