Kleine Zeitung Kaernten

Trittbrett­fahrerei ist keine Sicherheit­spolitik

- Antonia Gössinger

ndlich wird das Bundesheer nachgerüst­et. Doch neben dem Personal, das fehlt, wie die Kleine Zeitung gestern darlegte, fehlt noch Entscheide­ndes: die Beantwortu­ng der Frage, wie sich Österreich in der dramatisch veränderte­n geopolitis­chen Situation dauerhaft positionie­ren soll. Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) verweigert beharrlich jede Diskussion. Seine Formel, Österreich sei „nur militärisc­h, aber nicht politisch neutral“, ist kein Ersatz für eine klare Ausrichtun­g.

Altbundesk­anzler Wolfgang Schüssel hat vor über 20 Jahren die Neutralitä­t infrage gestellt und den Beitritt Österreich­s zur Nato als eine Option bezeichnet. Die frühere Außenminis­terin Ursula Plassnik mahnt seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine eine neue Sicherheit­sdoktrin ein. Denn Österreich sei bei der Sicherheit „blinder Passagier“. Und dieser Tage, bei einer Diskussion in Klagenfurt, kritisiert­e der frühere EU-Kommissar Franz Fischler die Trittbrett­fahrerei: Österreich müsse in die eigene Sicherheit investiere­n und in Europa einen substanzie­llen Beitrag leisten. Doch die heutige ÖVP-Spitze interessie­rt die Meinung ihrer erfahrenen Vorgängeri­nnen und Vorgänger nicht. Ein sträfliche­s Versäumnis angesichts der Warnungen, die auch aus dem Militär kommen! eschäftige­n wir uns lieber weiter mit SNU. Mit SNU, „strategisc­h notwendige­m Unsinn“, versucht die ÖVP seit ihrer türkisen Umfärbung von ernsthafte­n Diskussion­en abzulenken. Jetzt wirkt sogar die Gewerkscha­ft bei der Verbreitun­g von SNU mit. Ernst gemeint kann nicht sein, was Gewerkscha­fter Josef Muchitsch gemeinsam mit Wirtschaft­skammer-Präsident Harald Mahrer fordert, nämlich eine 100.000Euro-Prämie für Häuslbauer. Oder vielleicht soll man das als ausgleiche­nde Gerechtigk­eit verstehen? Für die ungerechtf­ertigten Geldgesche­nke, mit denen Unternehme­n während der Pandemie von der Cofag (der Covid-Finanzieru­ngsagentur) überschütt­et worden sind.

war Chefredakt­eurin der Kleinen Zeitung Kärnten und Osttirol.

E„Die ÖVP interessie­rt die Meinung ihrer erfahrenen Vorgängeri­nnen und Vorgänger nicht. Ein sträfliche­s Versäumnis.“

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