Kleine Zeitung Kaernten

TikTok ist der Türöffner zur Opernwelt

Analoges Opernhaus trifft digitale Kurzweile: „Staatsoper­n-Influencer­in“Josi Palla vermittelt zwischen den zwei Welten.

- Von Thomas Götz Josi Palla ist

ine halbe Stunde schon hat Josi Palla nicht auf ihr Handy geschaut. „Es ist eine Sucht“, hat sie gerade über ihr Verhältnis zu TikTok erzählt, und trotzdem sind keine Anzeichen von Entzug zu bemerken. Seit vielen Jahren „entspannt“sich die Zwanzigjäh­rige mit Blick auf den Kanal, auf dem alles, was länger als 15 Sekunden dauert, mit Nichtachtu­ng bestraft wird. Seit fast zwei Jahren nun wirbt sie dort für eine Institutio­n, die analoger nicht sein könnte: die Wiener Staatsoper.

Eneben ihrem Publizisti­k-Studium „Staatsoper­n-Influencer­in“auf TikTok. In diesen Tagen bedeutet das, den Opernball für ihre App aufzuberei­ten. Wie kann man ein gar nicht jugendlich­es Ereignis für eine Altersgrup­pe zwischen 12 und 25 Jahren interessan­t machen, fragt sie sich und sucht jeden Tag wieder nach Antworten.

„Wir brauchen einen TikTokAcco­unt, wenn wir ein anderes Publikum ins Haus bringen wollen“, begründet Hemma Gritsch, die im Marketingt­eam für die Website, Social Media und Onlinemark­eting verantwort­lich ist, die Anwerbung der jungen Frau. „Ich bin 37 und nicht das Gesicht, das man auf TikTok sehen möchte, um sich damit zu identifizi­eren.“So ging man auf die Suche und fragte Josi, die damals noch in die Schule ging, ob sie jemanden kenne. „Ich kenn mich, und ich trau mir das eigentlich

Begann als Schülerin: Influencer­in Josi Palla zu“, erwiderte sie. Seither widmet Josi rund zehn Stunden ihrer Woche dem Haus am Ring.

Früher hat sie Oper nicht interessie­rt. Diesbezügl­iche Anfragen der Eltern beschied sie abschlägig. Zu lange, zu fad. „Ich war anfangs die Zielgruppe, die wir ansprechen wollten – also niemand, der reinkommt und sich auskennt.“Junge, offene Leute, die bisher keinen Grund gesehen haben, sich für Oper zu interessie­ren, weil sie nicht wussten, was sie da alles erwartet außer Dresscodes und lästige Verhaltens­vorschrift­en.

Immer wieder gehen die beiden vor der Vorstellun­g ins Foyer und fragen „casual“gekleidete Leute, ob sie sie filmen dürften. Seht, so kann man auch in die Oper gehen, ist die Botschaft.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria