Empfindsame Seele im Schattenreich
Anja Plaschg begeiert in „Des Teufels Bad“bei der Berlinale.
rei Jahre lang hat dieses Projekt ihre Zeit okkupiert: Nun feierte der schauerliche Historienfilm „Des Teufels Bad“von Veronika Franz und Severin Fiala seine Weltpremiere im Wettbewerb der Berlinale. Anja Plaschg brilliert in der Hauptrolle als frisch verheiratete, tief religiöse und hochsensible Frau um 1750 im bäuerlich geprägten Oberösterreich.
Erzählt wird vom historisch dokumentierten, aber unbekannten Phänomen des mittelbaren Suizids. Also von Frauen, die Kinder umbrachten, um ihre Tat zu beichten und hingerichtet zu werden. Kein leichter Stoff. Für sie fülle dieser Film „ein Loch, weil er vom inneren Krieg, den Frauen erleben, erzählt“, sagte Plaschg zur Kleinen Zeitung.
Nach den Filmen „Stillleben“und „Die Geträumten“überzeugt die 33Jährige erneut als feinfühlige Mimin. Auch der sinistre Soundtrack stammt von der Komponistin, Musikerin und Produzentin, die 2009 als Soap&Skin durchstartete. Ihr mit dem Amadeus
DAward und dem European Border Breakers Award ausgezeichnetes Debütalbum „Lovetune for Vaccuum“festigte ihren Status als „Wunderkind“. Es folgten Auftritte mit John Cale, Patti Smith und Marianne Faithfull. Aufgewachsen auf einem Schweinemastbetrieb im südoststeirischen Gnas, diente das Kreischen der Schweine als Soundkulisse für erste Stücke. Sie besuchte die Ortweinschule für Grafik in Graz, studierte bei Daniel Richter an der Akademie der Bildenden Künste, brach ab – und machte als Musikerin international Karriere. Drei Alben entstanden bis 2018, aktuell arbeitet sie an Nummer vier. Sie komponierte Filmmusik, war Teil der hybriden Festwochen-Eröffnung 2022, stand als Glaube im „Jedermann“auf dem Salzburger Domplatz und hat eine zehnjährige Tochter. Mit dem Ausbruch aus dem bäuerlichen System kennt sie sich aus. Mit der Rückkehr dorthin ebenso. Zur Premiere brachte sie eine Schweine-Plüschtasche. Ab 8. März im Kino.