Die Pracht der Klagenfurter Tracht
Diese Tracht steht der Landeshauptstadt gut: Im Heimatwerk kann man sich die Wörthersee Sonntagstracht und Festtagstracht und das Klagenfurter Sommerdirndl schneidern lassen.
Die Kundin des Heimatwerkes in Klagenfurt weiß, was sie will. Zwei Schneiderinnen sollen ihr eine Wörthersee Sonntagstracht auf den Leib schneidern. Zuerst wird entschieden, welche Stoffe und Farben verwendet werden, dann wird Maß genommen. Was einfach erscheint, ist in Wirklichkeit mit viel Arbeitsaufwand und Fingerfertigkeit verbunden.
Oberteil und Rock der Sonntagstracht sind in Schwarz gehalten, die Schürze aus grüner Seide. Charakteristisch sind die beiden
Samtbänder um den eckigen Ausschnitt, die schwarz geschliffenen Glasknöpfe und die Zweiteilung der Tracht. Das Oberteil wird aus Seide hergestellt, der Rock aus Wolle. Es geht noch edler: Bei der Wörthersee Festtagstracht werden Rock und Oberteil aus Seide geschneidert und am Rockende zwei Samtbänder mit einer Breite von neun Millimetern aufgenäht. Erfahrene Schneiderinnen brauchen 20 bis 30 Stunden für eine Wörthersee Sonntagstracht oder Festtagstracht.
„Besonders aufwendig sind zum Beispiel ,Froschgoscherln’. Dabei wird der Stoff so gerafft, dass daraus Rüschen geformt werden. Das kann man nur händisch machen und ist entsprechend aufwendig“, sagt Elisabeth Opetnik, zuständig für Markenentwicklung und Design im Heimatwerk.
Verwendet werden ausschließlich österreichische Trachtenstoffe. Man ahnt es: Ganz billig ist so eine Tracht nicht. Sie kostet im Heimatwerk durchschnittlich 1600 Euro. „Die Preise für Maßanfertigungen variieren je nach Wünschen der Kundin“, sagt
Opetnik. Auch die Wahl des Stoffes – ob Halbseide, Seide, Wolle oder Baumwolle – macht preislich einen Unterschied. „Gewisse Arbeitsschritte werden mittlerweile maschinell gemacht, wie etwa das Knopfloch. Aber die Hauptarbeit findet noch immer händisch statt“, sagt Filialleiterin Susanne Obersteiner.
Besonders bei den jungen Kundinnen ist das Klagenfurter Sommerdirndl beliebt. „Es wird in der Regel nicht von Hand gefertigt, ist dadurch günstiger und besteht aus bedrucktem Baumwollstoff“,
Eine Tracht muss drei Generationen lang getragen werden. Also 60 Jahre lang. Erst dann wird sie zu einer originalen Tracht. Wolfgang Lattacher
Obersteiner. Nur den eckigen Ausschnitt, der typisch für die Seeregion ist, hat es mit der Wörthersee Sonntagstracht und Festtagstracht gemein.
Die drei Klagenfurter Varianten zählen (noch) nicht zu den originalen Trachten. „Eine
Tracht muss drei Generationen lang getragen werden. Also 60 Jahre. Erst dann kommt sie ins Trachtenarchiv und wird so zu einer originalen Tracht. Das Dirndl kann
nie zur Tracht werden“, sagt Wolfgang Lattacher. Er ist Obmann des Brauchtumsverbandes Kärnten und war, neben Inge Mairitsch und Ernestine Taferner, Schöpfer der Klagenfurter Trachten und Dirndl.
Inspirationen fanden sie südlich der Drau. „Es wurden Teile der Rosentaler Alttracht für die Wörthersee Tracht übernommen. Wie die Gürtelkette und die Bodenhaube“, erklärt Lattaerklärt
cher. Das Tragen von Dirndl und Tracht wurde in den letzten Jahren wieder zum Trend. Das zeigt sich auf Kirchtagen und Zeltfesten. Die klassische Ausführung der Tracht, mit Kopfbedeckung und Gürtelkette, sieht man dagegen selten. „Jüngere Leute kaufen kaum Trachten, sie sind schlichtweg zu teuer“, sagt Obersteiner.
Zwei Generationen fehlen der Wörthersee Sonntagstracht und Festtagstracht noch, um als Original zu gelten. Die Zeit wird weisen, ob sie die Aufnahme ins Trachtenarchiv schaffen.