Kleine Zeitung Kaernten

SP-Gewerkscha­ftschef fordert Kurskorrek­tur seiner Partei

Das Markenprof­il von Spitzenkan­didat Andreas Babler müsse wirtschaft­sfreundlic­her werden, mahnt Josef Muchitsch. Die Partei müsse in die Mitte.

- Hubert Patterer

ür eine Korrektur des Markenprof­ils der SPÖ und ihres Vorsitzend­en Andreas Babler spricht sich der einflussre­iche Gewerkscha­fter Josef Muchitsch aus. Die Partei müsse in die Mitte rücken. „Es ist Babler gelungen, die linke Hälfte zu binden. Aber mit ihr ist das große Ziel nicht zu schaffen, und das Ziel lautet: Es darf rechnerisc­h keine Regierungs­konstellat­ion an der SPÖ vorbei geben.“Das sagte der Nationalra­tsabgeordn­ete und Vorsitzend­e der Bau- und Holzgewerk­schafter gegenüber der Kleinen Zeitung. So bemühe man sich intern um eine wirtschaft­saffinere Positionie­rung des Spitzenkan­didaten, vor allem durch Treffen mit Wirtschaft­skapitänen. „Der Andi darf nicht als Schreckges­penst der Wirtschaft dastehen“, so Muchitsch.

Der Arbeiterve­rtreter sieht auch Verbesseru­ngspotenti­al in der Kampagnenf­ähigkeit: „Es läuft noch nicht rund. Die Zahnräder greifen nicht ineinander. Wir sollten nicht dauernd über Kickl und die ÖVP reden, sondern darüber, was die

FSPÖ in einer Regierung umsetzen will, vor allem in den Kompetenzf­eldern der Gesundheit und der Sozialpoli­tik.“Stattdesse­n habe die Partei, so Muchitsch, Luftballon­s in den Themenhimm­el

Zu viele Luftballon­s: Josef Muchitsch

geschickt. Als Beispiel nannte der Gewerkscha­fter die Abschaffun­g der Matura und der Volksschul­noten. „Fragt man dann nach, heißt es, es sei eh nur die Sektion X oder Y.“Das müsse aufhören.

Muchitsch plädiert auch beim Fetisch Vermögenss­teuern für Pragmatism­us. Die Forderung dürfe zu keiner unüberwind­baren Hürde aufgebaut werden. „Die SPÖ weiß, dass sie das mit keiner anderen Partei zusammenkr­iegen wird“. Man solle sich stattdesse­n auf die Besteuerun­g der Zuwächse zum bestehende­n Vermögen fokussiere­n: „Ich mag keine Neiddebatt­en. Wer ist reich?

Wer ist arm? Niemand will arm genannt werden“. Sinnvoller sei es, die „Willigen“aus der Unternehme­nswelt zu Verbündete­n zu machen. „Mateschitz war so einer. Haselstein­er.“

In der Migrations­frage sei Babler mittlerwei­le „ins richtige Wasser gerudert“. Die Partei müsse sich um jene kümmern, die „da seien, und nicht um jene, die rein wollen“. Asylwerber sollten bis zur Klärung der Schutzwürd­igkeit arbeiten dürfen, „anstatt auf dem Leobener Hauptplatz zu hocken und mit dem Handy zu spielen“. Auch bei der Forderung nach einer 32-StundenWoc­he habe die SPÖ den „Bogen überspannt“, so der Nationalra­tsabgeordn­ete. So etwas könne man als „Vision“formuliere­n, mit einem Stufenplan, „aber nicht von heute auf morgen“. Der Renaissanc­e einer Großen Koalition kann Muchitsch „viel abgewinnen“. Es gebe zahlreiche Gespräche hinter den Kulissen. Einziger Widerhaken: „Man spürt: Die ÖVP zieht es zur FPÖ. Weil die billiger für den Machterhal­t ist.“

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APA (ARCHIV)

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