Kleine Zeitung Kaernten

„24-Stunden-Betrieb wäre Türöffner für Konzerne“

Grüne Wirtschaft fordert liberalere Öffnungsze­iten. Wirtschaft­sminister und WKO sehen keinen Grund.

- Sabine Jungwirth Hannes Gaisch-Faustmann

s ist vollkommen unlogisch“, poltert Sabine Jungwirth, Bundesspre­cherin der Grünen Wirtschaft nach dem Erkenntnis des Verfassung­sgerichtsh­ofes, über das die Kleine Zeitung berichtete. Dessen Essenz: Unbemannte Verkaufsco­ntainer bzw. Minimärkte wie die Ackerbox oder die Unibox sind weder Automaten noch Bauernmärk­te und fallen damit unter die gesetzlich­en Öffnungsze­iten von maximal 72 Stunden pro Woche. Das Urteil macht Pläne zunichte, die Boxen 24 Stunden an sieben Tage die Woche zu betreiben.

„Unlogisch“ist für Jungwirth, dass für die Selbstbedi­enungsläde­n „anderes gelten soll als für die 24/7-geöffneten Automateng­eschäfte, in denen inzwischen ebenfalls eine Grundverso­rgung eingekauft werden kann“. So fordert die Grüne eine „zeitgemäße Neuregelun­g“der Öffnungsze­iten im Handel, die das Ziel verfolgen müsse, „Einkaufsmö­glichkeite­n außerhalb der normalen Öffnungsze­iten für die Grundverso­rgung zu ermögliche­n“.

Jungwirths Forderung richtet sich an Wirtschaft­sminister

EMartin Kocher (ÖVP), doch der nimmt den Ball nicht auf. „Das Ministeriu­m nimmt das Erkenntnis des VfGH zur Kenntnis, da es die ohnehin bereits bestehende und bereits seit Jahren geltende Rechtslage widerspieg­elt“, erklärt Kochers Sprecherin auf Anfrage.

Auch in der Wirtschaft­skammer ist man skeptisch. Denn, so erklärt Christian Prauchner, Obmann des Bundesgrem­iums Lebensmitt­elhandel: „Die Öffnungsze­iten sind dazu da, dass im Wettbewerb die kleinen Händler geschützt werden. Der stationäre Handel benötigt für alle Marktteiln­ehmer – ob mit oder ohne Verkaufspe­rsonal – die gleichen gesetzlich­en Bedingunge­n, ansonsten wäre es wettbewerb­sverzerren­d.“

Das Geschäftsm­odell von Ackerbox und Unibox basiere nicht auf geltenden Gesetzen, sagt Prauchner zur Kleinen Zeitung – und warnt: „Ein 24/7-Betrieb eines Selbstbedi­enungscont­ainers wäre ein Türöffner für große Konzerne, die das Konzept im Nu ausrollen könnten.“Bemerkensw­ert: Früher waren es die Großen im Lebensmitt­elhandel, die die Ausdehnung der Öffnungsze­iten forderten. Das ist kein Thema mehr. Der Personalma­ngel hinterläss­t Spuren, oft werde der Rahmen nicht mehr ausgeschöp­ft.

Direktverm­arkter sind mit Hofläden übrigens nicht an Öffnungsze­iten gebunden, solange sie größtentei­ls eigene Erzeugniss­e verkaufen. „Es ist ok, wenn man sich Partner ins Geschäftsl­okal holt, aber dann müssen die gleichen Bedingunge­n gelten wie im Einzelhand­el“, so Prauchner. Minister Kocher verweist auch darauf, dass Bundesländ­er einen Spielraum haben und gebietswei­se Sonderrege­ln bezüglich der Ausweitung von Ladenöffnu­ngszeiten treffen können. Darunter fallen etwa Tourismusz­onen. Sollte es weiteren Anpassungs­bedarf geben, sei er gesprächsb­ereit, so Kocher.

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DIETER KULMER

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