Für Rot-Weiß-Rot
Es geht ja doch: Einen Tag nach dem ersten Abfahrtspodestplatz der Saison holt sich Vincent Kriechmayr im Super-G von Kvitfjell den zweiten Saisonsieg.
Bei den Klassikern, da wollte es Vincent Kriechmayr unbedingt. Er wollte seine Klasse beweisen, eventuell auch die Skination retten, vorangehen. Ganz so, wie es seine Art ist. Geklappt hat es nicht, es gab vierte Plätze, fünfte Plätze – aber nach dem ersten Saisonsieg im Super-G von Gröden blieb das Podest Sperrgebiet. Vor den Rennen in Kvitfjell änderte der 32Jährige daher die Taktik: Wurschtigkeit war angesagt, wie er meinte. „Ein Mindset, der mir offenbar hilft, meine Leistung umzusetzen“, wie er meinte. Und wie: Am Samstag fuhr er (endlich) den ersten Podestplatz für Österreich in der Abfahrt in dieser Saison heraus, gestern legte er mit dem zweiten Saisonsieg im Super-G nach.
Und das mit einer „fast perfekten Fahrt“, wie er meinte. Ein Fehler war es, der ihn ärgerte, aber diesen besserte er mit einer traumhaften Linie in der nach dem Olympiasieger von 1994, Tommy Moe, benannten letzten schwierigen Kurve aus. Die „Vinc-Kurve“, wie sie Konkurrent Marco Odermatt nach dem Rennen
nannte. Da fuhr er etwas runde, nahm dafür mehr Geschwindigkeit mit als alle anderen. Über drei Zehntel nahm er etwa Odermatt ab, der letztlich zweitplatzierte Kanadier Jeffrey Read verlor sogar 0,49 Sekunden. Ein wenig „Wut im Bauch“sei da aber nach einem Fehler weiter oben schon dabei gewesen, gestand er. Doch diesmal ließ ihn diese Wut nicht verkrampfen, sondern nur noch mehr das Limit suchen. So sehr, dass selbst Marco Odermatt am Versuch scheiterte, es ihm gleichzutun.
„Eigentlich wollte ich da genau so fahren wie er, aber ich habe es zum dritten Mal nicht hinbekommen“, meinte Odermatt im Ziel schulterzuckend. Nebeneffekt des österreichischen Sieges: Kriechmayr verschob die Entscheidung im Kampf um die Super-G-Kugel aufs Finale in Saalbach. Hoffnung? „Keine! Marco hat über 80 Punkte Vorsprung, so etwas lässt er sich einfach nicht mehr nehmen. Ich habe vor diesem Rennen nicht an die Kugel gedacht und werde das auch jetzt nicht tun“, meinte Kriechmayr da realistisch wie gewohnt.
Und doch war ihm die Erleichterung anzusehen, den Anschluss gefunden zu haben. In Kvitfjell, wo er vor neun bzw. acht Jahren seine ersten beiden Podestplätze im Weltcup (jeweils hinter Kjetil Jansrud) herausgefahren hatte. Und gerade, weil Kvitfjell seither für ihn „podestfreie“Zone war, meinte er: „Ich bin sehr stolz und glücklich über dieses Wochenende. Es freut mich, dass ich es wieder halbwegs auf den Punkt bringe.“