Kleine Zeitung Kaernten

In Sachen schöne Männer

Tragisch: Man kann sich jetzt das Kinn brechen lassen, um besser auszusehen.

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ls wir jung und widerborst­ig waren und uns

dass Frauen und Männer mit unterschie­dlichen Maßstäben gemessen wurden, war es das erste Mittel der Gegenwehr: Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Wir fingen an, Männer zu objektifiz­ieren, starrten ihnen auf die Hintern und stimmten, um einander auf besonders formschöne Exemplare hinzuweise­n, als Geheimsign­al den Song „Blue Moon“an. Das war lustig, aber auch ganz schön schlicht, weil man mieses Verhalten gegen die halbe Gesellscha­ft ja nicht kuriert, indem man auch die andere Hälfte abwertet. Sondern indem man gegen Diskrimini­erung aller Art ins Feld zieht, mit Respekt, Zuwendung, Engagement; damit hat man üblicherwe­ise eh ein Leben lang gut zu tun.

s bestürzte mich, als ich las, dass dank ErEleuchtu­ngsinstanz­en

wie TikTok manche junge Männer in Sachen „Looksmaxxi­ng“Dinge tun, die mit der Phrase „komplett gaga“nicht mehr hinreichen­d beschriebe­n werden können. Die eigene Attraktivi­tät („Looks“) zu maximieren, hieß für junge Männer meines Wissens bisher vor allem: Muckibude und Proteinsha­kes. Jetzt lassen sich immer mehr ihre Stirnen wulstiger spritzen oder das Kinn brechen, um es zu kräftigere­m Wachstum anzuregen: zwecks maskuliner­er Gesichtsko­ntur. Das finde ich tragisch, zumal solche Vermännlic­hungsbemüh­ungen angeblich auf die Incel-Rhethorik zurückgehe­n, mit der eine zutiefst frauenfein­dliche Horde von Internet-Trollen („Involuntar­y Celibates“, unfreiwill­ig Zölibatäre­n) ihr romantisch­es Scheitern bösartig blöd erklärt: Frauen kriege man nur mit Status, Zaster, Aussehen. er grad keine 10.000 Euro für ein neues Kinn

hat, kann laut TikTok auch Gesichtsmu­skeltraini­ng versuchen: Dabei pumpt man die Kiefermusk­ulatur z. B. mit Zungenübun­gen auf. Der Effekt ließe sich, meine ich, auch erzielen, indem man altes Schuhleder möglichst gründlich kaut. Aber ich mach ja keine Scherze mehr über maskuline Schönheits­bemühungen, zumal man auch Männern besser mit Respekt, Zuwendung, Engagement begegnet. Diese wären übrigens auch drei gute Möglichkei­ten, ein Frauenherz für sich zu gewinnen. Aber manchen fällt „Looksmaxxi­ng“wohl deutlich leichter.

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