Jetzt kommt Bewegung in die Klasse
Die „tägliche Bewegungseinheit“, die in zehn Regionen läuft, soll weiter ausgerollt werden. Ein neuer Versuch in der ewigen Diskussion.
ine tägliche Turnstunde könnte eine gute Wirkung hervorbringen und die Jugend vor mancherlei Krankheiten […] bewahren“, schrieb schon 1890 die „Neue Freie Presse“. 134 Jahre später bleibt das bisweilen eine Forderung. 2003 wurden Sporteinheiten an Schulen sogar aus Spargründen gekürzt, 2012 stimmten dann wiederum alle Nationalratsparteien für eine tägliche Turnstunde, umgesetzt wurde diese nicht. Im März 2024 kann nun das Volksbegehren „Tägliche Turnstunde“unterschrieben werden.
Fest steht, Österreichs Kinder bewegen sich zu wenig. Die Anzahl österreichischer Schülerinnen und Schüler mit Übergewicht steigt seit 2014 ständig – über alle Altersgruppen (Studie: Health Behaviour in Schoolaged Children 2022).
Sportminister Werner Kogler (Grüne) und Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) starteten
Evor zwei Jahren einen neuen Versuch, um die Bewegungszeiten von Kindern (Zielgruppe zwei bis 14 Jahre) zu erhöhen. Das Pilotprojekt „tägliche Bewegungseinheit“läuft noch bis zum Sommer in zehn Testregionen in allen Bundesländern. 325 Pflichtschulen und Kindergärten nehmen derzeit teil.
Die Zwischenbilanz fällt, auf Nachfrage bei den beiden Ministerien, äußert positiv aus. Lehrkräfte, Eltern und Schüler würden die Maßnahme begrüßen. Die Schulen hätten auch einen Zusammenhang „hinsichtlich der Konzentrationsfähigkeit und des daraus besseren Lernerfolgs“
gemeldet, meint etwa Oliver Kölli, Leiter der Bildungsregion Südweststeiermark (Leibnitz ist eine der Testregionen).
Daher soll das Projekt (für Pflichtschulen und auch Kindergärten) ab Herbst weiter ausgerollt werden. Schulen können ihren Bedarf nach „Bewegungscoaches“– wie es sie im Pilotprojekt schon gibt – melden. Die Sportdachverbände ASKÖ, ASVÖ und Sportunion stellen diese. Vom Bund ist ein gewisses Budget vorgesehen.
Eine „schrittweise“Ausrollung erfolgt deswegen, weil laut Sportministerium „erst mehr und mehr Bewegungscoaches akquiriert und pädagogisch geschult werden müssen.“Sie ersetzen auch keine Turnlehrer. Die Bewegungseinheiten sollen zusätzlich zum Sportunterricht abgehalten werden, sodass eine Klasse insgesamt auf vier Bewegungseinheiten pro Woche kommt.
Kinder verbinden Lernen mit Bewegung, warum bringen wir ihnen bei, das zu vergessen?
Bewegungswissenschaftler
Doch braucht es dazu nicht auch einen Ausbau der Turnsäle? Die bisherige Erfahrung aus den Testregionen würde zeigen, dass es schwierig sei, aber machbar mit den bestehenden Kapazitäten. „Eine tägliche Turnstunde ginge sich aber von den Ressourcen und vom Lehrpersonal her nicht aus“, so das Sportministerium.