„Bei uns wird von den Bauern fast alles hingenommen“
Nach massiven Bauernprotesten in Europa verspricht die EU-Kommission nun Entbürokratisierungsmaßnahmen. Leser schildern, womit Landwirte hierzulande heute zu kämpfen haben.
Ifür die Landn einem Kleine-Zeitung-Bericht Mitte Jänner wurde von unserem Agrarreferenten Martin Gruber behauptet, dass die Lage der Bauern hier anders sei als in Deutschland, aufgrund des sogenannten Impulspro- gramms mit 8,51 Millionen Euro für 18.000 Betriebe. Das sind rund 473 Euro pro Betrieb. Dem ist aber entgegenzuhalten, dass uns vorher schon ein Vielfaches gekürzt wurde: Kürzung der Ausgleichszahlungen vor acht Jahren um 15 bis 20 Prozent, Er- höhung der Einheitswerte, ver- bunden mit höheren SV-Bei- tragszahlungen im selben Zeit- raum, ab 2023 neuerliche Kür- zungen der Ausgleichszahlungen trotz Mehrleistungen (Anlage von Biodiversitäts- und Stillle- gungsflächen) und seit dem EU- Beitritt 1995, also seit 28 Jahren keine Indexanpassung der Ausgleichszahlungen!!
Ja, die Lage hier ist anders als in Deutschland. Bei uns wird von den Bauern alles hingenom- men.
Planwirtschaft
Erfolgreich ausreichend gesun- de Nahrungsmittel erzeugen, das funktioniert nur mit der Na- tur. Deshalb passten die Bauern ihr Anbauverhalten den Wet- ter-, Boden- und Klimaverhält- nissen an. Es gab regionale Selbstversorgung mit qualitativ hochwertigen Produkten in Ös- terreich. Inzwischen wird den Bauern aus Brüssel vorgeschrie- ben, zu welchen Datum sie et- was aussäen bzw. ernten, wie sie es zu bearbeiten haben und auch, mehrere Kulturen auszu- säen bzw. einen Teil der Flächen verwildern zu lassen. Die Aus- wirkungen sind sehr schnell zu sehen. Selbstversorgung nicht mehr gegeben, Schädlinge und Schadpilze vermehren sich deut- lich schneller.
Dass diese Maßnahmen mit Agrar-Satelliten wöchentlich zwei Mal kontrolliert werden, kommt schon chinesischen Verhältnissen nahe. Damit ist Landwirtschaft zu einer kon- trollierten Kalenderwirtschaft geworden. Da gab es in der Sow- jetunion ein ähnliches System, die Planwirtschaft. Wie es aus- schaut, will man jetzt auch die europäische Landwirtschaft dorthin bringen. Die Folgen sind ja bekannt. Aber man kann eh aus aller Welt Lebensmittel mit Schiff und Lkw nach Europa kutschieren. Da darf es nicht verwundern, wenn die Bauern auf die Straße gehen. Lasst sie doch mit der Natur arbeiten und das erzeugen, was wo am besten wächst.
Ein paar Fragen
Im Jänner wollte ich, Kleinst- bauer aus dem Mölltal, von mei- ner Standesvertretung, der Landwirtschaftskammer (LK), ein paar Fragen beantwortet ha- ben. Ich wandte mich an die Au- ßenstelle der LK in Spittal. Mei- ne erste Frage war, was es mit dem Agrarmarketingbeitrag auf sich habe. Ich bekam keine ver- nünftige Antwort. Dann fragte ich, wie es zur über 100-prozentigen Erhöhung der Kammerumlage und Erhöhung des Hebesatzes kommen konnte. Herr X antwortete, das habe nicht er entschieden, ich solle mich an das Büro in Klagenfurt wenden. Aber das Beste kommt jetzt: Ich wolle noch wissen, ob die geplante Ombudsstelle für die slowenische Bauernschaft schon eingerichtet sei. Herr X gab mir zur Antwort, das wisse er nicht, er diskutiere mit mir nicht weiter, und hat sich verabschiedet.
Dann habe ich bei der LK-Zentrale in Klagenfurt nachgefragt. Dort hatte ich mit Herrn Y ein ausführliches Gespräch, meine Fragen wurden zum Teil beantwortet. Aber mein Eindruck, dass wir Bauern fast alles einfach so hinnehmen (Erhöhungen bei Ausgaben, Abzüge bei Förderungen, Auflagen …) hat sich nur bestätigt. Ich werde in der Agrarpolitik nichts ändern können, aber Punkte, die mich als Kleinstbauer betreffen, hinterfrage ich zumindest.
„Vereinfachungen wirtschaft“, 23. 2.
Kappel am Krappfeld
Graz
Winklern