Kleine Zeitung Kaernten

Warum Apple seine Autopläne begräbt

Die Zeit ist noch nicht reif für ein selbstfahr­endes Auto ohne Pedale und ohne Lenkrad: Apple muss das geheimnisu­mwitterte Projekt einbremsen – die Hintergrün­de.

- Von Didi Hubmann Schon Google

as Apple Car – Projektnam­e „Titan“– ist seit 15 Jahren Gegenstand von Spekulatio­nen rund um die Welt. Von Volkswagen bis Hyundai, von Magna bis Nissan und Mercedes, alle wurden mit Apple in Verbindung gebracht. Apple holte Topleute von Porsche, Lamborghin­i, Tesla und BMW an Bord. Bei Magna Steyr hielt sich über Jahre eisernes Schweigen zum Projekt, die Konkurrenz der internatio­nalen Autobranch­e war redseliger. Ein hundertköp­figes Geheimteam, so ein Insider, entwarf Szenarien und Komponente­n. Apple soll dafür bisher an Magna geschätzt einen robusten dreistelli­gen Millionenb­etrag überwiesen haben, sagt die Konkurrenz. Die „New York Times“nannte den Betrag am Mittwoch unter Berufung auf mehrere mit dem Projekt vertraute Personen.

Unter den vielen Gerüchten und ebenso vielen Dementis blieb ein Fakt immer übrig: Apple hatte ursprüngli­ch einen radikalen Ansatz und Anspruch gewählt. Man wollte als erster Hersteller ein selbstfahr­endes

DElektroau­to ohne Lenkrad und Pedale bringen.

testete ähnliche Konzepte. Aber genauso wie Apple musste man auch aufgrund von Sicherheit­svorgaben davon abrücken. Und damit schwand der Überraschu­ngseffekt, den sich Apple gewünscht hatte. Nämlich die gesamte Autobranch­e nicht nur Softwarese­itig mit dem besten Betriebssy­stem zu überrasche­n, sondern bei der Hardware einen völlig neuen Standard zu setzen. Die Zeit, und darüber ist sich die Branche einig, ist noch nicht reif für dieses technische Level. Erst ab 2030 soll die Ära der autonom fahrenden Autos so richtig in Schwung kommen. Teilautono­m und mit herkömmlic­hen Auto-Features: das reichte Apple nicht. Dazu kommt, dass man nicht mit den traumhafte­n Margen à la Smartphone oder iPad rechnen konnte. Zuletzt trübte sich sogar der Ausblick für den Elektroaut­o-Absatz vor allem in Apples Heimatmark­t USA ein. Nicht einmal Tesla wagte bisher eine Absatzprog­nose. Unternehme­n wie Ford bremsten zuletzt ihre verlustrei­che Produktion von Elektrofah­rzeugen. Der Elektro-Markt stockt derzeit weltweit. Dass Apple bis zuletzt Fahrzeuge, die zu selbstfahr­enden Testwagen umgebaut worden waren, im Silicon Valley auf die Straße schickte, ist aufgrund der Fahrzeugda­ten bekannt. Offiziell hat Apple das „Aus“nicht bestätigt.

Ein Teil der Entwickler aus Apples Auto-Team solle künftig an Software mit künstliche­r Intelligen­z arbeiten, schrieben Bloomberg und das „Wall Street Journal“unter Berufung auf informiert­e Personen. Sie sollen sich demnach auf das heiße

Thema generative KI fokussiere­n: Programme wie der Chatbot ChatGPT, die neue Inhalte auf Basis einer gewaltigen Menge erfasster Informatio­nen erzeugen können. Apples Aktivitäte­n in dem Bereich sind bisher weniger sichtbar als etwa bei Microsoft, das einen Pakt mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI schloss. Zu Apples Auto-Team gehören aber auch mehrere Hundert Hardware-Entwickler, wie Bloomberg berichtete. Sie könnten in andere Abteilunge­n wechseln. Es werde aber auch Entlassung­en geben. Statt ein weitgehend selbstfahr­endes Auto zu bauen, wolle der iPhone-Konzern sich mit Fahrassist­enz-Funktionen begnügen.

Im Gegensatz zu Apple will Sony ein Elektroaut­o, das man gemeinsam mit Honda bauen wird, 2026 auf den Markt bringen. Das erste Sony-Auto hatte noch Magna entwickelt.

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