Falscher Frühling bereitet der Tierwelt Stress
Insekten, Amphibien und Reptilien sind heuer viel zu früh unterwegs. Ein Kälteeinbruch könnte sich für viele Tiere fatal auswirken.
ögel zwitschern aufgeregt, Schmetterlinge und Bienen suchen die ersten Blüten, Feuersalamander sonnen sich am warmen Felsen und in der Wohnung werden Gelsen gesichtet. Der warme Februar bringt die Pflanzen-, vor allem aber die Tierwelt komplett durcheinander und damit sogar in Gefahr.
„Die Tiere sind komplett außer Tritt. Sie waren schon auf den warmen Herbst nicht eingestellt, jetzt folgte auch ein viel zu warmer Winter“, sagt Christian Wieser, Abteilungsleiter für Zoologie im Landesmuseum Kärnten. Eingefahrene Systeme würden plötzlich nicht mehr funktionieren. „Schmetterlinge und Wildbienen sind schon unterwegs, das ist eineinhalb bis zwei Monate zu früh. Sie sind einen gedeckten Tisch gewöhnt und bekommen ein Problem, wenn es wieder kälter wird und ihnen die Energie fehlt“, sagt Wieser.
Vhat heuer früher eingesetzt. Und der Feuersalamander hat schon abgelaicht. Wird es jetzt kälter, könnte der Laich abfrieren“, berichtet Klaus Krainer, Geschäftsführer
„Auch die Froschwanderung Frühlingsboten sprießen bereits: Palmkätzchen und Schneeglöckchen
der Arge Naturschutz. Bleibt es warm, könnten wiederum die Fledermäuse aktiv werden.
Ungewohnte Aktivitäten sind auch im Reptilienzoo Happ in Klagenfurt zu beobachten. Hornviper und Schlingnatter haben die Winterstarre abgelegt und schlängeln sich im Freigehege in der Sonne. Die amerikanische Sumpfschildkröte tut es ihnen gleich. „Normalerweise sind diese Tiere jetzt noch wie scheintot und Aktivität ist erst Mitte oder Ende April zu beobachten“, sagt Reptilienexpertin Helga Happ. „Gerade Schlangen fressen sich im Sommer Reserven an. Wenn sie jetzt wach sind, verbrauchen sie diese bereits und der Sommer könnte zu kurz werden.“Sollte ein Kälteeinbruch kommen, könnte dieser den Tod für die Tiere bedeuten. Die Hornotter kommt in Österreich nur mehr in Kärnten und in der Südsteiermark vor, steht auf der Roten Liste, ist vom Aussterben bedroht und streng geschützt.
Es würde aber auch „Gewinner des Klimawandels“geben, so Wieser: Arten, die hier nicht heimisch sind, könnten sich zur Plage ausbreiten, so Wieser. Und Schädlinge könnten sogar mehrere Generationen ausbilden. Wieser: „Beim Borkenkäfer, der ab 18 Grad fliegt, könnten es beispielsweise zwei
Die Gewinner.
Generationen mehr sein. Ähnliches gilt für die Rote Wegschnecke.“
der Natur hat – bedingt durch die kalten Nächte – kaum negative Auswirkungen auf die Pflanzenwelt. Sehr wohl aber über Umwege auf den Menschen, denn die Pollen fliegen schon seit Wochen. Nachdem die Niederschläge am vergangenen Freitag die Belastung durch Hasel und Grau-Erle zurückgeschraubt haben, konnten Allergiker kurz aufatmen. „Der Pollenflug der Schwarz-Erle wird aber jetzt schnell ansteigen und die allergische Belastung durch Erlen-Pollen wird zunehmen“, betonen Susanne Aigner und Helmut Zwander vom Pollenwarndienst Kärnten. Die Schwarz-Erle ist vor allem in Mittel- und Ostkärnten mit großen Beständen weit verbreitet.
Zoologe