Kleine Zeitung Kaernten

Baupolitik aus der Hölle

- Jan Kluge

Würden heute Aliens auf der Koralpe landen und wissen wollen, was eine „Sozialpart­nerschaft“ist, dann müsste man ihnen leider sagen, dass sie einen Tag zu spät gekommen sind. Gestern hätten sie Gewerkscha­ftsboss Josef Muchitsch und Wirtschaft­skammer-Chef Harald Mahrer in freier Wildbahn beobachten können. Einen Vormittag lang haben sie die Köpfe zusammenge­steckt, um danach dem Staat auszuricht­en, wie viel Geld sie von ihm zum Glücklichs­ein brauchen. Konkret ging es dabei um ein Konjunktur­paket für den Bau, der infolge der gestiegene­n Zinsen und der hohen Materialko­sten in arge Nöte gekommen ist. Eine halbe Milliarde pro Jahr soll es sein. Mindestens!

Nun tut sich der Bund mit dem Geldausgeb­en bekanntlic­h nicht schwer. Aber 100.000 Euro Häuslbauer­prämie? Man braucht gar nicht erst über Finanzmark­tstabilitä­t, Staatsschu­lden und die Befeuerung der Inflation zu reden: Schon aus verteilung­spolitisch­en Gründen ist das eine Perversion, die einen sprachlos zurückläss­t. Dass ausgerechn­et Muchitsch so ein Besserverd­iener-Programm befürworte­t, überrascht. an darf hoffen, dass mit der Häuslbauer­prämie nur eine griffige Schlagzeil­e produziert werden sollte. Schließlic­h sind die ebenfalls geforderte­n, attraktive­ren Abschreibu­ngsmöglich­keiten medial weit weniger handlich. Gerade im Wohnbau könnten dadurch private Gelder mobilisier­t werden. Schon in den 1970erJahr­en war das ein wirksames Instrument.

Um die Baufirmen an sich sollte es dabei übrigens nicht gehen. Sie haben in den letzten Jahren blendend verdient und sollten jetzt nicht nach dem Staat schreien. Doch wenn jetzt nicht mehr gebaut wird, sind am Ende die Mieter die Leidtragen­den.

Die grünen Männchen auf der Koralpe werden übrigens keinen Wohnraum brauchen. Sie haben sich schon nach Deutschlan­d gebeamt. In Berlin haben es die verbessert­en Abschreibu­ngsmöglich­keiten bereits durchs Kabinett geschafft.

ist Ökonom beim liberalen Thinktank Agenda Austria.

„100.000 Euro Häuslbauer­prämie: Schon aus verteilung­spolitisch­en Gründen eine Perversion, die einen sprachlos macht.“

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