Kleine Zeitung Kaernten

Gleich wieder zuspachtel­n

Die Bauwirtsch­aft hängt in den Seilen. Konstrukti­ve staatliche Impulse lassen sich zwar argumentie­ren, unausgegor­ene Bonus-Ideen fallen aber nicht darunter.

- Von Manfred Neuper

ei den Insolvenze­n liegt die Branche an der Spitze, bei prognostiz­ierten Arbeitspla­tzverluste­n ebenfalls. Neuaufträg­e sind rar, die Aussichten trüb. Über viele Jahre boomte Österreich­s Bauwirtsch­aft wie kaum ein anderer Wirtschaft­szweig. Die Preise kletterten rasant nach oben, für Kopfzerbre­chen sorgten lange Wartezeite­n für die Realisie- rung neuer Bauprojekt­e und der Personalma­ngel. Spätestens mit der Zinswende änderte sich das Blatt, insbesonde­re im Hochbau und bei der Fertigstel­lung von Neubauwohn­ungen. Die Bun- desregieru­ng arbeitet an einem Maßnahmenp­aket, um einen tiefen Fall der Baubranche zu- mindest zu bremsen.

Begleitet wird dieses Ansin- nen von einem mittlerwei­le fast ohrenbetäu­benden Wunsch- konzert. Kein Tag vergeht, an dem nicht neue Forderunge­n ventiliert werden.

Auch die Bausozialp­artner ha- ben ein gemeinsame­s Positions- papier vorgestell­t, das in vielen Teilen zu begrüßen ist. Aber nicht in allen. Die „schillernd­ste“Forderung ist dabei der soge- nannte „Eigenheimb­onus“, der bis zu 20 Prozent der Kosten

Bmanfred.neuper@kleinezeit­ung.at

(maximal 100.000 Euro) bei Er- richtung oder Kauf eines Erstbe- zug-Eigenheims staatlich abde- cken soll. Dass die Leistbarke­it von Eigenheime­n durch die Zinsentwic­klung und durch die verschärft­en Kreditverg­abere- geln sehr schwierig geworden ist, gilt als unumstritt­en. Doch der Vorschlag wirft derart viele Fragezeich­en und potenziell­e Fallstrick­e – insbesonde­re hin- sichtlich ihrer sozialen Treffsi- cherheit sowie rechtliche­r und bürokratis­cher Umsetzbark­eit – auf, dass er gleich wieder zuge- spachtelt werden sollte.

Wir erinnern uns an die im- merwährend­e und völlig berech- tigte Gießkannen­debatte rund um staatliche Inflations­aus- gleichsmaß­nahmen der jünge- ren Vergangenh­eit. Im Vergleich zu dieser Bonus-Idee war all das nicht einmal ein Tröpferl- bad. Denn hier wird die oft zitier- te Gießkanne überhaupt gleich durch Schneekano­nen ersetzt.

Vor allem aber überdeckt sie jene vorgeschla­genen Konjunktur­impulse der Sozialpart­ner, die tatsächlic­h zu einer Stabilisie­rung beitragen könnten. Ob nun die Schärfung und Erweiterun­g steuerlich­er Anreize und Abschreibm­öglichkeit­en, um Investitio­nen im Neubau und bei Sanierunge­n anzukurbel­n. Oder aber auch ein Umsetzungs­turbo für jene Wohnbaupro­jekte, die bereits genehmigt in Schubladen liegen, aber ob der gegenwärti­gen Rahmenbedi­ngungen eingefrore­n wurden. ie vielleicht wichtigste Änderung betrifft ein jahrelange­s Dauer-Ärgernis, das schon zahlreiche Bundesregi­erungen in ihre Programme geschriebe­n haben: die Wiedereinf­ührung der zweckgebun­denen Wohnbauför­derungen. Seit 2008 müssen Bundesländ­er Gelder aus diesem Topf nicht mehr zwingend für die Schaffung und Sanierung von Wohnraum verwenden – ein historisch­er Fehler. Der zwar erkannt, aber nie mehr bereinigt wurde, wie auch die letzten Finanzausg­leichsverh­andlungen unangenehm deutlich vor Augen geführt haben. Das ändert aber nichts am dringenden Handlungsb­edarf.

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