Wie werden Beteuerungen nach einer Wahl interpretiert?
Leserstimmen zum Politischen Aschermittwoch und zu möglichen bzw. unmöglichen Koalitionskonstellationen.
ausgestattet, kann er end- lich einmal konstruktiv zeigen, was er kann, und muss liefern. Nehammer und Babler sind dann gefordert, zu beweisen, was ihre großen Versprechun- gen „mit Kickl niemals“wert sind. Ich habe da so meine Zwei- fel, wie solche Beteuerungen nach einer Wahl interpretiert werden. Bei der ÖVP bin ich mir fast sicher, dass sie es mit Kickl, eher ohne Nehammer, machen würde. Meiner Einschätzung nach würde eine geheime Ab- stimmung unter ÖVP-Funktio- nären eindeutig zugunsten ei- ner Koalition mit der FPÖ ausgehen.
Bei der SPÖ kann ich mir eine Zusammenarbeit mit der FPÖ fast gar nicht vorstellen, das würde diese ohnehin ziellos da- hinnavigierende Bundespartei endgültig zerreißen. Falls sie es trotzdem tun, wird die staats- tragende Begründung bei bei- den lauten: „Aus Verantwor- tung für unsere Heimat, die Re- publik Österreich!“
Christlich-sozial?
Die ÖVP sei eine christlich-sozia- le Partei, so nach Bundeskanzler Nehammer, und will sogleich die Lohnnebenkosten einkürzen und die nun entgangenen Ein- nahmen bei den Arbeitslosen einsparen? Christlich-sozial und bei den Ärmsten sparen. Das ist freilich kein Widerspruch – für die ÖVP! Versteht die ÖVP noch, was sie sein will, was sie da tut? Nein, dazu kann ein unselbst- ständig Erwerbstätiger nicht applaudieren! Und diese Vor- schläge kommen vor einer Wahl!
(Nur) Inszenierung
Politik ist zu einem guten Teil Inszenierung, das wussten schon die alten Römer! Politik hatte zwar immer Inszenie- rungszeichen, die Frage ist nur, welche Glaubwürdigkeit man vor den Menschen behält! Die Vorstellung, dass Politikerinnen und Politiker von den Wählern an ihrer Sachkompetenz gemes- sen werden, ist einigermaßen naiv. Sie inszenieren sich! Die Bewertung von Politikerinnen und Politikern hängt großteils von deren Image ab, das neben politischer Kompetenz auch Darstellungsvermögen beinhaltet.
Im theaterwissenschaftlichen Sinn ist Inszenierung als „Beschreibung für die Techniken, die angewandt werden, um ein Ereignis für ein Publikum in Erscheinung zu bringen“zu verstehen. Im Unterschied zur medialen Inszenierung von Politik lebt das Theater davon, sich als Inszenierung erkennen zu geben, hier wird von einem Täuschungsvertrag zwischen Akteuren und Publikum gesprochen, das heißt, sowohl die Akteure wie das Publikum sind sich darüber im Klaren, dass das Geschehen auf der Bühne nicht real ist. Das „als ob“der Inszenierung ist zu jedem Zeitpunkt greifbar. Die Politik verschweigt, oft mithilfe der Medien, das „als ob“. Die politische Kultur Österreichs ist durch eine lange Tradition des Misstrauens
Vorwahlkampf im Vollgasmodus“, 15. 2., Außensicht: „Die große Koalition als Falle“, 13. 2.
Hermagor
Hermagor
glaubt der ÖVP ohnehin niemand mehr.
Nahezu unmöglich
Lieboch
Der kürzlich unterbreitete Vorschlag von Landeshauptmann Peter Kaiser, nach der Nationalratswahl eine „große Koalition“zu bilden, wäre naheliegend, um eine Regierungsbeteiligung der FPÖ zu verhindern. Doch was ist, wenn die zwei „Großparteien“ÖVP und SPÖ gar keine Mehrheit im Nationalrat mehr zusammenbringen? In Umfragen stehen sie zusammen bei circa 45 Prozent – das wird dann sehr knapp werden.
Man bedenke, dass diese beiden Parteien einmal über 94 Prozent der Wähler erreichen konnten, was heutzutage nahezu unmöglich erscheint.
St. Stefan