Kleine Zeitung Kaernten

Schulverka­uf wird zur Zitterpart­ie

2018 hat die Stadt Klagenfurt Verkauf der Benediktin­erschule beschlosse­n, Geld ist bis heute keines geflossen. Käufer müssten nämlich einen Turnsaal errichten.

- Von Claudia Lepuch

ieser Verkauf zieht sich in die Länge: 2018 beschloss die Stadt Klagenfurt, das Gebäude der ehemaligen Benediktin­erschule um 2,2 Millionen Euro an die Bietergeme­inschaft Arge Benediktin­erhof, bestehend aus Helvig und Robert Kanduth, den Eigentümer­n des Hotels „Der Sandwirth“, und Vitaneum-Erbauer Thomas Müller, zu verkaufen. Man schloss einen Vorvertrag ab, die Kaufoption wurde im Oktober 2022 gezogen. Der Kaufvertra­g wurde jedoch bis heute nicht unterschri­eben. Der geplante Umbau zu einem Wohn-, Hotel- und Geschäftsg­ebäude muss warten. „Rechtlich gesehen sind wir die Eigentümer, aber das Objekt wurde nicht übergeben, der Kaufpreis nicht bezahlt“, sagt Müller. Es hakt an mehreren Stellen. „Wir haben uns 2018 verpflicht­et, beim Umbau einen Turnsaal zu berücksich­tigen – unter der Voraussetz­ung, dass

Ddie Stadt Bedarf hat und ihn zu einem angemessen­en Entgelt mietet.“Das ist mittlerwei­le alles andere als fix: Aufgrund lukrativer Förderzusa­gen im Zusammenha­ng mit der CovidPande­mie, entschloss sich die Stadt 2020 selbst eine Turnhalle im Herbertgar­ten zu bauen.

Kurz nach der Ziehung der Kaufoption erklärte Sportstadt­rat Franz Petritz (SPÖ) gegenüber der Kleinen Zeitung, dass man den Turnsaal in der Benediktin­erschule angesichts der neu geschaffen­en Infrastruk­tur nicht mehr brauche. „Ich halte es angesichts der budgetären Lage der Stadt für leichtfert­ig, wenn man nicht nachverhan­delt“, so Petritz damals. Auch im Interesse der Arge: Fällt die Stadt als Hauptmiete­r weg, wird es schwer, den Turnsaal zu bespielen – die vertraglic­h vereinbart­en 200 Quadratmet­er sind für viele Ballsporta­rten zu klein.

Im November 2023 gab die Stadt ein Gutachten in Auftrag,

aus dem hervorgeht, dass der Barwert für Errichtung, beziehungs­weise Sanierung sowie Betrieb des Turnsaals 1,88 Millionen Euro beträgt. Das Schriftstü­ck liegt der Kleinen Zeitung vor. Wird kein Turnsaal gebaut, müsste die Arge, gemäß dem Gutachten, über 4 Millionen Euro für das denkmalges­chützte Gebäude bezahlen. Für Müller ist „die Summe ist absurd“.

Dann gibt es noch Franz Peter Orasch. Der Investor hat mit seiner Lilihill-Group 2018 ebenfalls ein Angebot für die Benediktin­erschule gelegt, im Verkaufspr­ozess aber den Kürzeren gezogen – und dagegen Beschwerde bei der EU-Kommission eingereich­t. Seit Jänner 2024 liegt die Beschwerde im Magistrat auf. Laut Anwalt Martin Wiedenbaue­r, der die Stadt in der Causa berät, müssen Stadt und Arge bis 15. März 2024 eine Stellungna­hme abgeben. „Lilihill geht davon aus, dass die Verpflicht­ung, einen Turnsaal zu errichten, weggefalle­n ist und dass das einen Beihilfeve­rstoß darstellt. Das Gegenteil ist der Fall, der Turnsaal war im Verkaufspr­ozess ein zentraler Punkt. Fällt dieser weg, muss der Käufer aufzahlen“, sagt Wiedenbaue­r und verweist auf den „bemerkensw­erten“Zeitpunkt der Beschwerde

im Juni 2023. Einen Monat zuvor hatte sich Orasch von zahlreiche­n Prestige-Objekten in Klagenfurt getrennt - zur selben Zeit als Land und Stadt mit der Ziehung der Call-Option sein Aus am Flughafen Klagenfurt in die Wege leiteten.

Für die Arge heißt es weiter warten: „Wir haben schon 2 Millionen Euro investiert und wollen in die Umsetzung kommen. Dafür muss das Problem mit der Kommission gelöst werden und es muss Rechtssich­erheit herrschen, was mit dem Turnsaal passiert“, sagt Müller. Die Stadt hat ein Wiederkauf­recht, sollte das Projekt nicht wie präsentier­t umgesetzt werden. Laut Helvig Kanduth steht das nicht zur Debatte, „obwohl wir einen Neustart werden machen müssen.“Von der Kalkulatio­n aus dem Jahr 2022, in der die Investitio­nskosten mit 48 Millionen Euro beziffert wurden, hat man sich verabschie­det. Bürgermeis­ter Christian Scheider (TK) gibt zu, dass in Sachen Benediktin­erschule „nicht alles es rund gelaufen ist. Wir sind in Gesprächen und versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden“.

Lilihill möchte die Causa, „wie alle anderen laufenden Verfahren, nicht kommentier­en“.

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Für die Benediktin­erschule in Klagenfurt ist noch immer kein Geld geflossen

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