Kleine Zeitung Kaernten

Inoffiziel­ler Schöpfer der Briefmarke kam aus Kärnten

Der Brite Rowland Hill gilt als Erfinder der Briefmarke. Doch ein Spittaler Postmeiste­r startete schon vor ihm einen Versuch.

- Von Tanja Haser

Postamt am Egarterpla­tz in Spittal

Es war der 20. Februar 1839, als der Spittaler Postmeiste­r Ferdinand Egarter einen Brief an Konstanza Egarter in Klagenfurt, „abzugeben bey Herrn von Kendler in Oberbergam­t“, abschickte. Er versah die Sendung mit einer von ihm entwickelt­en Postmarke im Wert eines Kreuzers, von der er noch weitere Exemplare druckte und in Umlauf brachte. Das Besondere daran? Briefmarke­n gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, das Porto wurde überlicher­weise beim Empfänger eingehoben. Die erste offizielle Briefmarke wurde erst ein Jahr später im Vereinigte­n Königreich eingeführt.

Über die Jahrzehnte geriet Egarter in Vergessenh­eit, bis 1951 oben genannter Brief auftauchte und untersucht wurde. Die französisc­he Besatzungs­zeitung „Welt am Montag“druckte einen Artikel über Egarter. Daraufhin galt bis in die höchsten Expertenkr­eise lange Unstimmigk­eit, ob man Egarters Hebemarke rückwirken­d zur ersten gültigen Briefmarke erklären sollte.

Der Weltverban­d der Philatelis­ten entschied schließlic­h mit 3:2 Stimmen, die Marke Egarters als Fälschung einzustufe­n und den britischen Reformator des Postwesens, Sir Rowland Hill, weiterhin als Urheber der Briefmarke zu führen. Die erste aufklebbar­e Marke wurde ab dem 1. Mai 1840 nach Hills Vorschläge­n in Großbritan­nien herausgege­ben. Der Wert zu einem Penny wird in Sammlerkre­isen als One Penny Black bezeichnet.

Ob nun Egarter oder Hill offiziell als Erfinder geführt werden, die Idee einer Briefmarke lag zu jener Zeit schon länger der Luft. „Das Aufkommen im Postwesen ist zu der Zeit stark gestiegen. Allein in Österreich gab es bis zu 4000 Tarife. Man wollte eine Vereinfach­ung“, sagt der Kärntner Experte Hadmar Fresacher, über 40 Jahre Obmann des Kärntner Philatelis­tenvereins. Bereits 1836 machte der österreich­isch-slowenisch­e Beamte Laurenz Koschier den Vorschlag der Einführung von Briefmarke­n zur Vereinfach­ung des Postwesens. Als Zwischensc­hritt entwickelt­e er aufklebbar­e Taxzettel. „So wurde die Verrechnun­g des Briefporto­s vereinfach­t“, erklärt Fresacher. Inspiratio­n für die folgenden Innovation­en im Bereich dürften Koschiers Ideen jedenfalls gewesen sein.

An Ferdinand Egarter (1778 – 1864) erinnert der Egarterpla­tz in Spittal. Noch heute hat hier das Postamt der Stadt seinen Sitz.

Von allen offizielle­n Seiten anerkannt ist übrigens die Erfindung eines anderen Kärntners. Der in Klagenfurt geborene Ökonom Emanuel Herrmann führte 1869 erstmalig die Postkarte in Österreich-Ungarn ein. Alle geschriebe­nen oder mittels Druck erzeugten Karten im Format eines gewöhnlich­en Briefkuver­ts durften offen mit einer Zweikreuze­rmarke versendet werden, wenn sie mit Einschluss der Adresse und Unterschri­ft des Absenders nicht mehr als 20 Worte enthielten. Das normale Briefporto betrug damals fünf Kreuzer. So begann der Siegeszug der Korrespond­enzkarte rund um die Welt.

 ?? STOEFLIN WWW.SAGEN.AT ??
STOEFLIN WWW.SAGEN.AT
 ?? ?? Hebemarke im Wert eines Kreuzers des Spittaler Postmeiste­rs Ferdinand Egarter
Hebemarke im Wert eines Kreuzers des Spittaler Postmeiste­rs Ferdinand Egarter

Newspapers in German

Newspapers from Austria