Kleine Zeitung Kaernten

Falscher Frühling bereitet der Tierwelt Stress

Insekten, Amphibien und Reptilien sind heuer viel zu früh unterwegs. Ein Kälteeinbr­uch könnte sich für viele Tiere fatal auswirken.

- Von Thomas Martinz Der Frühstart

ögel zwitschern aufgeregt, Schmetterl­inge und Bienen suchen die ersten Blüten, Feuersalam­ander sonnen sich am warmen Felsen und in der Wohnung werden Gelsen gesichtet. Der warme Februar bringt die Pflanzen-, vor allem aber die Tierwelt komplett durcheinan­der und damit sogar in Gefahr.

„Die Tiere sind komplett außer Tritt. Sie waren schon auf den warmen Herbst nicht eingestell­t, jetzt folgte auch ein viel zu warmer Winter“, sagt Christian Wieser, Abteilungs­leiter für Zoologie im Landesmuse­um Kärnten. Eingefahre­ne Systeme würden plötzlich nicht mehr funktionie­ren. „Schmetterl­inge und Wildbienen sind schon unterwegs, das ist eineinhalb bis zwei Monate zu früh. Sie sind einen gedeckten Tisch gewöhnt und bekommen ein Problem, wenn es wieder kälter wird und ihnen die Energie fehlt“, sagt Wieser.

Vhat heuer früher eingesetzt. Und der Feuersalam­ander hat schon abgelaicht. Wird es jetzt kälter, könnte der Laich abfrieren“, berichtet Klaus Krainer, Geschäftsf­ührer

„Auch die Froschwand­erung Frühlingsb­oten sprießen bereits: Palmkätzch­en und Schneeglöc­kchen

der Arge Naturschut­z. Bleibt es warm, könnten wiederum die Fledermäus­e aktiv werden.

Ungewohnte Aktivitäte­n sind auch im Reptilienz­oo Happ in Klagenfurt zu beobachten. Hornviper und Schlingnat­ter haben die Winterstar­re abgelegt und schlängeln sich im Freigehege in der Sonne. Die amerikanis­che Sumpfschil­dkröte tut es ihnen gleich. „Normalerwe­ise sind diese Tiere jetzt noch wie scheintot und Aktivität ist erst Mitte oder Ende April zu beobachten“, sagt Reptiliene­xpertin Helga Happ. „Gerade Schlangen fressen sich im Sommer Reserven an. Wenn sie jetzt wach sind, verbrauche­n sie diese bereits und der Sommer könnte zu kurz werden.“Sollte ein Kälteeinbr­uch kommen, könnte dieser den Tod für die Tiere bedeuten. Die Hornotter kommt in Österreich nur mehr in Kärnten und in der Südsteierm­ark vor, steht auf der Roten Liste, ist vom Aussterben bedroht und streng geschützt.

Es würde aber auch „Gewinner des Klimawande­ls“geben, so Wieser: Arten, die hier nicht heimisch sind, könnten sich zur Plage ausbreiten, so Wieser. Und Schädlinge könnten sogar mehrere Generation­en ausbilden. Wieser: „Beim Borkenkäfe­r, der ab 18 Grad fliegt, könnten es beispielsw­eise zwei

Die Gewinner.

Generation­en mehr sein. Ähnliches gilt für die Rote Wegschneck­e.“

der Natur hat – bedingt durch die kalten Nächte – kaum negative Auswirkung­en auf die Pflanzenwe­lt. Sehr wohl aber über Umwege auf den Menschen, denn die Pollen fliegen schon seit Wochen. Nachdem die Niederschl­äge am vergangene­n Freitag die Belastung durch Hasel und Grau-Erle zurückgesc­hraubt haben, konnten Allergiker kurz aufatmen. „Der Pollenflug der Schwarz-Erle wird aber jetzt schnell ansteigen und die allergisch­e Belastung durch Erlen-Pollen wird zunehmen“, betonen Susanne Aigner und Helmut Zwander vom Pollenwarn­dienst Kärnten. Die Schwarz-Erle ist vor allem in Mittel- und Ostkärnten mit großen Beständen weit verbreitet.

Zoologe

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PEUTZ, IMAGO BRINSKELLE
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Der Feuersalam­ander und die amerikanis­che Schmucksch­ildkröte suchen die Sonne
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