Kleine Zeitung Kaernten

Still funkelnde Liebe an einem „Unort“

„Adern“, das preisgekrö­nte Stück der jungen Tiroler Autorin Lisa Wentz, feiert heute Premiere am Stadttheat­er.

- Von Marianne Fischer

eute weiß ja kaum jemand mehr, wie diese Nachkriegs­jahre waren, wie es dieser Gesellscha­ft ging, die sich bemüht hat, trotz aller historisch­en Belastunge­n aus den Trümmern der Kriegsgene­ration eine neue Welt aufzubauen“, sagt Georg Schmiedlei­tner. Der Oberösterr­eicher inszeniert mit Lisa Wentz´„Adern“ein Stück, das im Jahr 1953 beginnt und sich bis in die 1970er-Jahre spannt: In Schwaz in Tirol treffen sich aufgrund einer Anzeige Rudolf und Aloisia, in Klagenfurt gespielt von Axel Sichrovsky und Raphaela Möst. Er

Hsucht eine Mutter für seine fünf Kinder, sie hat sich gemeldet.

Beide sind gezeichnet von Kriegserfa­hrungen. Rudolf hatte offenbar in den Stollen der Messerschm­itt-Werke mit Zwangsarbe­itern zu tun, bei einer Sprengung gab es ein oder mehrere Opfer. Nun fürchtet er, im Rahmen der Entnazifiz­ierung verhaftet zu werden, obwohl er nur Befehle befolgte. Aloisia hat eine Tochter von einem französisc­hen Soldaten und fragt sich, ob sie ihn suchen soll. „Mit diesem Rucksack treffen sich die beiden in Schwaz, einem Unort, wo eigentlich niemand freiwillig hin will, aber ein Ort, den sich die beiden erobern als Raum für ihre Beziehung. Hier leben sie, aber immer auch unter dem Druck, dass ihre eigentlich­e Historie noch einmal aufpoppt und im Herzen explodiert“, sagt Schmiedlei­tner, der zuletzt am Stadttheat­er Shakespear­es „Was ihr wollt“als poetisch-groteske Komödie zeigte.

Zum Stück Adern. Premiere

Von Lisa Wentz.

heute, 19.30 Uhr, Stadttheat­er Klagenfurt. Termine bis 23. März. Karten: Tel. (0463) 54 064. stadttheat­er-klagenfurt.at

Und auch „Adern“hat für ihn grotesk-heitere Seiten, denn zwei Menschen versuchen, „in all ihrer Unbeholfen­heit zueinander­zufinden. Es sind oft patscherte und ungelenke Liebesvers­uche und das ist manchmal wirklich zum Lachen – aber eben auch deshalb, weil man solche Situatione­n aus der eigenen Welt kennt“, sagt Schmiedlei­tner über die „hell-dunkel funkelnde Liebesgesc­hichte“(so die Ankündigun­g), die mit dem Retzhofer Dramapreis und dem Nestroy als „Bestes Stück 2022“ausgezeich­net wurde. Die Jury lobte die „dialogisch­e Könnerscha­ft“der 29-jährigen Autorin, die selbst in Tirol aufgewachs­en

ist, wo der Abbau von Silber- und Kupfererze­n eine lange Tradition hat. Und so bezieht sich der Titel auf den Bergbau, in dem Rudolf beschäftig­t ist, aber auch auf die menschlich­en Adern und das Blut, das darin pulsiert – oder auch vergossen wurde.

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ARNOLD POESCHL Für Regisseur Georg Schmiedlei­tner hat das Stück auch „groteskhei­tere“ Seiten
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STADTTHEAT­ER/KK

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