Kunterbunt: die Welt der Gehölze
Gelb, Orange, Knallrot: die Rinden zahlreicher Gehölze können optisch weitaus mehr, als man glauben will.
enn Sie einen Baum malen, welche Farbe hat die Rinde? Braun? Dann sollten Sie zahlreiche Gehölze noch einmal genauer betrachten, denn sie zeigen erstaunlich vielfältige Farben und Strukturen. Doch diese fallen in Frühling und Sommer nicht weiter auf, weil sie vom Laub verdeckt werden. „Mit den bunten Rinden der Purpur-Hartriegel kommen leuchtende Farben von Gelb über Orange bis hin zu Knallrot ins Spiel“, erklärt Landschaftsarchitektin Daniela Toman. Manche Rinden sind sogar weiß. Der bekannteste Vertreter des weißen Stammkleides ist die Birke (Betula).
Wsetzen mehr auf Strukturen. „Einen Kirschbaum mit seinen waagerecht verlaufenden Korkzellen, den sogenannten Lentizellen, erkennt man auch im Winter schnell“, sagt Peter Berg, Gartendesigner und Buchautor. Sein Tipp ist die Mahagoni-Kirsche (Prunus serrula). Diese Zierkirsche trägt eine rot-braun glänzende Rinde, die mit Querstreifen dekoriert ist. Dazu rollt sie sich noch wie dünnes Papier ab, bevor sie abfällt.
Farblich sowie strukturell ähnlich schmückt sich der ZimtAhorn (Acer griseum). Auch er rollt seine Rinde ab. Das erinnert an den Zimtbaum – und erklärt damit auch den deutschen Namen. Für einen kleineren Garten empfiehlt Gartendesignerin Daniela
Toman den Schlangenhaut-Ahorn (Acer callipes). „Dieses Gehölz zeichnet sich, wie der Name schon andeutet, durch eine auffallend gefurchte Rinde mit weißen Längsstreifen aus“, beschreibt die Landschaftsarchitektin. Der Baum bleibt klein oder wächst gar strauchig mit mehreren Stämmen.
Andere Beispiele für schönen Rindenschmuck wären unter anderem der Korkflügelstrauch (Euonymus alatus) und ältere Exemplare des Feld-Ahorns (Acer campestre).
Beeindruckend ist manchmal aber auch die Aststruktur selbst, etwa die gedrehten Zweige der Korkenzieher-Haselnuss (Corylus avellana „Contorta“). Der dichte Strauch wirkt im Winter fast wie ein Lockenschopf. Ein Tipp für kleine Gärten ist die Sorte „Medusa“. Sie bleibt mit maximal zwei Metern Höhe vergleichsweise klein und eignet sich sogar für die Bepflanzung von Kübeln auf dem Balkon.
Damit man die winterliche Pracht auch genießen kann, sollten Gehölze mit Rindenschmuck so positioniert werden, dass man sie beim Blick aus dem Fenster sieht. Ein weiterer Tipp der Gartendesignerin Daniela Toman ist ein stimmiges Umfeld. „Vor der ruhigen, dunkelgrünen Kulisse von immergrünen Pflanzen wie Eiben und Rhododendron fallen die Rin
Wie überwintere ich den Oleander?
denmerkmale besonders gut auf.“Für ihren Kollegen Peter Berg spielt die farbliche Abstimmung der benachbarten Pflanzen eine wichtige Rolle. Neben rotlaubigen Bergenien (Bergenia-Hybride) und Purpurglöckchen (Heuchera-Hybride) kommen beispielsweise die roten Triebe des rotrindigen Hartriegels stärker zur Geltung.
(Helleborus niger) passen zu den Birken und setzen zugleich einen
Akzent, weil sie auch im Winter blühen. Alternativ kann man Birken mit Erika (Erica) und Gräsern unterpflanzen. „So entsteht ein Gartenbild, das an skandinavische Landschaften erinnert“, so Peter Berg. Auch das Licht im Garten kann so manches Merkmal der Rinden wunderschön in den Fokus rücken. Wenn zum Beispiel das flach stehende Sonnenlicht in den Wintermonaten die Zweige der Rosen mit großen Stacheln durchleuchtet, fällt ihre die Wehrhaftigkeit besonders auf. Ein Tipp: Gerade die Stacheldraht-Rose (Rosa omeiensis var. pteracantha), eine aus China stammende Wildart, ist mit großen roten Dornen dann ein Blickfang. Aber die Pflanzen brauchen auch die richtige Pflege, um besser aufzufallen. Peter Berg rät, das Astgerüst durch einen Schnitt so zu gestalten, dass der Blick auf den Stamm gelenkt wird. Für die Felsenbirne (Amelanchier) bietet sich etwa eine schirmförmige Krone an, da diese den Blick auf das Gehölz lenkt.
sollte man regelmäßig im Frühling zurückschneiden. „Das regt den Neuaustrieb an“, erläutert Daniela Toman. Und das intensiviert die Wirkung des Gehölzes, denn die ein- und zweijährigen Triebe des Hartriegels haben eine kräftige Rindenfärbung. Außerdem sollte man den Boden rund um den Hartriegel nach dem Schnitt mit nahrhafter Komposterde abdecken. Manchmal braucht es auch schlicht nur Geduld. „Häufig wird die Rinde eines Baumes erst im Alter besonders attraktiv“, so Berg. Etwa beim Amberbaum (Liquidambar styraciflua), Eisenholzbaum (Parrotia persica) und der Eibe (Taxus baccata).