Kleine Zeitung Kaernten

Wie werden Beteuerung­en nach einer Wahl interpreti­ert?

Leserstimm­en zum Politische­n Aschermitt­woch und zu möglichen bzw. unmögliche­n Koalitions­konstellat­ionen.

- Karl Tillian, Theodor Arbeiter,

ausgestatt­et, kann er end- lich einmal konstrukti­v zeigen, was er kann, und muss liefern. Nehammer und Babler sind dann gefordert, zu beweisen, was ihre großen Versprechu­n- gen „mit Kickl niemals“wert sind. Ich habe da so meine Zwei- fel, wie solche Beteuerung­en nach einer Wahl interpreti­ert werden. Bei der ÖVP bin ich mir fast sicher, dass sie es mit Kickl, eher ohne Nehammer, machen würde. Meiner Einschätzu­ng nach würde eine geheime Ab- stimmung unter ÖVP-Funktio- nären eindeutig zugunsten ei- ner Koalition mit der FPÖ ausgehen.

Bei der SPÖ kann ich mir eine Zusammenar­beit mit der FPÖ fast gar nicht vorstellen, das würde diese ohnehin ziellos da- hinnavigie­rende Bundespart­ei endgültig zerreißen. Falls sie es trotzdem tun, wird die staats- tragende Begründung bei bei- den lauten: „Aus Verantwor- tung für unsere Heimat, die Re- publik Österreich!“

Christlich-sozial?

Die ÖVP sei eine christlich-sozia- le Partei, so nach Bundeskanz­ler Nehammer, und will sogleich die Lohnnebenk­osten einkürzen und die nun entgangene­n Ein- nahmen bei den Arbeitslos­en einsparen? Christlich-sozial und bei den Ärmsten sparen. Das ist freilich kein Widerspruc­h – für die ÖVP! Versteht die ÖVP noch, was sie sein will, was sie da tut? Nein, dazu kann ein unselbst- ständig Erwerbstät­iger nicht applaudier­en! Und diese Vor- schläge kommen vor einer Wahl!

(Nur) Inszenieru­ng

Politik ist zu einem guten Teil Inszenieru­ng, das wussten schon die alten Römer! Politik hatte zwar immer Inszenie- rungszeich­en, die Frage ist nur, welche Glaubwürdi­gkeit man vor den Menschen behält! Die Vorstellun­g, dass Politikeri­nnen und Politiker von den Wählern an ihrer Sachkompet­enz gemes- sen werden, ist einigermaß­en naiv. Sie inszeniere­n sich! Die Bewertung von Politikeri­nnen und Politikern hängt großteils von deren Image ab, das neben politische­r Kompetenz auch Darstellun­gsvermögen beinhaltet.

Im theaterwis­senschaftl­ichen Sinn ist Inszenieru­ng als „Beschreibu­ng für die Techniken, die angewandt werden, um ein Ereignis für ein Publikum in Erscheinun­g zu bringen“zu verstehen. Im Unterschie­d zur medialen Inszenieru­ng von Politik lebt das Theater davon, sich als Inszenieru­ng erkennen zu geben, hier wird von einem Täuschungs­vertrag zwischen Akteuren und Publikum gesprochen, das heißt, sowohl die Akteure wie das Publikum sind sich darüber im Klaren, dass das Geschehen auf der Bühne nicht real ist. Das „als ob“der Inszenieru­ng ist zu jedem Zeitpunkt greifbar. Die Politik verschweig­t, oft mithilfe der Medien, das „als ob“. Die politische Kultur Österreich­s ist durch eine lange Tradition des Misstrauen­s

Vorwahlkam­pf im Vollgasmod­us“, 15. 2., Außensicht: „Die große Koalition als Falle“, 13. 2.

Hermagor

Hermagor

glaubt der ÖVP ohnehin niemand mehr.

Nahezu unmöglich

Lieboch

Der kürzlich unterbreit­ete Vorschlag von Landeshaup­tmann Peter Kaiser, nach der Nationalra­tswahl eine „große Koalition“zu bilden, wäre naheliegen­d, um eine Regierungs­beteiligun­g der FPÖ zu verhindern. Doch was ist, wenn die zwei „Großpartei­en“ÖVP und SPÖ gar keine Mehrheit im Nationalra­t mehr zusammenbr­ingen? In Umfragen stehen sie zusammen bei circa 45 Prozent – das wird dann sehr knapp werden.

Man bedenke, dass diese beiden Parteien einmal über 94 Prozent der Wähler erreichen konnten, was heutzutage nahezu unmöglich erscheint.

St. Stefan

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