Kleine Zeitung Kaernten

Luxusleben ergaunert, um Frau zu imponieren

Ex-Politiker flog mit Privatjet und logierte in Hotels – ohne zu bezahlen. Prozess bot erstaunlic­he Einblicke in Welt des Hochstaple­rs.

- Von Claudia Beer-Odebrecht

in Angeklagte­r, der im Gerichtssa­al offensiv in die Kameras blickt, ist nicht die Regel. Auch sonst lässt sich der 25-jährige Kärntner nicht in gewöhnlich­e Schemen einordnen. Weil er sich mehrfach Privatflüg­e und Hotelübern­achtungen ergaunert hatte, ist der ehemalige BZÖ-Politfunkt­ionär gestern am Landesgeri­cht Klagenfurt wegen gewerbsmäß­ig schweren Betrugs zu 40 Monaten unbedingte­r Haft verurteilt

Eworden. Das Urteil ist nicht rechtskräf­tig. Der Prozess bot erstaunlic­he Einblicke in die verworrene Welt eines jungen Hochstaple­rs.

Dutzende Male buchte der Klagenfurt­er Flüge mit Privatjets, unter anderem nach Nizza, Stuttgart oder Chile. Dabei ging er profession­ell vor: Er tätige eine Überweisun­g, fertige einen Screenshot davon an und schicke diesen an den Jet-Vermieter. Im Wissen, dass sein Konto leer ist, wurde die Überweisun­g rasch storniert. Siebenmal gelang es ihm tatsächlic­h, die Flüge anzutreten, 17 Mal blieb es beim Versuch.

Einmal flog er mit dem Privatjet für einen Familienbe­such von Klagenfurt nach Stuttgart. „Warum haben sie das gemacht?“fragte Richter Dietmar Wassertheu­rer. „Ich hatte kein Geld für den Zug“, lautete seine verblüffen­de Antwort. Auch Ehefrau und Kind nahm er gelegentli­ch im Privatjet mit. „Hat ihre Frau nicht gewusst, dass sie sich das gar nicht leisten können?“, wollte der Richter wissen. „Sie war glücklich, dass wir unterwegs waren.“

Immer wieder fragte der Richter den einschlägi­g vorbestraf­ten Familienva­ter nach seinem Motiv. „Meine Frau hat mich erniedrigt“, sagte er. „Sie hat immer gesagt: ,Du kannst nichts, du bist nichts.‘“Jetzt lebt er in Scheidung. Damals wollte er sie beeindruck­en und ihr das Gefühl vermitteln, dass er auch jemand sei. Als er die Netflix-Serie „Inventing Anna“über die gerissene Trickbetrü­gerin Anna Sorokin sah, war die Idee geboren, ein Luxusleben auf Pump zu führen. Als jemand, der nach eigenen Aussagen bislang kaum gearbeitet und Geld verdient habe, „wollte ich einmal so tun, als wäre ich reich. Ich wollte wissen, wie sich das anfühlt.“

Nach dem Höhenflug kam für den Mann, der laut Verteidige­rin Karin Kostan ein Bedürfnis nach Aufmerksam­keit und Geltung hat, der tiefe Fall. Sieben nicht bezahlte Privatjet-Flüge und 28 Hotelübern­achtungen, 56 Geschädigt­e, ein effektiver Schaden von rund 90.000 Euro und ein verhindert­er Schaden von über 500.000 Euro bringen den geständige­n 25-Jährigen jetzt für 47 Monate (davon sieben Monate aus einer vorherigen bedingten Verurteilu­ng) hinter Gitter. Damit ist er endgültig auf dem Boden der Realität gelandet.

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KLZ/BEER-ODEBRECHT „Mir tut alles leid, es war nicht sehr schlau“, sagte der Angeklagte. Er war umfassend geständig

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