„Snickers“zum Start der Play-offs
Voller Vorfreude fiebern heute die KAC-Fanclubs der ersten Play-off-Partie entgegen. Große Choreografie geplant. Ein Fanclub packt „Snickers“-Riegel aus.
m heutigen Morgen sind hunderte Klagenfurter mit einem Bauchkribbeln aufgewacht. Sie erwischte ein Virus, den einen früher, den anderen später, das ihr Leben stark beeinflusst. Symptome wie Nervosität und Schlafmangel prägen sich im Frühjahr besonders stark aus. Mit dem heutigen Play-off-Start erreicht das Eishockeyfieber sein Endstadium.
Monatelang arbeiten Spieler und Trainer daraufhin, um heute um 17.30 Uhr am Eis stehen zu dürfen. Berührt dann der Puck zum ersten Mal das Eis, spielt der Grunddurchgang - den der KAC als klarer Erster beendete - keine Rolle mehr. Vier Niederlagen reichen, um in einer Woche zum Golf- anstatt zum Eishockeyschläger greifen zu müssen. Um das zu verhindern, peitschen die drei Fanclubs des KAC die Rotjacken zum Erfolg.
An vorderster Front steht Hans Radl. Der „Erzrote“ist Obmann der „Stiege 19“, der älteste Fanclub des KAC. Von den 200 Mitgliedern feuern heute 150 den KAC in der Heidi-HortenArena an. Seit 37 Jahren steht Radl voller Stolz mittendrin. „Ich
Awar schon in der Halle, als viele unserer Mitglieder noch gar nicht auf der Welt waren“, erzählt der Pensionist. Das Kribbeln vor dem ersten Bully wurde bis heute kein Stück weniger.
Spricht man mit dem eingefleischten KAC-Anhänger, hört man eine Phrase besonders häufig: Die Play-offs sind anders. Die Vorfreude ist größer, die Aufregung spürbarer, der Einsatz härter. Das gilt auch für die Fanclubs, die sich vor Kurzem zum gemeinsamen Basteln getroffen haben. Rund 30 Anhänger fertigten zwei Banner und eine Choreografie für heute an. Organisiert wurde die Aktion von der Gruppierung „Rude Boys“, gezahlt und geholfen haben alle Fanclubs.
Rund 600 Euro kostete das Material. „Wir haben eine Halle in Klagenfurt bekommen, in der wir alles selbst gemacht haben. Wenn alle mithelfen, geht sowas recht flott“, freut sich Radl.
Eishockey ist ein teures Hobby. Radl reist dem rollenden Teambus auch in die Ferne hinterher, verpasste heuer nur eine Handvoll der 48 Grunddurchgangsspiele. Rund 3000 Euro gibt er jährlich für Auswärtsfahrten, Essen und Trinken aus. „Andere
Philipp Pulsinger und Papa Walter führen gemeinsam die „Dragons“an. Ein „Snickers“ist in der Halle dabei
gehen Skifahren, ich gehe halt in die Eishalle“, sagt der Vereinsobmann, der seine „Stiege 19“auch bei gemeinsamen Ausflügen fernab der Arena zusammenführt. Umso glücklicher macht ihn die Stimmung in der heurigen Saison, die auf die „Sitzer“überschwappte. Modernes, schnelles und erfolgreiches Eishockey lockte durchschnittlich 4000 Fans pro Spiel in die Arena. Der Großteil der Partien des Rekordmeisters war ausverkauft.
Mittendrin steht auch immer Philipp Pulsinger, der heute vor Spielbeginn seinen 40 „Dragons“-Mitgliedern einen „Snickers“-Riegel in die Hand drücken wird. Steht der KAC mit einem Mann mehr am Eis, werden die Riegel ausgepackt und verspeist. Die zufällige Zwischenmahlzeit eines Anhängers im Powerplay gegen Pustertal in der vergangenen Saison führte zu einem Treffer. „Jetzt machen wir das immer bei den wichtigen
Andere gehen Skifahren, ich gehe halt in die Eishalle.
„Stiege 19“-Obmann
Spielen“, erzählt der erst 20-jährige Vereinsobmann. Aus Zufall wurde Tradition.
kann selbst der jüngste der drei Fanclubs verweisen. Seit 1998 feuern die „Vikings“die Rotjacken an, seit 15 Jahren steht bei ihnen Konrad Elwert in der Kurve. Der gebürtige Deutsche infizierte sich in seiner Jugend mit dem Eishockeyfieber, er befindet sich seit seinem Umzug nach Kärnten
Auf viel Tradition
beim KAC „in Behandlung“. „Die Play-offs sind das, worauf man das ganze Jahr hinfiebert“, sagt der 50-Jährige, der seit vier Jahren die „Vikings“anführt. 170 Anhänger gibt es in und um Klagenfurt, über 50 beziehungsweise 60 Mitglieder verfügen die Sektionen Graz und Wien. Freunde haben die Vikings jedoch auch jenseits der Kärntner Exil-Städte.
„Wir wären lieber ins Pustertal gefahren. Uns verbindet eine Fanfreundschaft“, erzählt Elwert. Für die erste Play-off-Runde wählte der KAC jedoch die „Pioneers“aus Vorarlberg aus. Eine Entscheidung, die sportlich vertretbar ist, für die Fans jedoch eine lange Anreise bedeutet. An der Stimmung wird sich aber nichts ändern. „Im Grunde ist es aber egal. Um Meister zu werden, müssen wir gegen jeden gewinnen“, wirft Radl einen weiteren Euro ins Phrasenschwein. Der Titel als Medizin, die süchtig zugleich macht und das Bauchkribbeln befeuert.
Die Straße ist für den Durchzugsverkehr gesperrt