„Die Lebenswirklichkeit vieler Menschen sieht anders aus“
Opernball-Nachbetrachtung am Aschermittwoch: Die zur Schau gestellte Diskrepanz zwischen „drinnen“und „draußen“sei gerade in Zeiten multipler Krisen kritisch zu hinterfragen.
inerseits: Mehr Ausgaben für die Bildung, Erhöhung des Arbeitslosengeldes, Unterstützung für Flüchtlinge ... angeblich alles sehr schwer fi- nanzierbar. Und die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden. Anderseits: der Wiener Opern- ball, eine Loge kostet das Jah- resgehalt von Arbeitenden, wo- bei ich persönlich gar nicht so viel verdiene, Schmuck zu Prei- sen, die ganz und gar unvorstell- bar sind. Sie schreiben, dass die erste Entscheidung für die su- perreichen Festgäste am Ein- gang zum 66. Opernball warte: Wollen wir uns am roten Tep- pich präsentieren, oder nicht? Und viele wollen es! Denn alles scheint perfekt: die Wiener Oper als Veranstaltungsort, glitzern- de Abendkleider, Männer im Frack, teure Speisen. Dass gleichzeitig auf der Straße dage- gen demonstriert wird, darf al- lerdings nicht verwundern. Denn die Lebenswirklichkeit
Evieler Menschen sieht anders aus als die funkelnde Welt am Ball. Die Demonstranten erinnern uns daran, dass es neben dieser märchenhaften Illusion Tau- sende Menschen gibt, die ihre Wohnung und die Energiekosten durch die gestiegenen Preise nicht mehr bezahlen können. Dass es Familien gibt, die am Ende des Monats nur mehr günstige Lebensmittel kaufen können, scheint dort nieman- den zu interessieren. Ich hoffe, dass sich die Politiker spätes- tens am Tag darauf wieder mit wichtigeren Fragen auseinan- dersetzen als mit der, ob sie nächstes Jahr wieder lächelnd über den roten Teppich „schweben“werden.
Vermögensverteilung
Einerseits: Mehr Ausgaben für die Bildung, Erhöhung des Ar- beitslosengeldes, Unterstüt- zung für Flüchtlinge ... angeblich alles sehr schwer finanzierbar. Und die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden. Anderseits: der Wiener Opernball, eine Loge kostet das Jahresgehalt von Ar- beitenden, wobei ich persönlich gar nicht so viel verdiene, Schmuck zu Preisen, die ganz und gar unvorstellbar sind.
Der Wiener Opernball zeigt deutlich, wie enorm ungerecht auch in Österreich Vermögen und Einkommen verteilt sind, denn ein Prozent der Bevölke- rung besitzt die Hälfte des Ver- mögens. Es ist genug für alle da – wir haben ein großes Integrati- onsproblem: die Superreichen und Reichen, die nicht teilen wollen. Der Opernball ist ein sehr gutes Argument für Ver- mögenssteuern!
Zu ausführlich
Ich finde es nicht notwendig, so ausführlich darüber zu berich- ten und Krethi und Plethi vor die Linse zu holen. Vor allem das Ge- tue um den Baumeister: Was zahlt er dafür, bei jeder passen- den und unpassenden Gelegen- heit über die Bildschirme zu geistern? Soll er sich einen eigenen TV-Sender machen. Ein Bericht über die Eröffnung mit dem Blumenschmuck und der Polonaise und ein Kurzbericht wären genug, denke ich. Aber vier Stunden teure Sendezeit, wer bezahlt die?
Titel: „Große Oper“und „Die erste Entscheidung wartete am Ein- gang“, 9. 2.
Nicht leistbar
Wie wohl Menschen, die sich das tägliche Leben kaum mehr leisten können, die vielen Vorschauen im Fernsehen auf den Opernball empfunden haben?
(14), Graz
Wien
St. Stefan
First Lady
Doris Schmidauer, die nach eigener Aussage aus der linksliberalen Ecke kommt, hat sich sicher an die gewalttätigen OpernballDemos zurückerinnert, als sie heuer als „First Lady“in der Präsidentenloge saß. Sie sagte: „Ich glaube, ich habe als ganz Junge in den späten Achtzigern einmal dagegen demonstriert!“Von Bundespräsident Alexander Van der Bellen weiß man, dass
St. Ruprecht