Kleine Zeitung Kaernten

„Wir hatten nach zwei Weltkriege­n gelernt: Nie wieder!“

Nach zwei Jahren sei man immer noch fassungslo­s über Putins unerbittli­ches Vorgehen in der Ukraine, doch wie weit gehe die westliche Solidaritä­t?

- Fritz Baumgartne­r, Ernst Leitner, Wilhelm Flucher,

wei Jahre erschrecke­ndste Brutalität. Herr Putin, Sie spüren nichts. Aber wir spüren vieles. Wir haben Gefüh- le, wir weinen, wir sehen die an- klopfenden Flüchtling­e, die ver- gifteten, ermordeten, gefangenen, deportiert­en und verbannten Mitmensche­n. All das, wenige Hundert Kilometer von unseren Ländern entfernt. Wir trauern um die Toten, Männer, Frauen und Kinder, fühlen mit den verwitwete­n Mamas und Papas, Omas und Opas, Onkeln und Tanten.

Wir fühlen mit den Hundert- tausenden (!) in den Krieg ge- zwungenen jungen Männern, die unter explodiere­nden Droh- nen und Raketen einsam und unter Schmerzen sterben. Ruinenhaft­e, verlassene Häuser, Dörfer und Städte, verwüstete und verminte Kraftwerke, Stau- dämme, Bahnhöfe, ehemals goldfarben­e Getreidefe­lder, Kin- derkranken­häuser ohne Außen- wände, ohne Ärzte, ohne Patienten.

ZUnsere Völker hatten nach zwei verheerend­en Weltkriege­n eines auf ewig gelernt: „NIE WIEDER!“Aber wir Menschen haben auch ein Urvertraue­n: Herrn Putins nihilistis­che Bru- talität wird enden!

Solidaritä­t

Anlässlich der zwei Jahre Ab- wehrkampf der Ukraine gegen den Aggressor Russland wurde die Bereitscha­ft zur militärisc­hen Verteidigu­ng in Öster- reich abgefragt. Das geringe Maß (16 %) ist erschrecke­nd, aber verständli­ch: Wir haben – bei allem Jammern („auf hohem Niveau“) – viel an Lebensqual­i- tät zu verlieren.

Die zunehmende Verweige- rung der Unterstütz­ung der Ukraine gegen eine menschen- verachtend­e Diktatur ist be- schämend, aber erklärbar: Uns fehlt zunehmend eine menschli- che Eigenschaf­t: Solidaritä­t.

Der Wert des Menschen

Wehrschütz sieht kein Ende des russischen Angriffskr­ieges. Ver- schiedene Phasen aus zwei Jah- ren Krieg leiteten zum Schluss, dass Russland der Ukraine überlegen sei – durch seine Artillerie, Drohnen, Truppen, Waffen und den schwindend­en Einsatzwil- len und Kampfgeist der Ukraine. Der Westen sei wegen seiner Un- einigkeit machtlos. Eine Hoff- nung bestehe lediglich in der Abnutzung von Kriegsmate­rial und Soldaten.

Doch ist es aus menschlich­er Sicht gerechtfer­tigt, Waffenma- terial und Truppen auf dieselbe Stufe zu stellen? Was bedeutet der Wert des Menschen noch? Falls menschlich­es (Über-)Leben einem Kriegsziel und der Wirtschaft untergeord­net werden, kann nach drei Jahren Ukrainekri­eg vielleicht über ein atoma- res Ende der Zivilisati­on durch einen dritten Welt-(Atom-) Krieg geschriebe­n werden: „Nicht die Ukraine, sondern die Welt ist verloren …“

Die vielen für die Rüstung eingeplant­en Milliarden sollten besser für eine Initiative zu Friedensve­rhandlunge­n eingesetzt werden. Das neutrale Österreich gehe voran!

„Zwei Jahre Krieg und kein Ende in Sicht“, 19. 2.

St. Georgen an der Gusen

St. Paul

Leitring

Überzeugen­de Analyse

Endlich eine militärisc­he und politische Analyse des Ukrainekri­eges, die überzeugen­d ist und nicht durch emotional motivierte Meinungsma­che geprägt ist. Ich würde mir wünschen, dass der hervorrage­nde Berichters­tatter vor Ort, Mag. Christian Wehrschütz, Major, öfter in der „Kleinen“zu Worte kommt. Vom allgemeine­n Larifari selbsterna­nnter Spezialist­en haben wir genug.

Prof. Dr. Rudolf O. Zucha,

Die Wahl

Die moralische Empörung macht es sich zu leicht. Putin ist ein Kriegsverb­recher und ein Tyrann – aber es gibt viele von seiner Sorte auf der Welt, mit denen wir Geschäfte machen. Da

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