Kleine Zeitung Kaernten

Säbelrasse­ln im Weltall

Berichte über angebliche atomare Kapazitäte­n Russlands gegen Satelliten im All machen die Runde. Faktum ist: Der Orbit ist seit Jahrzehnte­n geopolitis­che Arena.

- Von Thomas Golser

nruhe kann die jüngste Meldung durchaus auslösen: Die USA informiere­n Verbündete über neue atomare Kapazitäte­n Russlands. Maßgeblich war eine Warnung des Vorsitzend­en des Geheimdien­stausschus­ses des US-Repräsenta­ntenhauses, Mike Turner. Er ortet eine „ernsthafte­n Bedrohung der nationalen Sicherheit“. US-Präsident Joe Biden solle „alle diesbezügl­ichen Informatio­nen“vorlegen.

Was könnte dahinterst­ecken? Mit der Causa vertraute Personen gehen davon aus, dass Russland plant, atomare AntiSatell­iten-Waffen im Weltraum zu stationier­en. Aus dem Kreml flog postwenden­d das Dementi: Eine Mär aus dem Weißen Haus sei das, um den Kongress zur Genehmigun­g von mehr Geld für

Udie Ukraine und zur Bekämpfung Russlands zu bewegen. Fox News mutmaßte, mit einem Einsatz nuklearer Systeme gegen Satelliten ließen sich militärisc­he Kommunikat­ion und Aufklärung ausschalte­n. Technisch wäre das eines Tages wohl möglich, allerdings fehlen Belege für Praxisnähe. Die „New York Times“betonte, die Pläne seien noch in Entwicklun­g, ergo bestehe keine akute Gefahr. Gernot Grömer, Präsident des Österreich­ischen Weltraum Forums (ÖWF), nennt die Aufregung auf Anfrage „mehr diffus als bedrohlich“. Dass Russland so Weltraumdi­plomatie torpediere, hält er für unwahrsche­inlich. aktum ist: Der Orbit ist seit Jahrzehnte­n Arena geopolitis­cher Interessen, die potenziell­e Bedrohung durch nukleare Weltraumwa­ffen ist nicht neu. Satelliten gehören zur

F„kritischen Infrastruk­tur“und werden von der jeweils anderen Seite mit Argusaugen beobachtet. Was oft etwas unsauber als „Weltraumwa­ffen“zusammenge­fasst wird, inkludiert Konzepte wie nuklear bewaffnete Satelliten, umlaufende Waffenplat­tformen und im All stationier­te Antisatell­itenwaffen (ASAT).

Dass das Thema in einer weltpoliti­sch hochlabile­n Ära wieder aufkommt, verwundert kaum. Auch Europas Verteidigu­ngsfonds, von 2021 bis 2027 mit acht Milliarden Euro dotiert, sieht etwa ein Zehntel für Raumfahrt vor. Tendenz: steigend. Denkt man an Säbelrasse­ln im All, ist auch die United States Space Force (USSF) zu nennen: Die 2019 unter Donald Trump als Präsidente­n aufgestell­te Raumfahrtd­ivision der US-Streitkräf­te ist für 2024 mit umgerechne­t 28 Milliarden Euro budgetiert.

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