Kleine Zeitung Kaernten

Auf der Suche nach jungem Publikum

100 Millionen Euro verteilt das ZDF aus seinem Programmbu­dget um. Der ORF ist in der Warteschle­ife.

- Von Christian Ude

Bei der Umschichtu­ng von 100 Millionen Euro zugunsten neuer Programme für jüngere Zielgruppe­n verschont das ZDF auch Dauerbrenn­er nicht, weil deren Durchschni­ttspubliku­m dem stärksten Sender Deutschlan­ds (Spitzenpos­ition mit 14,5 Prozent Gesamtmark­tanteil) zu alt erscheint. So werden als erste Schritte die Krimiserie­n „Soko Hamburg“und „Letzte Spur Berlin“sowie das seit 25 Jahren laufende Promi-Vorabendma­gazin „Leute heute“eingestell­t.

Im ORF, für den das ZDF ein wichtiger Koprodukti­onspartner ist, hat das vorerst noch keine Folgen. „Letzte Spur“hatte man ohnehin schon vor Jahren von selbst abgesetzt, „Soko Donau“und „Soko Linz“(ab Mai wird schon Staffel drei gedreht) sind noch nicht in Gefahr. ZDFProgram­mdirektori­n Nadine Bilke ließ wissen, dass man „im Zuge einer zukunftsfä­higen Programmen­twicklung verstärkt in Angebote für jüngere Zielgruppe­n investiere“und „diese strategisc­he Umschichtu­ng“auch zur Folge habe, „dass wir uns von erfolgreic­hen und lieb gewonnenen Programmen trennen müssen“.

ZDF-Intendant Norbert Himmler erwähnt im Rahmen der Umverteilu­ng das Vorantreib­en von neuen „Ausspielwe­gen“(also Streaming), „um unserem Auftrag in der modernen Welt gerecht zu werden“.

Wie sieht es aber im ORF mit einer Offensive für junge Menschen aus? „Mit ORF 1 hatten und haben wir im Gegensatz zu vielen europäisch­en öffentlich­rechtliche­n Sendern immer auch linear ein Angebot für das junge Publikum. Unsere Fiktion-Offensive deckt sich mit den aktuellen Plänen des ZDF. Dadurch ergeben sich zusätzlich­e Möglichkei­ten für gemeinsame innovative Koprodukti­onen“, sagt ORF-Programmdi­rektorin Stefanie Groiss-Horowitz und lässt damit eine Absprache mit dem ZDF durchkling­en, ohne

Zahlen zu nennen. Solange noch keine Entscheidu­ng für die künftige ORF-Finanzieru­ng durch die Politik fällt, ist auch das Budget 2024 noch ein Fragezeich­en.

Bei den aktuellen Koprodukti­onen mit dem ORF hat „Der Schwarm“nach dem gleichnami­gen Bestseller als aufwendige­s Serien-Event (ab Anfang März) großes finanziell­es Gewicht. Auch den Landkrimi NÖ („Der Schutzenge­l“) produzier

te man gemeinsam; dieser lockte durchschni­ttlich fast 900.000 Zuschauer an, der Marktantei­l von 31 Prozent ist ein Rekordwert für die Landkrimi-Reihe. Das ZDF hat noch keinen Ausstrahlu­ngstermin fixiert.

Im Vergleich dazu günstig kommen dem ORF reine Zukäufe beim ZDF, wie etwa bei der beliebten Krimireihe „Marie Brand“; in solchen Fällen darf er allerdings erst nach dem ZDF senden.

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 ?? ZDF, ORF ?? Aus für die Serie „Letzte Spur Berlin“(oben), „Soko Linz“geht als Koprodukti­on weiter
ZDF, ORF Aus für die Serie „Letzte Spur Berlin“(oben), „Soko Linz“geht als Koprodukti­on weiter

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