Kleine Zeitung Kaernten

Wer das Arbeitslos­engeld senkt, schafft Armut

-

er Kanzler will das Arbeitslos­engeld kürzen. Wieder einmal. Künftig sollen es „unter 50 Prozent sein“. Was der Kanzler offensicht­lich nicht am Schirm hat: Das Arbeitslos­engeld wird nicht an die Teuerung angepasst. Zur Berechnung der Höhe wird das Gehalt des Vorvorjahr­es herangezog­en. Wer in Zeiten von Rekordteue­rung auf Jobsuche ist, muss daher mit einem empfindlic­hen Kaufkraftv­erlust zurechtkom­men. De facto haben wir auf diese Weise das Arbeitslos­engeld bereits auf 50 Prozent gedrückt.

Das Leben für alle auf Jobsuche ist schon jetzt kaum finanzierb­ar. Jeder dritte Arbeitslos­e kann es sich nicht leisten, die Wohnung ausreichen­d zu heizen. Jeder Fünfte kann sich nur jeden zweiten Tag eine warme Hauptmahlz­eit leisten. Warum diskutiere­n wir dann weitere Kürzungen? Weil ständig gesagt wird, bei diesem Fachund Arbeitskrä­ftemangel, da finde doch jeder einen Job, der arbeiten wolle. Ungesagt, aber unüberhörb­ar: Wer derzeit keinen Job hat, ist schlicht faul und hat es nicht verdient, ausreichen­d finanziell unterstütz­t zu werden. In Wahrheit sieht es für Jobsuchend­e derzeit hingegen gar nicht rosig aus. Die Wirtschaft schrumpfte im letzten Jahr und kommt auch heuer kaum vom Fleck. Unternehme­n brauchen weniger Leute als gedacht. Ende Jänner gab es deshalb 30.000 Arbeitslos­e mehr als noch vor einem Jahr. Vier Arbeitslos­e rangeln sich derzeit um eine offene Stelle. ilfreicher als die Armutslast bei arbeitslos­en Menschen weiter zu erhöhen, wäre kluge Arbeitsmar­ktpolitik. In Zeiten schwacher Wirtschaft­sdaten kann die öffentlich­e Hand einspringe­n und mit großen Investitio­nsprojekte­n die Wirtschaft wieder ankurbeln. Die USA machen vor, wie es geht. Wer keinen Job hat, braucht Arbeit. Für Menschen, die schon lange Arbeit suchen, ist eine Jobgaranti­e das Mittel der Wahl. Wie erfolgreic­h man mit staatlich geförderte­n Jobs Leute wieder zurück auf den Arbeitsmar­kt holt, zeigen Vorzeigepr­ojekte in Marienthal oder die Aktion 20.000.

D„Wer keinen Job hat, braucht Arbeit. Für Menschen, die schon lange Arbeit suchen, ist eine Jobgaranti­e das Mittel der Wahl.“

HBarbara Blaha

leitet das Momentum Institut.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria