Luxusleben ergaunert, um Frau zu imponieren
Ex-Politiker flog mit Privatjet und logierte in Hotels – ohne zu bezahlen. Prozess bot erstaunliche Einblicke in Welt des Hochstaplers.
in Angeklagter, der im Gerichtssaal offensiv in die Kameras blickt, ist nicht die Regel. Auch sonst lässt sich der 25-jährige Kärntner nicht in gewöhnliche Schemen einordnen. Weil er sich mehrfach Privatflüge und Hotelübernachtungen ergaunert hatte, ist der ehemalige BZÖ-Politfunktionär gestern am Landesgericht Klagenfurt wegen gewerbsmäßig schweren Betrugs zu 40 Monaten unbedingter Haft verurteilt
Eworden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Prozess bot erstaunliche Einblicke in die verworrene Welt eines jungen Hochstaplers.
Dutzende Male buchte der Klagenfurter Flüge mit Privatjets, unter anderem nach Nizza, Stuttgart oder Chile. Dabei ging er professionell vor: Er tätige eine Überweisung, fertige einen Screenshot davon an und schicke diesen an den Jet-Vermieter. Im Wissen, dass sein Konto leer ist, wurde die Überweisung rasch storniert. Siebenmal gelang es ihm tatsächlich, die Flüge anzutreten, 17 Mal blieb es beim Versuch.
Einmal flog er mit dem Privatjet für einen Familienbesuch von Klagenfurt nach Stuttgart. „Warum haben sie das gemacht?“fragte Richter Dietmar Wassertheurer. „Ich hatte kein Geld für den Zug“, lautete seine verblüffende Antwort. Auch Ehefrau und Kind nahm er gelegentlich im Privatjet mit. „Hat ihre Frau nicht gewusst, dass sie sich das gar nicht leisten können?“, wollte der Richter wissen. „Sie war glücklich, dass wir unterwegs waren.“
Immer wieder fragte der Richter den einschlägig vorbestraften Familienvater nach seinem Motiv. „Meine Frau hat mich erniedrigt“, sagte er. „Sie hat immer gesagt: ,Du kannst nichts, du bist nichts.‘“Jetzt lebt er in Scheidung. Damals wollte er sie beeindrucken und ihr das Gefühl vermitteln, dass er auch jemand sei. Als er die Netflix-Serie „Inventing Anna“über die gerissene Trickbetrügerin Anna Sorokin sah, war die Idee geboren, ein Luxusleben auf Pump zu führen. Als jemand, der nach eigenen Aussagen bislang kaum gearbeitet und Geld verdient habe, „wollte ich einmal so tun, als wäre ich reich. Ich wollte wissen, wie sich das anfühlt.“
Nach dem Höhenflug kam für den Mann, der laut Verteidigerin Karin Kostan ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Geltung hat, der tiefe Fall. Sieben nicht bezahlte Privatjet-Flüge und 28 Hotelübernachtungen, 56 Geschädigte, ein effektiver Schaden von rund 90.000 Euro und ein verhinderter Schaden von über 500.000 Euro bringen den geständigen 25-Jährigen jetzt für 47 Monate (davon sieben Monate aus einer vorherigen bedingten Verurteilung) hinter Gitter. Damit ist er endgültig auf dem Boden der Realität gelandet.