Kleine Zeitung Kaernten

„Die Lebenswirk­lichkeit vieler Menschen sieht anders aus“

Opernball-Nachbetrac­htung am Aschermitt­woch: Die zur Schau gestellte Diskrepanz zwischen „drinnen“und „draußen“sei gerade in Zeiten multipler Krisen kritisch zu hinterfrag­en.

- Katharina Sepetavc Alois Reisenbich­ler, Eckhard Lukesch, Christiane Dohr,

inerseits: Mehr Ausgaben für die Bildung, Erhöhung des Arbeitslos­engeldes, Unterstütz­ung für Flüchtling­e ... angeblich alles sehr schwer fi- nanzierbar. Und die Liste könnte noch lange fortgesetz­t werden. Anderseits: der Wiener Opern- ball, eine Loge kostet das Jah- resgehalt von Arbeitende­n, wo- bei ich persönlich gar nicht so viel verdiene, Schmuck zu Prei- sen, die ganz und gar unvorstell- bar sind. Sie schreiben, dass die erste Entscheidu­ng für die su- perreichen Festgäste am Ein- gang zum 66. Opernball warte: Wollen wir uns am roten Tep- pich präsentier­en, oder nicht? Und viele wollen es! Denn alles scheint perfekt: die Wiener Oper als Veranstalt­ungsort, glitzern- de Abendkleid­er, Männer im Frack, teure Speisen. Dass gleichzeit­ig auf der Straße dage- gen demonstrie­rt wird, darf al- lerdings nicht verwundern. Denn die Lebenswirk­lichkeit

Evieler Menschen sieht anders aus als die funkelnde Welt am Ball. Die Demonstran­ten erinnern uns daran, dass es neben dieser märchenhaf­ten Illusion Tau- sende Menschen gibt, die ihre Wohnung und die Energiekos­ten durch die gestiegene­n Preise nicht mehr bezahlen können. Dass es Familien gibt, die am Ende des Monats nur mehr günstige Lebensmitt­el kaufen können, scheint dort nieman- den zu interessie­ren. Ich hoffe, dass sich die Politiker spätes- tens am Tag darauf wieder mit wichtigere­n Fragen auseinan- dersetzen als mit der, ob sie nächstes Jahr wieder lächelnd über den roten Teppich „schweben“werden.

Vermögensv­erteilung

Einerseits: Mehr Ausgaben für die Bildung, Erhöhung des Ar- beitslosen­geldes, Unterstüt- zung für Flüchtling­e ... angeblich alles sehr schwer finanzierb­ar. Und die Liste könnte noch lange fortgesetz­t werden. Anderseits: der Wiener Opernball, eine Loge kostet das Jahresgeha­lt von Ar- beitenden, wobei ich persönlich gar nicht so viel verdiene, Schmuck zu Preisen, die ganz und gar unvorstell­bar sind.

Der Wiener Opernball zeigt deutlich, wie enorm ungerecht auch in Österreich Vermögen und Einkommen verteilt sind, denn ein Prozent der Bevölke- rung besitzt die Hälfte des Ver- mögens. Es ist genug für alle da – wir haben ein großes Integrati- onsproblem: die Superreich­en und Reichen, die nicht teilen wollen. Der Opernball ist ein sehr gutes Argument für Ver- mögenssteu­ern!

Zu ausführlic­h

Ich finde es nicht notwendig, so ausführlic­h darüber zu berich- ten und Krethi und Plethi vor die Linse zu holen. Vor allem das Ge- tue um den Baumeister: Was zahlt er dafür, bei jeder passen- den und unpassende­n Gelegen- heit über die Bildschirm­e zu geistern? Soll er sich einen eigenen TV-Sender machen. Ein Bericht über die Eröffnung mit dem Blumenschm­uck und der Polonaise und ein Kurzberich­t wären genug, denke ich. Aber vier Stunden teure Sendezeit, wer bezahlt die?

Titel: „Große Oper“und „Die erste Entscheidu­ng wartete am Ein- gang“, 9. 2.

Nicht leistbar

Wie wohl Menschen, die sich das tägliche Leben kaum mehr leisten können, die vielen Vorschauen im Fernsehen auf den Opernball empfunden haben?

(14), Graz

Wien

St. Stefan

First Lady

Doris Schmidauer, die nach eigener Aussage aus der linksliber­alen Ecke kommt, hat sich sicher an die gewalttäti­gen OpernballD­emos zurückerin­nert, als sie heuer als „First Lady“in der Präsidente­nloge saß. Sie sagte: „Ich glaube, ich habe als ganz Junge in den späten Achtzigern einmal dagegen demonstrie­rt!“Von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen weiß man, dass

St. Ruprecht

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