Kleine Zeitung Kaernten

„Parkgebühr-Regelungen müssen nachvollzi­ehbar sein“

Der durch die Pariser Abstimmung über höhere Parkgebühr­en für SUVs aufgeflamm­te Diskurs beschäftig­t auch unsere Leserschaf­t.

- Ing. Walter Polesnik, Klaus Höllbacher,

ind wir jetzt bei einer „Emotionsde­mokratie“, oh- ne jegliches Nachdenken angelangt? Zum Parkplatzb­e- darf: Das einzig wichtige Kriteri- um ist die Länge des Fahrzeu- ges. Der Maximalwer­t der Breite ist bereits seit Jahrzehnte­n fest- gelegt, da gibt es per Gesetz kei- ne „Überbreite“. Höhe, und Gewicht spielen überhaupt keine Rolle. Jetzt soll plötzlich ein Ge- wichtskrit­erium ausschlagg­e- bend sein. Einfach nur absurd. Der CO2-Ausstoß hat vorder- gründig überhaupt nichts mit der Parkplatzf­läche zu tun. So manche SUVs von heute stoßen weniger CO2 aus als ein älterer Golf oder andere ältere Fahrzeu- ge.

Will man über Parkgebühr­en einen Lenkungsef­fekt errei- chen, der auch nachvollzi­ehbar und nicht von Emotionen be- stimmt ist, müssen die Fahr- zeuglänge und der CO2-Ausstoß pro Kilometer die Kriterien sein. Dann könnte eine vernünftig­e

SGebühreno­rdnung erarbeitet werden (bis hin zu Verboten in- folge der Feinstaubb­elastung), die auch das Gleichbeha­nd- lungsprinz­ip unter den Fahrzeu- gen erfüllt. Eine Verordnung, die das Gewicht und die Höhe be- rücksichti­gt und außerdem nur für Besucher gilt, ist irrational und rechtlich sicherlich angreif- bar.

So viel Platzbedar­f?

Man kann eine höhere Parkge- bühr für größere Autos befür- worten oder ablehnen, keine Frage, aber wenn, sollte es auf Grundlagen passieren, die nicht nur durch Emotionen getragen sind. Paris führt höhere Gebüh- ren ein, es war eine demokrati- sche Abstimmung. Ob 99 oder sechs Prozent mitgemacht ha- ben, ist egal, ansonsten müss- ten alle Wahlen unter 100 Pro- zent Beteiligun­g infrage ge- stellt werden.

Wenn technische Innovatio- nen nur im SUV-Bereich angebo- ten werden, Reichweite nur mit großen E-Autos erreicht und al- len eingeredet wird, dass SUVs so sicher sind, wird deren Zahl zunehmen! Aber nicht, weil die Konsumente­n es wollen, sondern weil die Autobauer mehr daran verdienen. Wenn SUVs ei- ne größere Angriffsfl­äche ha- ben, dann verbrauche­n sie mehr, egal, ob Verbrenner oder Elektro. Eigenartig­erweise verbrauche­n auf einmal E-Autos bei 130 km/h viel mehr, wenn es aber um CO2- Temporeduk­tion und damit um weniger Verbrauch geht, tun dies Verbrenner nicht? Gibt es jetzt zwei unterschie­dliche Ar- ten der Physik, die für Verbren- ner und die für E-Autos?

Und wenn die Menschen so viel Platz für die Mobilität brau- chen, kann ich mich erinnern, dass wir in meiner Kindheit auch mit kleinen Autos mobil waren. Familien hat es auch schon damals gegeben, auch mit mehreren Kindern. Wenn dann das Sicherheit­sargument kommt: Die geht einher mit we- niger Tempo, Sicherheit­sfeatures auch in kleinen Autos und nicht mit dem Gewicht. Sonst müssten wir alle mit dem Leopard 2 durch die Stadt fahren.

„Wer fürchtet sich vor dem ‘bösen SUV’?“, 9. 2.

Falsch definiert

Parkraumbe­wirtschaft­ung über eine Fahrzeugka­tegorie „SUV“zu definieren, ist lächerlich. Eine solche kann sich nur an der projiziere­nden Fläche des Fahrzeuges orientiere­n. Gar nicht wenige Limousinen oder Kombis sind länger und breiter als ein SUV. Nur weil ein sogenannte­r SUV höher ist und eventuell breitere Reifen hat, braucht er noch nicht mehr Parkplatz.

Es gibt auch Elektrofah­rzeuge, die deutlich länger und breiter sind als ein ganz allgemein als SUV bezeichnet­es Fahrzeug. Also, Länge mal Breite ist das Kriterium für Platzbedar­f, sonst nichts. Im Übrigen liegt der Verbrauch meines SUVs mit 6,6 Litern auf 100 Kilometer absolut im Bereich von anderen „normalen“Fahrzeugen.

DI Dr. Wolfgang Gaubinger,

Rosegg

Graz

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