Männer, bessere Selbstdarsteller?
Ob frau nur wegen des Geschlechts in 40 Jahren um 232.000 Euro weniger verdient?
rgendwie dürfte er manchen ein wirkliches Ärgernis sein, dieser Equal Pay Day, jener Tag im Februar, bis zu dem vollzeiterwerbstätige Frauen symbolisch „gratis“arbeiten müssen, um auf das Jahresgehalt von Männern zu kommen. Am liebsten, meint ein treuer Leser, würden Politikerinnen jeden Monat einen solchen Tag „zelebrieren“. Lächerlich findet er auch, dass sowohl im Februar als auch im Oktober Equal Pay Days ausgerufen werden. Er hält auch die Rechnung eines Frauennetzwerkes für „völlig absurd“, nach der durch diesen Einkommensunterschied Frauen nach 40 Jahren allein aufgrund geschlechterspezifischer Lohnlücken einen Lohnverlust von 232.000 erleiden würden.
Ja, natürlich haben Kritiker wie dieser Leser recht, wenn sie darauf verweisen, dass da oft Äpfel mit Birnen verglichen werden. Dass ein männlicher Friseurlehrling nicht mehr verdient als ein weiblicher. Oder es oft höchst private Entscheidungen sind, wenn eine Frau die Kinder länger betreuen möchte und deshalb später weniger verdient als jene Frauen und Männer, die sich gegen Karenzzeiten entschieden hatten. Oder dass Frauen weniger oft als männliche Kollegen um Gehaltserhöhungen verhandeln. Weil sie meinen, ihre Chefs müssten doch sehen, wie fleißig und engagiert sie sind. Männer seien, erzählen Personalberaterinnen, einfach die besseren Selbstdarsteller, die selbstbewusst mehr fordern würden als Frauen. Selbst dann, wenn sie weit weniger qualifiziert wären. Wer kennt sie nicht, die Selbstdarsteller, die eloquent erklären, was zu tun wäre. Meister des großen Wortes und oft Zwerge in der Umsetzung. Aber wiederum Meister der Erklärungen, wenn Ergebnisse nicht erreicht werden. lso sind wieder Frauen selbst verantwortlich für geschlechterspezifische Lohnlücken, weil sie nicht verhandeln wollen oder können oder Kinder betreuen? Als ob. Als ob eine Frau mit drei Kleinkindern in jenem Ausmaß erwerbstätig sein könnte wie eine Frau oder ein Mann ohne Kinder. Ja, eine verpflichtende Karenz für Männer würde einiges ändern. Auch eine verpflichtende Lohntransparenz. Da würde dann die ein oder andere Frau doch die Hand heben, wenn sie wüsste, dass der Selbstdarsteller am anderen Schreibtisch mehr verdient als sie – mit weniger Einsatz und geringerem Ergebnis.
IA
sieht die Fastenzeit als Geschenk, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.