Kleine Zeitung Kaernten

Noch viele offene Fragen im Umgang mit Kohlendiox­id

Norwegen plant gigantisch­en CO2-Speicher unter See.

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Das CO2 aus der Luft oder direkt aus den Verbrennun­gsprozesse­n abzuscheid­en, ist die eine Sache. Die zweite Frage ist, wo das Gas dann verbleiben soll. Eine Möglichkei­t: Das CO2 kann unterirdis­ch, etwa in leeren Öl- und Gaslagerst­ätten, eingespeic­hert werden. Während Derartiges in Österreich wie auch in Deutschlan­d verboten ist, will Norwegen daraus ein riesiges Geschäftsm­odell entwickeln. Im Sommer stellte Ministerpr­äsident Jonas Gahr Støre das Projekt Northern Lights vor. Demnach soll verAls 2021 jährlich 4000 Tonnen CO2 aus der Luft einsaugt und unterirdis­ch einspeiche­rt.

Um die Chance auf das Erreichen der Pariser Klimaziele zu wahren, müssten derartige Methoden bis 2030 um den Faktor 30 gesteigert werden, bis 2050 sogar um den Faktor 1300, rechnen die Wissenscha­ftler vor. Minx ist sich sicher: „Es existieren inzwischen eine Menge technische­r Lösungen dafür. Die größte Herausford­erung ist es, dafür jetzt einen politische­n Rahmen zu schaffen, der nicht länger warten kann.“

Erforderli­ch ist dafür freilich auch eine Menge Geld und – je nach System – mitunter auch viel (grüne) Energie. Bislang belaufen sich die Kosten für die CO2-Entnahme auf mehrere Hundert bis Tausend Euro je Tonne. „Die Lernkurven sorgen aber dafür, dass die Technologi­en günstiger werden und sich irgendwann mit den Kosten für die CO2-Vermeidung schneiden“, erklärt Minx. flüssigtes CO aus ganz Europa

2 verschifft werden, um es tief unter dem Grund der Nordsee endzulager­n. Derartige Lagermetho­den gelten grundsätzl­ich als kaum riskant. Was es freilich nicht gibt, sind verlässlic­he Aussagen über die Lagerfähig­keit über Jahrhunder­te hinweg. Eine zweite Möglichkei­t ist die stoffliche Verwertung des CO2, etwa durch Umwandlung in Baumateria­lien. Die Schwierigk­eit dabei: Es ist kaum überblickb­ar, ob der Kohlenstof­f dauerhaft in den Stoffflüss­en bleibt oder nicht später wieder entweicht.

Ersatz für das Einsparen von Emissionen sehen die Forscher die CO2-Entnahme aus der Atmosphäre jedoch nicht. „Man muss klar festhalten: Das ist keine Entweder-Oder-Frage“, sagt Studienaut­or Oliver Geden von der Stiftung Wissenscha­ft und Politik in Berlin. Die CO2-Entnahme sei ebenso wie der Abbau der Emissionen jedenfalls ein Muss.

„Ein Netto-Null- Emissionsz­iel, dem sich bislang rund

120 Staaten verschrieb­en haben, setzt eine solche Entnahme ja voraus, weil ein gewisses Grundmaß an Emissionen immer überbleibe­n wird“, sagt der renommiert­e Forscher. Sinkt der globale Treibhausg­asausstoß allerdings weiterhin nicht oder nur in geringem Ausmaß, sind die Klimaziele auch mit CO2-Entnahmen nicht mehr zu retten.

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SWP Kein EntwederOd­er: Oliver Geden

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