Stockerl statt Rekord
Endlich gelang Vincent Kriechmayr der erste Podestplatz für Österreichs Abfahrtsteam – Zweiter in Kvitfjell hinter Sieger Niels Hintermann.
Die Abfahrt, das war einmal die Domäne des österreichischen Skiteams. Doch in der jüngeren Vergangenheit ist der Erfolgsfluss versiegt, der „Podestmotor“kam sozusagen schwer ins Stocken. Und in Kvitfjell sah sich das Überbleibsel der Mannschaft, die einst so groß war und nun im Kern nur noch aus vier, fünf Mann besteht, sich einer Aufgabe gegenüber, die sich keiner wünscht, eine weitere Abfahrt ohne Podestplatz wäre gleichbedeutend mit einem neuen Negativrekord gewesen: Acht Rennen ohne ÖSV-Abfahrer auf dem Podest, das gab es noch nie.
in der Abfahrt für den Oberösterreicher seit dem Weltcupfinale in Soldeu vor einem Jahr; der damalige Sieg hatte auch den bisher letzten Podestplatz für Österreich in einer Abfahrt markiert. Und: Es war sein erster auf der Abfahrt am „Olympiabakken“, nur 0,09 Sekunden fehlten auf den Sieger. Der kam aus der Schweiz und hieß trotzdem nicht Marco Odermatt: Niels Hintermann, der hier schon 2022 gewonnen hatte, holte sich seinen zweiten Sieg auf norwegischem Schnee.
„Dabei hatte ich während der Fahrt das Gefühl, dass es gar nicht so gut war. Als im Ziel die Eins aufleuchtete, war ich sehr überrascht, um ehrlich zu sein“, sagte Hintermann. Zumal auch er keine leichte Saison hinter sich hat, vor Kvitfjell war ein siebenter Platz in Garmisch das höchste der Gefühle gewesen.
Und Kriechmayr? War auch vom ersten Podestplatz in der Abfahrt in dieser Saison und seinem insgesamt 34. im Weltcup nicht euphorisiert. „Natürlich ist es schön, am Podest zu sein, aber das macht die bisherige Saison auch nicht wett. Ich habe mir trotzdem mehr vorgenommen, was die Saison betrifft“, meinte er. Und selbst die Tatsache, dass er damit in den jüngsten sechs Weltcupsaisonen zumindest einen Podestplatz in der Abfahrt herausgefahren habe, entlockte ihm nur kurz ein Lächeln: „Aber nach sieben Abfahrten nur ein Podium zu haben, das ist auch nicht mein Anspruch.“
in der Disziplinwertung bleibt aber Marco Odermatt, obwohl er diesmal mit dem für ihn ungewohnten siebenten Platz vorliebnehmen musste. „Zwei, drei Zehntel wür
de ich vielleicht finden, aber mehr geht für mich hier nicht“, meinte er seufzend. Und doch: 42 Punkte beträgt der Vorsprung vor dem Finale auf Cyprien Sarrazin, der das Wochenende in Kvitfjell mit einer Wadenprellung auslassen muss. Odermatt hofft, dass sein Widersacher bis Saalbach fit wird, denn: „Hoffentlich gibt es noch ein spannendes Finale beim Finale. Das ist noch nicht gelaufen.“
Heute geht es mit dem Super-G weiter, Kriechmayr hat in dieser Disziplin rein rechnerisch noch eine Chance auf die Kugel, liegt zwei Rennen vor Schluss 121 Punkte zurück. Aber er weiß selbst: „Das ist mehr ein Wunsch oder ein Traum, weil in der Form von Odermatt im Super-G ist das nicht möglich, denke ich.“