Der Tanz mit den Kängurus
Zum 16. Mal wurde der kreativste Forschungssong gekürt. Ein Känguru-Experte holte den Sieg.
befreiungsarmee verheiratet, der – leider, leider – oft weit entfernt von seiner Gattin Dienst schieben musste.
Als die untreue Frau nach etlichen Liebesnächten schließlich ohne Begründung die Scheidung einreichen wollte, wurde der stramme Soldatengatte misstrauisch und ließ zu Hause eine Überwachungskamera installieren. Mit dem filmischen Beweismaterial ging er zur Polizei, der Fall landete vor Gericht. Der Höchststrafe von drei Jahren Haft entging der angeklagte Liebhaber nur, weil er ein Geständnis ablegte, aber immerhin muss er zehn Monate ins Gefängnis. oldaten dienten oft weit entfernt von ihren Familien und könnten sich daher nicht um sie kümmern, heißt es dazu in einem Kommentar einer Juristen-Zeitung, es sei daher „unmoralisch und kriminell“, diese Abwesenheit auszunutzen. „Wenn ihre Ehe gefährdet ist, wird die Denkweise der Soldaten beeinträchtigt und die Kampfkraft der Armee wird geschwächt“, heißt es in dem Leitartikel. Tja, wie soll man je einen Krieg gewinnen, wenn es bereits an der Heimatfront drunter und drüber geht.
Der wehrkraftzersetzende Liebhaber kann jetzt im Gefängnis zehn Monate lang über sein Liebesverbrechen nachdenken. Im kaiserlichen China allerdings wären ihm zur Strafe die Geschlechtsteile entfernt worden und er hätte fortan als Eunuch am Hofe dienen müssen. Das dürfte der Volksbefreiungsarmee dann doch zu weit gehen.
Soran forschen Sie denn gerade? Um diese Frage schwungvoll und pointiert beantworten zu können, hat das US-amerikanische Wissenschaftsmagazin „Science“2008 den „Dance Your PhD Contest“ins Leben gerufen. In diesem Jahr konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits zum 16. Mal ihre Forschungsergebnisse in einem Lied präsentieren – und das möglichst kreativ. Am besten gelang dies in den Augen der Jury dem KänguruForscher Weliton Menário Costa, der den globalen Tanzwettbewerb mit seinem Song „Kangaroo Time (Club Edit)“für sich entscheiden konnte. Der gebürtige Brasilianer ist ein Doktorand der Australian National University (ANU) in Canberra. Die Universität jubelte über den Sieg ihres Mitglieds: „Vom Känguru-Flüsterer zur globalen Tanz-Sensation.“
Drei Jahre lang studierte WELI, wie der Biologe mit Künstlernamen
Wheißt, die Verhaltensunterschiede einer Gruppe von mehr als 300 Östlichen Grauen Riesenkängurus in Victoria. „Wir haben herausgefunden, dass Kängurus gerne in Gruppen Kontakte knüpfen, aber kleinere soziale Kreise bevorzugen“, erklärte er. „Und wie beim Menschen manifestieren sich Känguru-Persönlichkeiten schon früh im Leben.“Auch bei den Beuteltieren wiesen Geschwister oft ähnliche Wesensmerkmale auf.
Die vielen Känguru-Persönlichkeiten inspirierten Menário Costa auch zu seinem Siegersong. Mithilfe eines funkigen Beats, verschiedener Tanzstile – vom
klassischen Ballett über Twerking bis zu brasilianischen Dance Moves – und einer Reihe von Tänzerinnen und Tänzern veranschaulichte er die Vielfalt im Video zum Song. „Von mutigeren Typen bis hin zu schüchterneren Exemplaren“sei alles dabei, hieß es. In dem Video wird – in Anlehnung an die Beuteltiere – auch gehüpft. Die Jury würdigte Menário Costas Werk „sowohl als unterhaltsam als auch lehrreich“.
WELI komponierte „Kangoroo Time“nicht nur selbst, sondern führte auch Regie und übernahm selbst die Hauptrolle im Video. Auf seinen Social-MediaProfilen hob er jedoch seine Mitwirkenden hervor und betonte:
„Ohne Vielfalt hätte ich es nicht geschafft.“
Der Song wurde mittlerweile tausendfach auf Spotify abgerufen und in Clubs und Radiosendern gespielt. „Diesen Wettbewerb zu gewinnen, ist für mich das Äquivalent zum Sieg beim Eurovision Song Contest“, freute sich der Sieger. „Es zeigt nicht nur die Leistungsfähigkeit der hier in Australien durchgeführten Forschung, sondern auch, wie kreativ wir als Nation sind – sogar wir Wissenschaftler.“