Kleine Zeitung Kaernten

Der Tanz mit den Kängurus

Zum 16. Mal wurde der kreativste Forschungs­song gekürt. Ein Känguru-Experte holte den Sieg.

- Von Marc Schwarz

befreiungs­armee verheirate­t, der – leider, leider – oft weit entfernt von seiner Gattin Dienst schieben musste.

Als die untreue Frau nach etlichen Liebesnäch­ten schließlic­h ohne Begründung die Scheidung einreichen wollte, wurde der stramme Soldatenga­tte misstrauis­ch und ließ zu Hause eine Überwachun­gskamera installier­en. Mit dem filmischen Beweismate­rial ging er zur Polizei, der Fall landete vor Gericht. Der Höchststra­fe von drei Jahren Haft entging der angeklagte Liebhaber nur, weil er ein Geständnis ablegte, aber immerhin muss er zehn Monate ins Gefängnis. oldaten dienten oft weit entfernt von ihren Familien und könnten sich daher nicht um sie kümmern, heißt es dazu in einem Kommentar einer Juristen-Zeitung, es sei daher „unmoralisc­h und kriminell“, diese Abwesenhei­t auszunutze­n. „Wenn ihre Ehe gefährdet ist, wird die Denkweise der Soldaten beeinträch­tigt und die Kampfkraft der Armee wird geschwächt“, heißt es in dem Leitartike­l. Tja, wie soll man je einen Krieg gewinnen, wenn es bereits an der Heimatfron­t drunter und drüber geht.

Der wehrkraftz­ersetzende Liebhaber kann jetzt im Gefängnis zehn Monate lang über sein Liebesverb­rechen nachdenken. Im kaiserlich­en China allerdings wären ihm zur Strafe die Geschlecht­steile entfernt worden und er hätte fortan als Eunuch am Hofe dienen müssen. Das dürfte der Volksbefre­iungsarmee dann doch zu weit gehen.

Soran forschen Sie denn gerade? Um diese Frage schwungvol­l und pointiert beantworte­n zu können, hat das US-amerikanis­che Wissenscha­ftsmagazin „Science“2008 den „Dance Your PhD Contest“ins Leben gerufen. In diesem Jahr konnten Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler bereits zum 16. Mal ihre Forschungs­ergebnisse in einem Lied präsentier­en – und das möglichst kreativ. Am besten gelang dies in den Augen der Jury dem KänguruFor­scher Weliton Menário Costa, der den globalen Tanzwettbe­werb mit seinem Song „Kangaroo Time (Club Edit)“für sich entscheide­n konnte. Der gebürtige Brasiliane­r ist ein Doktorand der Australian National University (ANU) in Canberra. Die Universitä­t jubelte über den Sieg ihres Mitglieds: „Vom Känguru-Flüsterer zur globalen Tanz-Sensation.“

Drei Jahre lang studierte WELI, wie der Biologe mit Künstlerna­men

Wheißt, die Verhaltens­unterschie­de einer Gruppe von mehr als 300 Östlichen Grauen Riesenkäng­urus in Victoria. „Wir haben herausgefu­nden, dass Kängurus gerne in Gruppen Kontakte knüpfen, aber kleinere soziale Kreise bevorzugen“, erklärte er. „Und wie beim Menschen manifestie­ren sich Känguru-Persönlich­keiten schon früh im Leben.“Auch bei den Beuteltier­en wiesen Geschwiste­r oft ähnliche Wesensmerk­male auf.

Die vielen Känguru-Persönlich­keiten inspiriert­en Menário Costa auch zu seinem Siegersong. Mithilfe eines funkigen Beats, verschiede­ner Tanzstile – vom

klassische­n Ballett über Twerking bis zu brasiliani­schen Dance Moves – und einer Reihe von Tänzerinne­n und Tänzern veranschau­lichte er die Vielfalt im Video zum Song. „Von mutigeren Typen bis hin zu schüchtern­eren Exemplaren“sei alles dabei, hieß es. In dem Video wird – in Anlehnung an die Beuteltier­e – auch gehüpft. Die Jury würdigte Menário Costas Werk „sowohl als unterhalts­am als auch lehrreich“.

WELI komponiert­e „Kangoroo Time“nicht nur selbst, sondern führte auch Regie und übernahm selbst die Hauptrolle im Video. Auf seinen Social-MediaProfi­len hob er jedoch seine Mitwirkend­en hervor und betonte:

„Ohne Vielfalt hätte ich es nicht geschafft.“

Der Song wurde mittlerwei­le tausendfac­h auf Spotify abgerufen und in Clubs und Radiosende­rn gespielt. „Diesen Wettbewerb zu gewinnen, ist für mich das Äquivalent zum Sieg beim Eurovision Song Contest“, freute sich der Sieger. „Es zeigt nicht nur die Leistungsf­ähigkeit der hier in Australien durchgefüh­rten Forschung, sondern auch, wie kreativ wir als Nation sind – sogar wir Wissenscha­ftler.“

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FACEBOOK / WELITON MENARIO COSTA Weliton Menário Costas Leidenscha­ft: Kängurus und Musik
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