Frühling in der Stadt der Liebe
Sich einlassen auf Paris, mit allen Sinnen – wann, wenn nicht im Lenz ließe man sich gerne wieder von der Stadt an der Seine verzaubern.
Une coupe de champagne“– wie leicht geht die Bestellung von den Lippen in der Stadt der Liebe, die Leidenschaft für Kunst und Kultur gleichermaßen wie jene zum Genuss entfacht. Prickelnder Champagner – ausnahmsweise im George V, dem Inbegriff des Luxus nahe der Champs Élysées, den sich der Durchschnittstourist nur als Blick auf die Fassade leisten kann. 30 bis 40 Euro nimmt man für das Glas in der Bar. Gratis dazu der Blütentraum in der Lobby des Edel-Hotels, täglich frühmorgens frisch arrangiert.
Für gewöhnlich geben wir Normalsterbliche es billiger. Der Champagner schmeckt auch am Markt, dort werden dazu herrliche Austern serviert. Ellis war mein Kompass. Viele Jahre lang lebte die Freundin in Paris, und oft habe ich sie besucht. Eine Erkenntnis: Am schönsten wird der Städtetrip dann, wenn Eiffelturm, Louvre und Seine-Fahrt schon abgefrühstückt sind.
Der Frühling naht, und damit die Blütenpracht. Der Jardin du Luxembourg zählt nicht gerade zu den Geheimtipps der Stadt, doch die wärmenden Sonnenstrahlen lassen das Unbequeme der Gartenmöbel vergessen. Vor genau 100 Jahren wurden die Stühle von den Werkstätten der Stadt entworfen, und sind noch heute im Einsatz.
Mein Lieblingsplatz: der Rodin-Garten. Im Blickkontakt mit dem „Denker“des berühmten Bildhauers macht das Hirn Pause, gibt sich das Auge dem Charme der von Skulpturen bevölkerten Parkanlage hin. Nicht weit von hier die Esplanade des Invalides, der große Park, in dem die Sonnenanbeter lagern.
Lust auf Wasserspiele? Stararchitekt Frank Gehry hat mit der Fondation Louis Vuitton im Auftrag des Taschen-Tycoons einen Kunsttempel geschaffen, der schon für sich ein Kunstwerk ist. Eine „Glaswolke“ummantelt die Fassade, sie erinnert an die Segel eines Schiffs. Ein Wasserfall sorgt für erfrischendes Nass, die Aussicht von den Terrassen ist phänomenal.
Das Gegenstück: die Ateliers des Lumières. Eine riesige leere Halle, durchdrungen von Licht und Musik. Projektionen von allen Seiten auf Beton-Wände und Säulen, Bilder, zerfließend in Mosaiksteine und wieder zusammengefügt zu einem Ganzen, das den Besucher eindringen lässt in die Essenz der Werke
großer Künstler – ab 16. Februar in jene von Marc Chagall.
Jüngste Eroberung: die Pinault Collection in der liebevoll restaurierten alten Börse, ein Kreis im Kreis, in dem und um den seit 2021 die Besucher zirkulieren. Zeitgenössische Kunst, spektakulär präsentiert.
Die Radtour durch den Stadtteil Marais mit Tourguide Melissa führt tags darauf in eine Bar im Quartier Latin, denn abends verschreibt sich Melissa dem Jazz. Ihre Musik verbindet sich mit meinem Paris, die schmeichelnden, rauchigen Töne hallen lange nach.