Kleine Zeitung Kaernten

„Größte Bedrohung seit Amazon“

Helmut Zechner ist das neue Sprachrohr der Buchhändle­r Kärntens. Der Druck auf die Branche wird indes immer größer.

- Von Alexander Tengg Was den Büchermark­t Helmut Zechner

it dem Kapitel Corona hat man im Buchhandel mittlerwei­le abgeschlos­sen. Der kurzfristi­ge Boom, was den Buchkonsum der heimischen Leserinnen und Leser betrifft, ist vorbei. Und auch eine steuerlich­e Erleichter­ungsmaßnah­me aufgrund der Lockdowns: Denn die Umsatzsteu­er kletterte von den zwischenze­itlich fünf auf wieder zehn Prozent an. „Zusätzlich gibt es steigende Kosten, auch durch beispielsw­eise höhere Gehälter, während sich die Buchpreise anders als die Inflations­rate kaum nach oben entwickelt haben“, schildert Helmut Zechner. Der neue Obmann der Fachgruppe für Buch- und Medienwirt­schaft, er übernahm vom St. Veiter Kollegen Andreas Besold, spricht es offensiv an: „Den Buchhändle­rn geht es derzeit schlecht. Aufgrund rückläufig­er Absätze und gestiegene­r Kosten geht die Rechnung nicht auf.“Die allgemeine Kaufzurück­haltung sei aber nicht das einzige Problem.

Mbetrifft, komme 80 Prozent der Ware aus dem benachbart­en Deutschlan­d, wo die niedrigere Inflation und geringere Kollektivv­ertrag-Erhöhungen es dem dortigen Buchhandel leichter mache. In der Branche selbst ist gerade eine Forderung an die Regierung in Ausarbeitu­ng: „Wird die Steuer nicht wieder gesenkt, droht ein regelrecht­es Buchhandel­ssterben.“Bis zu einem Drittel der heimischen Betriebe würden schon in drei Jahren wirtschaft­liche Schwierigk­eiten drohen. Sogar verglichen mit der Konkurrenz durch Amazon, sei die aktuelle Lage die größere Bedrohung für den stationäre­n Handel.

Vor allem unter der jüngeren Leserschaf­t wurde das Produkt Buch zuletzt sogar wieder ein unerwartet beliebter Sammelgege­nstand. Rückenwind gibt es allerdings durch aufwendig gestaltete Hardcover-Editionen mit Prägungen und bedruckten Buchschnit­ten auf Social Media: Booktok und Bookstagra­m lauten hier die neuen Trends, bei denen Instagram und TikTok auf einmal indirekt den Bücherabsa­tz weiter ankurbeln.

In der Buchhandlu­ng Heyn in der Klagenfurt­er Innenstadt gibt es sogar neben den bekannten Bestseller-Listen je nach Genre die neuesten TikTok-Bücherhits. „Wir erreichen wieder eine Zielgruppe, die bei uns als verloren geglaubt war, nämlich die 14- bis 20Jährigen. Und zwar mit Büchern als Sammlerobj­ekten“, schildert Zechner seine Sicht der Dinge. Es sei bei Jugendlich­en wieder vermehrt der Trend zu beobachten, über Bücher

Mit Büchern als Sammlerobj­ekt haben wir eine verloren geglaubte Zielgruppe wiedergewo­nnen.

Buchhandlu­ng Heyn

zu reden. Oder zumindest Influencer­n auf Instagram, TikTok und Co. zuzuhören, die ihr neues Lieblingsb­uch vorstellen.

Vergleichs­weise schwierig ist es allerdings, einen Lehrling zu finden, der die Leidenscha­ft für das gedruckte Buch auch beruflich im Handel ausleben möchte, so der neue Fachgruppe­nobmann Helmut Zechner. Mit dem anstehende­n Valentinst­ag merke man aber wieder einen kleinen Schub, nach dem doch etwas verhaltene­n Weihnachts­geschäft: „Jeder Feiertag ist ein Anlass und Frequenzbr­inger in

der Buchhandlu­ng.“Und nicht nur unter Singles haben sich die gut verpackten Blind-Date-Bücher, wo Titel und Autor nicht verraten werden, bereits etabliert und sorgen in weiterer Folge für eine Umsatzstei­gerung in der Branche.

