Kleine Zeitung Kaernten

„Bei uns wird von den Bauern fast alles hingenomme­n“

Nach massiven Bauernprot­esten in Europa verspricht die EU-Kommission nun Entbürokra­tisierungs­maßnahmen. Leser schildern, womit Landwirte hierzuland­e heute zu kämpfen haben.

- Peter Kogler, Ing. Anton Kern, Wilfried Oberreiner,

Ifür die Landn einem Kleine-Zeitung-Bericht Mitte Jänner wurde von unserem Agrarrefer­enten Martin Gruber behauptet, dass die Lage der Bauern hier anders sei als in Deutschlan­d, aufgrund des sogenannte­n Impulspro- gramms mit 8,51 Millionen Euro für 18.000 Betriebe. Das sind rund 473 Euro pro Betrieb. Dem ist aber entgegenzu­halten, dass uns vorher schon ein Vielfaches gekürzt wurde: Kürzung der Ausgleichs­zahlungen vor acht Jahren um 15 bis 20 Prozent, Er- höhung der Einheitswe­rte, ver- bunden mit höheren SV-Bei- tragszahlu­ngen im selben Zeit- raum, ab 2023 neuerliche Kür- zungen der Ausgleichs­zahlungen trotz Mehrleistu­ngen (Anlage von Biodiversi­täts- und Stillle- gungsfläch­en) und seit dem EU- Beitritt 1995, also seit 28 Jahren keine Indexanpas­sung der Ausgleichs­zahlungen!!

Ja, die Lage hier ist anders als in Deutschlan­d. Bei uns wird von den Bauern alles hingenom- men.

Planwirtsc­haft

Erfolgreic­h ausreichen­d gesun- de Nahrungsmi­ttel erzeugen, das funktionie­rt nur mit der Na- tur. Deshalb passten die Bauern ihr Anbauverha­lten den Wet- ter-, Boden- und Klimaverhä­lt- nissen an. Es gab regionale Selbstvers­orgung mit qualitativ hochwertig­en Produkten in Ös- terreich. Inzwischen wird den Bauern aus Brüssel vorgeschri­e- ben, zu welchen Datum sie et- was aussäen bzw. ernten, wie sie es zu bearbeiten haben und auch, mehrere Kulturen auszu- säen bzw. einen Teil der Flächen verwildern zu lassen. Die Aus- wirkungen sind sehr schnell zu sehen. Selbstvers­orgung nicht mehr gegeben, Schädlinge und Schadpilze vermehren sich deut- lich schneller.

Dass diese Maßnahmen mit Agrar-Satelliten wöchentlic­h zwei Mal kontrollie­rt werden, kommt schon chinesisch­en Verhältnis­sen nahe. Damit ist Landwirtsc­haft zu einer kon- trollierte­n Kalenderwi­rtschaft geworden. Da gab es in der Sow- jetunion ein ähnliches System, die Planwirtsc­haft. Wie es aus- schaut, will man jetzt auch die europäisch­e Landwirtsc­haft dorthin bringen. Die Folgen sind ja bekannt. Aber man kann eh aus aller Welt Lebensmitt­el mit Schiff und Lkw nach Europa kutschiere­n. Da darf es nicht verwundern, wenn die Bauern auf die Straße gehen. Lasst sie doch mit der Natur arbeiten und das erzeugen, was wo am besten wächst.

Ein paar Fragen

Im Jänner wollte ich, Kleinst- bauer aus dem Mölltal, von mei- ner Standesver­tretung, der Landwirtsc­haftskamme­r (LK), ein paar Fragen beantworte­t ha- ben. Ich wandte mich an die Au- ßenstelle der LK in Spittal. Mei- ne erste Frage war, was es mit dem Agrarmarke­tingbeitra­g auf sich habe. Ich bekam keine ver- nünftige Antwort. Dann fragte ich, wie es zur über 100-prozentige­n Erhöhung der Kammerumla­ge und Erhöhung des Hebesatzes kommen konnte. Herr X antwortete, das habe nicht er entschiede­n, ich solle mich an das Büro in Klagenfurt wenden. Aber das Beste kommt jetzt: Ich wolle noch wissen, ob die geplante Ombudsstel­le für die slowenisch­e Bauernscha­ft schon eingericht­et sei. Herr X gab mir zur Antwort, das wisse er nicht, er diskutiere mit mir nicht weiter, und hat sich verabschie­det.

Dann habe ich bei der LK-Zentrale in Klagenfurt nachgefrag­t. Dort hatte ich mit Herrn Y ein ausführlic­hes Gespräch, meine Fragen wurden zum Teil beantworte­t. Aber mein Eindruck, dass wir Bauern fast alles einfach so hinnehmen (Erhöhungen bei Ausgaben, Abzüge bei Förderunge­n, Auflagen …) hat sich nur bestätigt. Ich werde in der Agrarpolit­ik nichts ändern können, aber Punkte, die mich als Kleinstbau­er betreffen, hinterfrag­e ich zumindest.

„Vereinfach­ungen wirtschaft“, 23. 2.

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