Säbelrasseln im Weltall
Berichte über angebliche atomare Kapazitäten Russlands gegen Satelliten im All machen die Runde. Faktum ist: Der Orbit ist seit Jahrzehnten geopolitische Arena.
nruhe kann die jüngste Meldung durchaus auslösen: Die USA informieren Verbündete über neue atomare Kapazitäten Russlands. Maßgeblich war eine Warnung des Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses des US-Repräsentantenhauses, Mike Turner. Er ortet eine „ernsthaften Bedrohung der nationalen Sicherheit“. US-Präsident Joe Biden solle „alle diesbezüglichen Informationen“vorlegen.
Was könnte dahinterstecken? Mit der Causa vertraute Personen gehen davon aus, dass Russland plant, atomare AntiSatelliten-Waffen im Weltraum zu stationieren. Aus dem Kreml flog postwendend das Dementi: Eine Mär aus dem Weißen Haus sei das, um den Kongress zur Genehmigung von mehr Geld für
Udie Ukraine und zur Bekämpfung Russlands zu bewegen. Fox News mutmaßte, mit einem Einsatz nuklearer Systeme gegen Satelliten ließen sich militärische Kommunikation und Aufklärung ausschalten. Technisch wäre das eines Tages wohl möglich, allerdings fehlen Belege für Praxisnähe. Die „New York Times“betonte, die Pläne seien noch in Entwicklung, ergo bestehe keine akute Gefahr. Gernot Grömer, Präsident des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF), nennt die Aufregung auf Anfrage „mehr diffus als bedrohlich“. Dass Russland so Weltraumdiplomatie torpediere, hält er für unwahrscheinlich. aktum ist: Der Orbit ist seit Jahrzehnten Arena geopolitischer Interessen, die potenzielle Bedrohung durch nukleare Weltraumwaffen ist nicht neu. Satelliten gehören zur
F„kritischen Infrastruktur“und werden von der jeweils anderen Seite mit Argusaugen beobachtet. Was oft etwas unsauber als „Weltraumwaffen“zusammengefasst wird, inkludiert Konzepte wie nuklear bewaffnete Satelliten, umlaufende Waffenplattformen und im All stationierte Antisatellitenwaffen (ASAT).
Dass das Thema in einer weltpolitisch hochlabilen Ära wieder aufkommt, verwundert kaum. Auch Europas Verteidigungsfonds, von 2021 bis 2027 mit acht Milliarden Euro dotiert, sieht etwa ein Zehntel für Raumfahrt vor. Tendenz: steigend. Denkt man an Säbelrasseln im All, ist auch die United States Space Force (USSF) zu nennen: Die 2019 unter Donald Trump als Präsidenten aufgestellte Raumfahrtdivision der US-Streitkräfte ist für 2024 mit umgerechnet 28 Milliarden Euro budgetiert.