„Der Herr Charly“, Rapid-Ultra
Satirische Neu-Interpretation des „Herrn Karl“.
n Linz gab es früher einen Würstelstand, der hieß der Warme Hans. Dort habe ich den wahrlich philosophischen Satz gehört: A Burenhäutl ist a Burenhäutl ist a Burenhäutl. Aber das werden die da oben nie verstehen. Wenn ich mir anschaue, was die für einen Bahö machen wegen der Siegesfeier nach dem Derby. Sogar dem Sportminister reicht’s. Mir auch. Ist das nicht bei allen Vereinen so? Die Austrianer machen ja auch die Berufswahl unserer Mütter zum Thema ihrer Gesänge oder wünschen uns Tod und Verrecken. Glaubt man, die singen Hipp Hipp Hurra? Gut, dass sich Geschäftsführer, Co-Trainer und die halbe Mannschaft an diesen Schmähgesängen beteiligt haben, war nicht gerade glücklich. Aber was muss man das auch filmen? Bald wird es so sein wie früher bei Hauptversammlungen der Mafia, nur dass man keine Waffen abgeben muss, sondern Handys. Wofür geht man auf den Fußballplatz? Doch nicht, um „Alle meine Entchen“zu singen. Jetzt entschuldigen sich alle scheinheilig, sogar einen Maßnahmenkatalog gegen Homophobie hat man beschlossen. Sind die wo ang‘rennt? Gerade, dass sie keinen Sesselkreis bilden und beschließen, die Mannschaft in Tutus auflaufen zu lassen und YMCA als Torhymne zu spielen.
Die haben nicht begriffen, dass die Herabwürdigung des Gegners zum guten KurvenTon gehört. Wir haben ja keine Phobie gegen landwirtschaftliche Nutztiere, wenn
Iwir von Bauernschweinen singen. Und wenn einer „renn bist bliatst“oder „bist deppert auf die Augen“schreit, ist das genauso nostalgische Sprachpflege wie „oarschwarme behinderte Jugo-Kretzn“. Ein Stadion ist keine Tanzschule. Jetzt tun alle so, wie wenn wir lauter primitive Proleten wären, mit einem IQ auf Zimmertemperatur, dabei ist das Gegenteil der Fall: Juristen, Ärzte, Manager ... lauter Leute, die zum Frustabbau ins Stadion gehen. egonnen hat es damit, dass aus Rapid „die Rapid“geworden ist. Reicht es nicht, dass die Spieler vor jedem Anpfiff so ein deppertes Transparent halten, auf dem Respekt steht? Respekt? Dürfen wir jetzt nicht einmal mehr unser Liedgut singen? Hüpfen Sie einmal zwei Stunden inmitten von nackten, schwitzenden Männerkörpern einen homoerotischen Bierbauchtanz. Natürlich kommen da gewisse Ängste hoch.
Jetzt wollen die das Homophobe genauso verdammen, wie sie es mit Rassismus und Antisemitismus getan haben. Aber wo sollen wir dann hin mit unserer Wut und unserem Hass? In irgendeinen Krieg? Ich nicht. Mein Partner ist Pazifist, ich auch.
Den Warmen Hans gibt es nicht mehr, aber a Burenhäutl ist immer noch a Burenhäutl, auch wenn das politisch nicht korrekt ist. Aber es stimmt, Sprache schafft Wirklichkeit, und ein bisschen mehr Sensibilität schadet nicht, ihr woken Arschwarzen.
ist Schriftsteller und Sport-Fan.