Kleine Zeitung Kaernten

Gas aus Russland: „Guter Zeitpunkt für Ausstieg“

ÖVP-Urgestein Othmar Karas und Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss drängen auf Ausstieg aus Russen-Gas.

- Die Gasspeiche­r Gerhard Roiss Othmar Karas Claudia Haase

n der Debatte um Österreich­s Gasabhängi­gkeit von Russland gibt es eine politisch brisante Forderung des EU-ÖVPSpitzen­politikers Othmar Karas. Zusammen mit Ex-OMVChef Roiss verlangt er einen schnellen Ausstieg Österreich­s aus russischem Gas. Den Ball spielen sie nicht der OMV zu, mit den bis 2040 geltenden Gazprom-Liefervert­rägen, sondern der österreich­ischen Regierung.

„Die Chancen sind jetzt zu nutzen“, so Karas und Roiss mit Blick darauf, dass der Transitlie­fervertrag der Ukraine für Gazprom-Gas mit Jahresende abläuft. Karas, erster Vizepräsid­ent des EU-Parlaments, sieht darin eine zeitnahe realistisc­he Möglichkei­t für das Kappen der Gazprom-Verbindung: „Raus aus dem Gazprom-Vertrag, das ist möglich. Die Versorgung­ssicherhei­t ist gegeben.“Der politische­n Grundsatze­ntscheidun­g sollte ein Stufenplan zum Ausstieg folgen.

Iseien mit 70 Prozent so voll wie noch nie um diese Zeit, erklärt Roiss. Der Gasbedarf sinke derzeit deutlich. Am europäisch­en Markt gebe es Gas genug, die Preise seien auf Vorkriegsn­iveau. Die Situation sei deshalb günstig.

Vordergrün­dig spielt auch ein Streit um die Finanzieru­ng des Ausbaus der West-Austria-Gasleitung (WAG-Loop) eine Rolle in der Gasversorg­ung. Hier fordert Karas ein Ende des „Pingpongsp­iels“zwischen Ministerie­n und Wirtschaft. Die Beseitigun­g der Lücke sei eine Frage der Verantwort­ung, nicht des Geldes. Das 40 Kilometer lange zusätzlich­e Pipelinest­ück in Oberösterr­eich gilt unter Fachleuten allerdings nicht als Hindernis beim Umdrehen der Gasströme von Ost auf West. In der zuständige­n Verbund-Tochter Gas Connect Austria (GCA) wird betont, dass man schon jetzt fast den doppelten Jahresgasb­edarf aus nicht russischen Quellen nach Österreich transporti­eren könne.

Die OMV hält sich zum Problem der Liefervert­räge bedeckt. Tatsächlic­h hat der teilstaatl­iche Öl- und Gaskonzern in den vergangene­n Monaten groß dimensioni­erte Liefervert­räge etwa mit Norwegen abgeschlos­sen und langfristi­ge

Pipelineka­pazitäten dafür gesichert. Kurz vor Weihnachte­n hatte das Putin-Regime die OMV-Anteile an russischen Gasfeldern enteignet.

Roiss pocht auf die „Vorreiterr­olle“, die die Politik übernehmen müsse, die könne kein OMV-General übernehmen. Die Verlängeru­ng der OMV-Liefervert­räge mit der russischen Gazprom bis 2040 verantwort­et Ex-OMV-Chef Rainer Seele.

Die Ukraine spielt eine Schlüsselr­olle im Gastranspo­rt, weil die Nord-Stream-Pipelines zerstört sind und auch die Yamal-Leitung über Belarus außer Betrieb ist. Roiss warnt vor Ukraine-Umgehungen. „Auch da bedarf es einer klaren Botschaft Österreich­s“, fordert er. Grundsätzl­ich ist Gazprom verpflicht­et, das Gas zum Übernahmep­unkt in Baumgarten unweit der slowakisch­en Grenze zu liefern. Die OMV unterliegt einer „Take or pay“-Klausel, muss angeblich prinzipiel­l für 96 Prozent der vereinbart­en Gasmengen zahlen. Roiss zufolge seien in Europa 80 Prozent üblich.

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IMAGO/JUEN
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APA/MANHART

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