Zum Dreißiger eine Nobelpreisträgerin
Das Waltzwerk feiert am Dienstag mit „Das Ereignis“von Annie Ernaux Premiere.
Seit dreißig Jahren bereichert das Waltzwerk die Kärntner Theaterszene. 1994 von Maximilian Achatz und Peter H. Ebner gegründet, hat vor zehn Jahren mit Markus Achatz und Sarah Rebecca Kühl die nächste Generation übernommen. Das Paar war im Jahr 2013 von Berlin nach Klagenfurt übersiedelt, „weil wir nicht auf Angebote warten, sondern unser eigenes Theater machen möchten“, sagten sie damals. Mittlerweile blicken sie auf zahlreiche Produktionen zurück, mit denen sie versucht haben, „Antworten auf gesellschaftspolitische Themen zu finden“, so Markus Achatz. Das Jubiläum wollen sie mit drei außergewöhnlichen Texten feiern, die „die derzeitige Lage der Welt umschreiben“.
Den Auftakt macht kommenden Dienstag „Das Ereignis“von Annie Ernaux. Die Literaturnobelpreisträgerin 2022 hat darin ihre Erfahrungen mit einer Abtreibung verarbeitet, die sie selbst in den 1960er-Jahren vornehmen hat lassen: „Abtreibung war damals noch illegal, für sie war das ein Spießrutenlauf, der sie bis ins Hinterzimmer eine zweifelhaften Engelmacherin geführt hat“, erzählt Sarah Rebecca
Kühl, die den Monolog als Regisseurin und Schauspielerin auf die Bühne bringt: „Das Thema ist wieder sehr aktuell, nicht nur in den USA, sondern auch in Ungarn oder Polen. Da geht es ja um hart erkämpfte Frauenrechte.“In Österreich ist der Schwangerschaftsabbruch im Strafgesetzbuch geregelt, Paragraf 97 legt Ausnahmen fest. Derzeit läuft die Unterstützungsphase für ein Volksbegehren mit dem Ziel, den „Abtreibungs-Strafgesetz-Paragrafen“aus dem Strafrecht zu streichen.
Das nächste gesellschaftskritische Stück bringt das Waltzwerk
ab 3. Mai auf die Bühne. Raphaela Bardutzky erzählt in „Fischer Fritz“von einer Polin, die als Pflegerin im Ausland arbeitet. Schon zuvor laden die Waltzwerker zu einer szenischen Lesung aus Liv Strömquists Graphic Novel „Im Spiegelsaal“, in der es um die Flut an Bildern geht, die uns täglich umgibt. Für den Herbst wagt man sich dann an die erste eigene Stückentwicklung gemeinsam mit dem Theater a.c.m.e,-. „Ahab Junior“wurde bereits zum „Werkstatt Festival 2024“(ein Festival für Uraufführungen in der Steiermark) eingeladen. Und
weil man den 30. Geburtstag natürlich mit einer Party feiern will, wird es im August ein großes Waltzwerk-Fest geben.
Aber nicht nur das Jubiläum gilt es zu feiern, sondern auch als Vorstand der „IG Theater Tanz Performance Kärnten Koroška“darf sich Markus Achatz freuen: Seit Jahren ist man auf der Suche nach Proberäumen für die freie Szene, nun ist man fündig geworden. Im K1 am Klagenfurter Kardinalplatz sollen mithilfe von Land und Stadt Räumlichkeiten angemietet werden, die allen zur Verfügung stehen.