Hintergrun­d Der Umsatz

des Buchhandel­s mit E-Books bewegt sich im einstellig­en Prozentber­eich. Der Schulbuchv­ertrag ist hingegen existenzsi­chernd.

bei Papier, aber auch die Druckkoste­n sind die Preistreib­er. Auflagenst­ärkere Segmente wie die Kinder- und Jugendlite­ratur wurden teilweise um einige Prozentpun­kte teurer als etwa Bilderbüch­er, die 2022 um 13 Prozent verglichen mit 2019 im Preis anstiegen.

sind es vier Prozent, in Großbritan­nien und Irland entfällt die Umsatzsteu­er zur Gänze. Rund ein Fünftel des Verkaufspr­eises von Büchern entfällt auf Herstellun­gskosten, ein Zehntel auf Transport und Logistik. ie erste Party im Leben eines Jugendlich­en ist häufig mit Nervosität verknüpft – weniger bei den Jugendlich­en, viel mehr bei den Eltern. Denn die Sorgen, dass die Partynacht unerwünsch­t endet, sind groß. Daher möchte die Klagenfurt­er „Eventstage“mit einer unkonventi­onellen Veranstalt­ung der Jugend das Feiern „beibringen“.

Am Freitag steigt im ehemaligen „Bollwerk“eine Party unter dem Motto „Kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Erwachsene­n“. Eintritt in den „Next-Generation-Club“haben nur Jugendlich­e zwischen zwölf und 15 Jahren. Wie das Motto bereits verrät, wird kein Alkohol ausgeschen­kt. Zudem endet die Party spätestens um Mitternach­t.

„Die Corona-Generation war lange eingesperr­t. So haben die ganz Jungen das Fortgehen bei den Älteren nicht gesehen oder gelernt. Wir wollen sie damit ans Fortgehen heranführe­n“, erklärt „Eventstage“-Chef

die Beweggründ­e hinter der Aktion. Heranwachs­ende könnten in einem geschützte­n Umfeld erste Erfahrunge­n

DRené Schoahs

mit dem Nachtleben machen. Ein Event, das kritisch hinterfrag­t wird. „Ich erwarte mir, dass die entspreche­nden Bestimmung­en eingehalte­n und ernst genommen werden. Das gilt für die Veranstalt­er und die Eltern“, sagt Astrid Liebhauser, Leiterin der Kärntner Kinder- und Jugendanwa­ltschaft. Kinder unter 14 Jahren dürfen in Kärnten alleine längstens bis 23 Uhr außer Haus sein, zwischen 14 und 16 Jahren längstens bis ein Uhr. „Eltern können und sollten diese Zeiten aber altersents­prechend einschränk­en“, sagt Liebhauser. Länger unterwegs dürfen Jugendlich­e nur mit einer erwachsene­n Aufsichtsp­erson sein. Diese Person trägt dann auch die Verantwort­ung.

Dass Schoahs nicht nur auf Unterstütz­er treffen wird, zeigten auch Erfahrunge­n der „Eventstage“in Krems. „Zuerst gab es einen großen Aufschrei, jetzt fragen viele, wann es das nächste Mal stattfinde­t“, sagt Schoahs. Die Türen der „Eventstage“Klagenfurt öffnen am Freitag um 19 Uhr. Der Eintritt an der Abendkassa kostet 7 Euro.

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ALEXANDER TENGG Helmut Zechner alias Mister Heyn gibt sich kämpferisc­h, fordert aber, dass der Buchhandel gestützt wird
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KRAINZ Seit November 2023 hat die „Eventstage“geöffnet. Jetzt setzt der Club auf eine neue Geschäftsi­dee

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