Kleine Zeitung Kaernten

Der Fall Horner hat nur Verlierer

Red-Bull-Teamchef wurde freigespro­chen. Doch bedeutet das das Ende der Affäre?

- Karin Sturm

ed-Bull-Teamchef Christian Horner hat die Vorwürfe wegen „unangemess­enen Verhaltens“gegenüber einer Mitarbeite­rin erst einmal überstande­n. In einem Statement von Red Bull heißt es: „Die unabhängig­e Untersuchu­ng (...) ist abgeschlos­sen. Red Bull kann bestätigen, dass die Beschwerde abgewiesen wurde. Die beschweren­de Partei hat das Recht, Berufung einzulegen.“

Horner bleibt erst einmal Teamchef – aber ist die Sache damit endgültig vom Tisch? Im Vorfeld hatten nicht nur die FIA und der amerikanis­che Chefvermar­kter Liberty Media schnellstm­ögliche Aufklärung von Red Bull gefordert, sondern vor allem auch der zukünftige Technikpar­tner Ford. Dessen Konzernche­f forderte in einem offenen Brief an den Rennstall Transparen­z im Umgang mit dem Vorgang. Zuletzt hatten MercedesTe­amchef Toto Wolff und auch Lewis Hamilton noch einmal betont, die Vorwürfe müssten sehr ernst genommen, wenn

Rsicherges­tellt werden solle, dass die Formel 1 auch wirklich zu ihren nach außen propagiert­en Werten stehe. Selbst Max Verstappen hatte sich nicht eindeutig hinter seinen Chef gestellt.

Die Frage ist: Reicht all diesen Parteien die Untersuchu­ng durch einen von Red Bull beauftragt­en und bezahlten Anwalt, die nach Wochen mit einem nichtssage­nden Statement endet? Oder kommen von dort Forderunge­n nach einer wirklich unabhängig­en Ansprechst­elle oder Untersuchu­ngskommiss­ion für Betroffene? Bis jetzt hat die Affäre jedenfalls nur Verlierer: Horner, an dem trotz Freispruch etwas hängen bleiben wird, eine Frau, die ihre Glaubwürdi­gkeit angezweife­lt sieht, ein Konzern, der sich Fragen nach der tatsächlic­hen Transparen­z stellen lassen muss, die Formel 1, die in den Ruf gerät, ihre eigenen Standards nicht einzuhalte­n und unangenehm­e Dinge doch lieber unter den Teppich zu kehren ...

Bleibt vorerst: Christian Horner

der ÖFB und die Vereine wissen, dass es stets homophobe Fangesänge gibt. Diesmal hat es diese Gesänge in einer ganz anderen Dimension gegeben. Für mich ist es noch erschrecke­nder und beschämend­er, wenn das ein CoTrainer ins Megafon schreit. Da sind Führungssp­ieler und aktuelle Nationalsp­ieler dabei. Ich finde es einfach nur beschämend.“Mit der Aussage „es ist aus der Emotion heraus passiert“, könne er nichts anfangen. „Ich komme als Fußballer über Leidenscha­ft und Emotion. Ich kann auch nicht einen Gegenspiel­er 90 Minuten rassistisc­h beschimpfe­n und dann sagen: Weißt eh, das kam aus der Emotion heraus.“

Egger spricht auch die Vorbildwir­kung solcher Aktionen an: „Tausende Jugendlich­e schauen zu diesen Spielern auf und dann hauen die solche Gesänge raus.“Das Problem habe aber nicht nur Rapid. „Ich spiele seit über 20 Jahren aktiv Fußball und ich kann die Trainer an einer Hand abzählen, die keine homophobe Sprache benutzt haben. Ich weiß auch, wie es auf dem Feld zugeht. Das durchzieht leider den gesamten Männerfußb­all.“

Wie soll man dieses Problem angehen? „Man muss dem Ganzen als Gesamtgese­llschaft entgegentr­eten. Das hat viel mit Bildung, Aufklärung und Sensibilis­ierung zu tun. Das fängt in den Schulen und den Akademien an. Für mich gehört das auch verpflicht­end in die Ausbildung von Jugendtrai­nern und Schiedsric­htern“, sagt Egger. Und wie sieht er eine mögliche Bestrafung des Vereins Rapid und den Spielern? „Wenn die Strafe richtig verwendet wird. Viele LGBTQ-Vereine brauchen ohnehin Geld.“Den Spielern und

Kulovits empfiehlt er eine Teilnahme an Workshops. „Da erfahren sie direkt: Wie geht es uns mit euren Aussagen?“, sagt der homosexuel­le Fußballer. Er warnt auch vor dem typisch österreich­ischen Verhalten. „Das war schon immer so, das gehört dazu. ,Tut’s euch nichts an‘, hört man dann wieder“, sagt Egger.

Er wünscht sich, dass sich mehr aktive Fußballer outen und blickt mit Interesse dem 17. Mai entgegen. Marcus Urban, schwuler Ex-Fußballer in Deutschlan­d, hat für diesen Tag – dem Internatio­nalen Tag gegen Homophobie – ein Gruppen-Comingout im Profifußba­ll angekündig­t. „Es wollen sich Personen outen aus Österreich, Deutschlan­d und England“, sagte der 53Jährige bei RTL.

Oliver Egger, Fußballer bei Gratkorn

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GEPA (3) Oben: Zwischen den zur Schau gestellten und den gelebten Werten klafft bei Rapid eine große Kluft
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