Kleine Zeitung Kaernten

„Snickers“zum Start der Play-offs

Voller Vorfreude fiebern heute die KAC-Fanclubs der ersten Play-off-Partie entgegen. Große Choreograf­ie geplant. Ein Fanclub packt „Snickers“-Riegel aus.

- Von Marco-William Ninaus Hans Radl

m heutigen Morgen sind hunderte Klagenfurt­er mit einem Bauchkribb­eln aufgewacht. Sie erwischte ein Virus, den einen früher, den anderen später, das ihr Leben stark beeinfluss­t. Symptome wie Nervosität und Schlafmang­el prägen sich im Frühjahr besonders stark aus. Mit dem heutigen Play-off-Start erreicht das Eishockeyf­ieber sein Endstadium.

Monatelang arbeiten Spieler und Trainer daraufhin, um heute um 17.30 Uhr am Eis stehen zu dürfen. Berührt dann der Puck zum ersten Mal das Eis, spielt der Grunddurch­gang - den der KAC als klarer Erster beendete - keine Rolle mehr. Vier Niederlage­n reichen, um in einer Woche zum Golf- anstatt zum Eishockeys­chläger greifen zu müssen. Um das zu verhindern, peitschen die drei Fanclubs des KAC die Rotjacken zum Erfolg.

An vorderster Front steht Hans Radl. Der „Erzrote“ist Obmann der „Stiege 19“, der älteste Fanclub des KAC. Von den 200 Mitglieder­n feuern heute 150 den KAC in der Heidi-HortenAren­a an. Seit 37 Jahren steht Radl voller Stolz mittendrin. „Ich

Awar schon in der Halle, als viele unserer Mitglieder noch gar nicht auf der Welt waren“, erzählt der Pensionist. Das Kribbeln vor dem ersten Bully wurde bis heute kein Stück weniger.

Spricht man mit dem eingefleis­chten KAC-Anhänger, hört man eine Phrase besonders häufig: Die Play-offs sind anders. Die Vorfreude ist größer, die Aufregung spürbarer, der Einsatz härter. Das gilt auch für die Fanclubs, die sich vor Kurzem zum gemeinsame­n Basteln getroffen haben. Rund 30 Anhänger fertigten zwei Banner und eine Choreograf­ie für heute an. Organisier­t wurde die Aktion von der Gruppierun­g „Rude Boys“, gezahlt und geholfen haben alle Fanclubs.

Rund 600 Euro kostete das Material. „Wir haben eine Halle in Klagenfurt bekommen, in der wir alles selbst gemacht haben. Wenn alle mithelfen, geht sowas recht flott“, freut sich Radl.

Eishockey ist ein teures Hobby. Radl reist dem rollenden Teambus auch in die Ferne hinterher, verpasste heuer nur eine Handvoll der 48 Grunddurch­gangsspiel­e. Rund 3000 Euro gibt er jährlich für Auswärtsfa­hrten, Essen und Trinken aus. „Andere

Philipp Pulsinger und Papa Walter führen gemeinsam die „Dragons“an. Ein „Snickers“ist in der Halle dabei

gehen Skifahren, ich gehe halt in die Eishalle“, sagt der Vereinsobm­ann, der seine „Stiege 19“auch bei gemeinsame­n Ausflügen fernab der Arena zusammenfü­hrt. Umso glückliche­r macht ihn die Stimmung in der heurigen Saison, die auf die „Sitzer“überschwap­pte. Modernes, schnelles und erfolgreic­hes Eishockey lockte durchschni­ttlich 4000 Fans pro Spiel in die Arena. Der Großteil der Partien des Rekordmeis­ters war ausverkauf­t.

Mittendrin steht auch immer Philipp Pulsinger, der heute vor Spielbegin­n seinen 40 „Dragons“-Mitglieder­n einen „Snickers“-Riegel in die Hand drücken wird. Steht der KAC mit einem Mann mehr am Eis, werden die Riegel ausgepackt und verspeist. Die zufällige Zwischenma­hlzeit eines Anhängers im Powerplay gegen Pustertal in der vergangene­n Saison führte zu einem Treffer. „Jetzt machen wir das immer bei den wichtigen

Andere gehen Skifahren, ich gehe halt in die Eishalle.

„Stiege 19“-Obmann

Spielen“, erzählt der erst 20-jährige Vereinsobm­ann. Aus Zufall wurde Tradition.

kann selbst der jüngste der drei Fanclubs verweisen. Seit 1998 feuern die „Vikings“die Rotjacken an, seit 15 Jahren steht bei ihnen Konrad Elwert in der Kurve. Der gebürtige Deutsche infizierte sich in seiner Jugend mit dem Eishockeyf­ieber, er befindet sich seit seinem Umzug nach Kärnten

Auf viel Tradition

beim KAC „in Behandlung“. „Die Play-offs sind das, worauf man das ganze Jahr hinfiebert“, sagt der 50-Jährige, der seit vier Jahren die „Vikings“anführt. 170 Anhänger gibt es in und um Klagenfurt, über 50 beziehungs­weise 60 Mitglieder verfügen die Sektionen Graz und Wien. Freunde haben die Vikings jedoch auch jenseits der Kärntner Exil-Städte.

„Wir wären lieber ins Pustertal gefahren. Uns verbindet eine Fanfreunds­chaft“, erzählt Elwert. Für die erste Play-off-Runde wählte der KAC jedoch die „Pioneers“aus Vorarlberg aus. Eine Entscheidu­ng, die sportlich vertretbar ist, für die Fans jedoch eine lange Anreise bedeutet. An der Stimmung wird sich aber nichts ändern. „Im Grunde ist es aber egal. Um Meister zu werden, müssen wir gegen jeden gewinnen“, wirft Radl einen weiteren Euro ins Phrasensch­wein. Der Titel als Medizin, die süchtig zugleich macht und das Bauchkribb­eln befeuert.

Die Straße ist für den Durchzugsv­erkehr gesperrt

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DANIEL GOETZHABER/GEPA (1), PRIVAT/KK (2) Für viele Fans ist der KAC eine große Leidenscha­ft
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Zwei Tage lang arbeiteten die Fanclubs an der Choreograf­ie
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TRAUSSNIG

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