Kein Ende der Narrenzeit
NBfürchtet, dass die heutigen Aschermittwochsreden ein politischer Tiefpunkt werden. och bevor Inhalt und zweifelhafter Wortwitz der politischen Aschermittwochsreden bekannt sind, macht sich Ernüchterung breit. Denn für Wunder ist es am Beginn der Fastenzeit noch zu früh. Zu befürchten sind heute eine Verhöhnung der politischen Mitbewerber (und künftigen Koalitionspartner), der Wählerintelligenz spottende Versprechen und eine gnadenlose Selbstüberhöhung zulasten der Glaubwürdigkeit der gesamten Politik. Es wird höchstwahrscheinlich ein Tiefpunkt im längsten aller noch nicht begonnenen Wahlkämpfe. Hoffentlich bleibt uns nicht der Heringsschmaus im Halse stecken!
Erstmals stehen die drei Anwärter aufs Kanzleramt mit ihren Sprachbildern im direkten Aschermittwochsduell. Wobei die jeweils gewählte Bühne ein Spiegelbild der Ausgangslage ist. FP-Chef Herbert Kickl agitiert routiniert in der Jahnturnhalle in Ried im Innkreis vor ausverkaufter Kulisse mit 2000 Anhängern. Unterstützen wird ihn LH-Vize Manfred Haimbuchner. Zwischen die beiden passt inzwischen kein Blatt Papier mehr. Karl Nehammer hingegen fährt zur schwächsten türkisen Landesgruppe nach Klagenfurt. Erwartet werden 1000 Zuhörer und als Gastredner Karl-Theodor zu Guttenberg. Ob der ehemalige deutsche Verteidigungsminister angesichts der globalen Bedrohung ein Plädoyer für den Beitritt zur Nato wagt und so seine Schwesterpartei in Argumentationsnöte bringt?
Keine hohen Ansprüche stellt hingegen Andreas Babler an seinen ersten Post-Narren-Auftritt. In der steirischen Provinz sollen den SP-Chef heute 550 Besucher erwarten. Eingeladen hat
Max Lercher, eigentlich ein auch im Rückzug aus der Bundespolitik Verbündeter Hans Peter Doskozils. Ob das ein letzter Freundschaftsdienst am SP-Chef ist, wird sich zeigen. Zumindest kann Babler jeder und jedem persönlich die Hand schütteln. leibt noch ein Fastenwunsch: von den verbleibenden 228 Tagen bis zum Wahltag zumindest 40 ohne zerstörerisches Kleinklein der Parteien.
„Bleibt ein Fastenwunsch: von den 228 Tagen bis zum Wahltag zumindest 40 ohne zerstörerisches Kleinklein der Parteien.“
lehrt Politikwissenschaft an der Fachhochschule Kärnten.