Debütantin mit wichtiger Agenda
Die erste farbige Ministerin in Ostdeutschland kämpft für Toleranz.
Von der Punkerin zur Polizistin, von der Polizeihauptkommissarin zu Thüringens frisch gebackener Ministerin für Justiz, Migration und Verbraucherschutz: Ein Lebenslauf, wie er so in Deutschland – und vermutlich auch anderswo – zuvor noch nicht geschrieben wurde. Doreen Denstädt gelang das Kunststück, für ihre Vita höchst unterschiedliche Ansätze zu wählen. Die 45-Jährige setzte außerdem eine historische Marke: Sie ist die erste farbige Ministerin in Ostdeutschland.
Einst Teil der Erfurter Punkszene, zog es sie später auf die „andere Seite“, um sich an der Polizeischule in Meiningen ausbilden zu lassen – mit der Exekutive habe sie selbst keine negativen Erfahrungen gemacht, betont Denstädt. Die Verwaltungswirtin erfuhr aber am eigenen Leibe, was es im Alltag bedeutet, mit dunkler Hautfarbe in Deutschland zu leben: Rassistische und beleidigende Hetze, wie sie heute völlig ungehemmt im Internet ausgedünstet wird, schlug auch ihr entgegen: „Das ist das, was Frauen mit Migrationsgeschichte tagtäglich erleben. Ich finde es gut, dass das jetzt stärker gesehen wird“, sagte Denstädt selbst dazu. Die Attacken gegen sie wurden derart heftig, dass die Polizei ermittelt. Die zweifache Mutter erfährt derzeit aber auch viel Zuspruch: „Es haben sich unfassbar viele Menschen gemeldet, die stolz auf mich sind und auch Hoffnungen mit mir verbinden.“Eben diese Thematik, nämlich der Kampf gegen Intoleranz und Hetze, soll eine wichtige Agenda für Denstädt werden: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erwartet von ihr, dass sie den Aufbau eines schon seit Langem im Kabinett verabredeten Landesamts für Migration zur vordringlichen Aufgabe macht: Die Grüne, die bekennt, eine „große Klappe“zu haben, „genießt keinen Welpenschutz“, so Ramelow. Die in der DDR geborene Tochter einer Thüringer Mutter und eines Vaters aus Tansania hat eine wichtige Agenda – und nun das richtige Amt, um dafür zu kämpfen.