Für mehr Normalität und Sichtbarkeit
Erstmals präsentiert eine Rollstuhlfahrerin die Nachrichten.
ass ich jetzt eine Nachrichtensendung moderieren darf, ist ein Riesenschritt für mehr Sichtbarkeit und Normalität. Und was mich besonders freut: Für die allermeisten Zuschauer spielt es keine Rolle, dass ich im Rollstuhl sitze. Für sie zählt nur, dass sie gut informiert werden“, sagt Mirjam Kottmann. Die 49-Jährige moderiert als erste Rollstuhlfahrerin eine Nachrichtensendung in
Deutschland, seit Anfang der Woche ist sie Teil des BR24-Nachrichtenteams für die Ausgaben um 16 und 18.30 Uhr.
Die Vollblutjournalistin arbeitet schon seit 1997 für den Bayerischen Rundfunk, ein Jahr später erfuhr sie, dass sie an Multipler Sklerose erkrankt ist. Sie war weiterhin als Reporterin im In- und Ausland tätig, verstärkte die ARD-Studios in Rom und Wien, hat zahlreiche Magazinbeiträge und TV-Reportagen für BR24 gestaltet und ein Jahr lang die Radiosendung „Leben mit Behinderung“geplant und moderiert. Ab 2022 präsentierte sie auch vertretungsweise
Ddie BR-Auslandsmagazine „Euroblick“und „Alpen-Donau-Adria“.
Für ihre jetzige Tätigkeit hat sie ein Casting durchlaufen und 2023 eine Probewoche moderiert, bei der sie, so der Bayerische Rundfunk in einer Aussendung, „nicht nur die Kollegen im Haus von sich überzeugen konnte“. Für die Moderation nutzt sie einen Spezialrollstuhl, dessen Sitzfläche nach oben fahren kann, „sodass ich ungefähr auf 1,75 Meter Augenhöhe komme“, erzählt sie. Anfangs habe sie bei Auftritten vor der Kamera versucht, den Rollstuhl zu verstecken, aber seit vielen Jahren geht sie sehr offen damit um: „Warum auch nicht? Die Reaktionen der Zuschauerinnen und Zuschauer sind durchwegs positiv“, sagt die Mutter eines Sohnes. Oder, um es mit einem Zitat aus einem Interview mit dem deutschen Branchendienst DWDL zusammenzufassen: „Manche Menschen haben schlechte Augen und tragen eine Brille. Ich habe schwache Beine und nutze deshalb den Rollstuhl. Ja und?“