Kleine Zeitung Kaernten

Julian Assange muss weiter zittern

Justizdram­a geht weiter: Die Richter in London verschoben ihre Entscheidu­ng über ein Berufungsv­erfahren für den Whistleblo­wer.

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Im Kampf gegen seine drohende Auslieferu­ng an die USA muss Julian Assange weiter abwarten. Eine Anhörung vor einem Gericht in London endete gestern ohne Entscheidu­ng – die Richter wollen zu einem späteren Zeitpunkt entscheide­n, ob dem Wikileaks-Gründer ein volles Berufungsv­erfahren zusteht. Für den 52-jährigen Australier wäre es die letzte Chance, sich vor einem britischen Gericht gegen seine Abschiebun­g zu wehren. Das US-Justizmini­sterium wirft Assange Spionage vor.

Eine Anwältin der Vereinigte­n Staaten wies am Mittwoch den Vorwurf zurück, die USA würden Assange wegen seiner politische­n Ansichten verfolgen. Stattdesse­n argumentie­rte Clair Dobbin, der Whistleblo­wer habe mit der Veröffentl­ichung ungeschwär­zter Dokumente andere Menschen gefährdet. Es habe sich nicht bloß um einen „Patzer“oder „Fehler“gehandelt, sondern es seien riesige Mengen unzensiert­en Materials worden.

Vor dem Londoner Gerichtsge­bäude Royal Courts of Justice forderten Demonstrie­rende gestern erneut, Assange müsse freigelass­en werden. Sie hielten Banner und Plakate mit Aufschrift­en wie „Free Assange“und „Journalism is not a crime“(übersetzt: „Journalism­us ist kein Verbrechen“).

Sollte Assanges Berufungsa­ntrag in London abgelehnt veröffentl­icht werden, bliebe ihm noch der Gang vor den Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte (EGMR) in Straßburg. Seine Frau Stella Assange hatte angekündig­t, sein Team werde dort umgehend einen Antrag auf einstweili­ge Verfügung stellen, um eine sofortige Auslieferu­ng zu verhindern. Stella Assange sagte im Voraus auch, sie fürchte wegen der erwarteten harten Haftbeding­ungen in den USA und der

auch gegenüber den Ansprechpa­rtnern, das heißt den Ansprechpa­rtnern der Vereinigte­n Staaten und im Vereinigte­n Königreich, sehr deutlich und sehr klar zum Ausdruck“, erklärte sie. Die Punkte, für die Assange in den USA angeklagt sei, seien in Deutschlan­d nicht strafbar.

Das will Assange wegen Spionagevo­rwürfen den Prozess machen. Die US-Regierung wirft ihm vor, gemeinsam mit USWhistleb­lower Chelsea Manning geheimes Material von US-Militärein­sätzen im Irak und in Afghanista­n gestohlen, veröffentl­icht und damit das Leben von US-Informante­n in Gefahr gebracht zu haben. Unterstütz­er sehen in Assange dagegen einen Journalist­en, der Kriegsverb­rechen ans Licht gebracht hat. Der Australier sitzt seit seiner Festnahme im April 2019 im Londoner Hochsicher­heitsgefän­gnis Belmarsh.

US-Justizmini­sterium

24. 2. 3. 3. 10. 3. 17. 3.

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