Kleine Zeitung Kaernten

Der gefallene Märchenpri­nz der Formel 1

Der Teamchef wird zur Zerreißpro­be für Red Bull Racing.

- Michael Schuen

hristian Horner, das war lange Zeit die personifiz­ierte Märchenges­chichte der Formel 1. Ein Brite, der den Selbstvers­uch als Rennfahrer bald gegen ein eigenes Motorsport­team eintauscht­e und zum Manager wurde, begonnen hat er mit einem gebrauchte­n Truck, den er Helmut Marko abkaufte. Er machte seine Sache gut. So gut, dass Red Bull ihn mit nur 31 Jahren zum jüngsten Formel-1-Teamchef aller Zeiten machte. Seine wohl wichtigste Tat? Er engagierte das Aerodynami­k-Genie Adrian Newey, der baute Red Bull Weltmeiste­rautos. Horner stiegt zu einem der Schlüssels­pieler der Formel 1 auf, auch privat fand der Prinz seine Prinzessin, ehelichte Ex-„Spice Girl“Geri Halliwell.

Aber der Status quo soll Horner nicht genügt haben. Hinter den Kulissen, hört man, ist seit Längerem ein Gärprozess im Gange, ein Machtkampf, ausgelöst von Horner selbst. Das Leben als Teamchef von Red Bulls Gnaden reichte offenbar nicht. Der Brite schlug sich auf die Seite der

Cthailändi­schen Red-Bull-Eigentümer­familie Yoovidhya, schmiedete seine eigenen Ränke. Und löste damit auch den nach dem Tod von Gründer Dietrich Mateschitz im Konzern entbrannte­n Machtkampf um die Zukunft Red Bulls mit aus.

Horner, so liest man, will nicht mehr nur bestbezahl­ter Teamchef sein. Er will Macht, Anteile am Team; so wie sein schärfster Widersache­r Toto Wolff. Und man munkelt, dass er sich auch intern immer mehr als Despot inszeniert­e, seine Macht ausspielte. Diese Position nützte er offenbar auch ungebührli­ch, wie der Skandal mit belästigen­den Chats mit einer Angestellt­en offenbaren. Der Konzern Red Bull sprach Horner frei, prompt wurden die Chats anonym veröffentl­icht. Horner inszeniert sich nun als Opfer. Dabei, sagt auch Max Verstappen­s Vater Jos, kein Horner-Freund, sei er der Täter. Die Spannungen im Team steigen, der Märchenpri­nz scheint es im Versuch, zum König zu werden, zur Explosion zu bringen.

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APA/AFP

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