„KI wird Welt nicht vor Klimawandel retten“
1972 veröffentlichte der Club of Rome seinen Bericht über die Grenzen des Wachstums. Im Interview spricht Präsidentin Sandrine Dixson-Declève über Klimawandel und Krieg.
ie 1,5-Grad-Brandmauer ist mittlerweile bedrohlich nahegekommen. Wie besorgt sind Sie über die fortschreitende Klimaerwärmung? SANDRINE DIXSON-DECLEVE:
DIch bin extrem besorgt: Wir waren im November schon bei 1,48 Grad Erwärmung weltweit und im Durchschnitt sind wir jetzt bei global 1,4 Grad Erwärmung seit 2016. Ab 1,5 Grad würden wir noch mehr Katastrophen erleben, auch vor der Haustüre in Europa. Wir sehen es an schweren Fluten wie in Belgien, Deutschland und Österreich oder an den Dürren und Flächenbränden in Südeuropa.
Das bedeutet, wir gelangen an unumkehrbare Kipppunkte.
Die Hightechindustrie forciert künstliche Intelligenz als Zukunftsmacht für eine bessere Welt. Kann KI die Welt vor dem Klimawandel retten?
Nein. Künstliche Intelligenz kann die Welt nicht vor dem Klimawandel retten. Sie kann helfen, weitere Lösungen zu finden und mit neuen Satelliten oder Smarthomes Emissionen zu reduzieren. Aber derzeit ist die KITechnologie noch selbst ein großer Erzeuger von Emissionen. Nützliche KI für Menschen, den Planeten und Wohlstand ist gut, aber KI auf Kosten von Natur und bloß, um Menschen in der Arbeitswelt zu ersetzen, ist schlecht. Wir brauchen mehr Technologien für den Klimaschutz, aber wir müssen schon die, die wir heute haben, zielgerichteter anwenden.
Kann der Ausstieg aus Öl und Gas nur mit Drosselung oder Stopp von Wirtschaftswachstum einhergehen?
Ich rede nicht generell von Degrowth. Wir brauchen Reduzierung des Wachstums im Westen und ökonomische Entwicklung im Süden. Wir als Club of Rome sagen sehr klar: Für einen gerechten Wandel muss der Abbau von Ressourcen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz fließen. Das bedeutet, weg von einem ausbeuterischen Produktionsmodell zu einem globalen Wohlfahrtsmodell mit grüner und sozialer Technologie und Innovation.
Überlappt der Klimaschutz die ebenso große Herausforderung der Biodiversität der Tier- und Pflanzenwelt?
Absolut. Der Klimaschutz richtet sich mehr auf zukünftige Technologie und Wirtschaftsformen – und es ist eine Schande, dass dabei viele auf einen