„Parkgebühr-Regelungen müssen nachvollziehbar sein“
Der durch die Pariser Abstimmung über höhere Parkgebühren für SUVs aufgeflammte Diskurs beschäftigt auch unsere Leserschaft.
ind wir jetzt bei einer „Emotionsdemokratie“, oh- ne jegliches Nachdenken angelangt? Zum Parkplatzbe- darf: Das einzig wichtige Kriteri- um ist die Länge des Fahrzeu- ges. Der Maximalwert der Breite ist bereits seit Jahrzehnten fest- gelegt, da gibt es per Gesetz kei- ne „Überbreite“. Höhe, und Gewicht spielen überhaupt keine Rolle. Jetzt soll plötzlich ein Ge- wichtskriterium ausschlagge- bend sein. Einfach nur absurd. Der CO2-Ausstoß hat vorder- gründig überhaupt nichts mit der Parkplatzfläche zu tun. So manche SUVs von heute stoßen weniger CO2 aus als ein älterer Golf oder andere ältere Fahrzeu- ge.
Will man über Parkgebühren einen Lenkungseffekt errei- chen, der auch nachvollziehbar und nicht von Emotionen be- stimmt ist, müssen die Fahr- zeuglänge und der CO2-Ausstoß pro Kilometer die Kriterien sein. Dann könnte eine vernünftige
SGebührenordnung erarbeitet werden (bis hin zu Verboten in- folge der Feinstaubbelastung), die auch das Gleichbehand- lungsprinzip unter den Fahrzeu- gen erfüllt. Eine Verordnung, die das Gewicht und die Höhe be- rücksichtigt und außerdem nur für Besucher gilt, ist irrational und rechtlich sicherlich angreif- bar.
So viel Platzbedarf?
Man kann eine höhere Parkge- bühr für größere Autos befür- worten oder ablehnen, keine Frage, aber wenn, sollte es auf Grundlagen passieren, die nicht nur durch Emotionen getragen sind. Paris führt höhere Gebüh- ren ein, es war eine demokrati- sche Abstimmung. Ob 99 oder sechs Prozent mitgemacht ha- ben, ist egal, ansonsten müss- ten alle Wahlen unter 100 Pro- zent Beteiligung infrage ge- stellt werden.
Wenn technische Innovatio- nen nur im SUV-Bereich angebo- ten werden, Reichweite nur mit großen E-Autos erreicht und al- len eingeredet wird, dass SUVs so sicher sind, wird deren Zahl zunehmen! Aber nicht, weil die Konsumenten es wollen, sondern weil die Autobauer mehr daran verdienen. Wenn SUVs ei- ne größere Angriffsfläche ha- ben, dann verbrauchen sie mehr, egal, ob Verbrenner oder Elektro. Eigenartigerweise verbrauchen auf einmal E-Autos bei 130 km/h viel mehr, wenn es aber um CO2- Temporeduktion und damit um weniger Verbrauch geht, tun dies Verbrenner nicht? Gibt es jetzt zwei unterschiedliche Ar- ten der Physik, die für Verbren- ner und die für E-Autos?
Und wenn die Menschen so viel Platz für die Mobilität brau- chen, kann ich mich erinnern, dass wir in meiner Kindheit auch mit kleinen Autos mobil waren. Familien hat es auch schon damals gegeben, auch mit mehreren Kindern. Wenn dann das Sicherheitsargument kommt: Die geht einher mit we- niger Tempo, Sicherheitsfeatures auch in kleinen Autos und nicht mit dem Gewicht. Sonst müssten wir alle mit dem Leopard 2 durch die Stadt fahren.
„Wer fürchtet sich vor dem ‘bösen SUV’?“, 9. 2.
Falsch definiert
Parkraumbewirtschaftung über eine Fahrzeugkategorie „SUV“zu definieren, ist lächerlich. Eine solche kann sich nur an der projizierenden Fläche des Fahrzeuges orientieren. Gar nicht wenige Limousinen oder Kombis sind länger und breiter als ein SUV. Nur weil ein sogenannter SUV höher ist und eventuell breitere Reifen hat, braucht er noch nicht mehr Parkplatz.
Es gibt auch Elektrofahrzeuge, die deutlich länger und breiter sind als ein ganz allgemein als SUV bezeichnetes Fahrzeug. Also, Länge mal Breite ist das Kriterium für Platzbedarf, sonst nichts. Im Übrigen liegt der Verbrauch meines SUVs mit 6,6 Litern auf 100 Kilometer absolut im Bereich von anderen „normalen“Fahrzeugen.
DI Dr. Wolfgang Gaubinger,
Rosegg
Graz