Kleine Zeitung Kaernten

Der ungeliebte Präsident

Joe Bidens fortgeschr­ittenes Alter ist für viele US-Wähler ein Problem. Doch der bald 82-jährige Präsident packt auch bei zentralen Problemen nicht an.

- Von Eva Schweitzer

merika“, sagte Nikki Haley in der NBC-Sendung „Meet The Press“, „will weder Joe Biden noch Donald Trump.“Es will zwar auch nicht Haley, aber die frühere Gouverneur­in von South Carolina denkt langfristi­g. 2028 kann sie antreten, idealerwei­se, nachdem Trump gegen Biden verloren hat – unter dem Motto: „Ich hab’s euch ja gesagt.“

Bidens Alter, 82 wird er im No- vember, wächst sich zum Pro- blem aus. Laut einer Umfrage der „New York Times“glauben 47 Prozent der Amerikaner, der Amtsinhabe­r sei definitiv zu alt, um ein effektiver Präsident zu sein, weitere 26 Prozent stim- men dieser Aussage großteils zu. Trump hingegen wird von nur 21 Prozent der Wähler für auf alle Fälle zu alt gehalten, ge- folgt von 21 Prozent, die der Aus- sage zumindest zuneigen.

Die Konsequenz­en liegen da- bei für viele Wähler auf der Hand. 45 Prozent der Demokra- ten denken, dass Biden nicht noch einmal antreten sollte. „Er ist inkompeten­t. Er kämpft sichtlich damit, seine Pflichten zu erfüllen. Er ist klar an einem Punkt, wo er zu alt ist für den Job“, zitiert die Times einen de

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mokratisch­en Wähler. „Aber er ist trotzdem ein bisschen besser als Trump.“

Kein großer Vertrauens­be- weis. Aber Bidens Problem ist nicht nur das Alter, sondern wie deutlich es bei seinen immer sel- tener werdenden Auftritte zu er- kennen ist. Wenn der Präsident im Fernsehen erscheint, wirkt er tatterig, vergesslic­h oder hoff- nungslos altmodisch. Trump ist nicht wesentlich jünger, aber sein Eindruck ist energetisc­her.

Auch die großen Streitpunk­te packt Biden nicht an. Im Gaza- krieg, der jeden Abend grausa- me Bilder auf die amerikani- schen Bildschirm­e bringt, la- viert er; er scheint beide Seiten bedienen zu wollen und lässt sich von Israels Premier Benja- min Netanjahu vorführen. Die Militärhil­fe für die Ukraine be- kommt er nur scheibchen­weise durch den Kongress und in der Vergangenh­eit häufig nur, weil er die Unterstütz­ung namhafter

Republikan­er wie Mitch McConnell hat — seinerseit­s ebenfalls ein Gerontokra­t.

Noch hilfloser wirkt er in der Flüchtling­skrise, die Millionen von Menschen in die Städte gebracht hat. Dass dies überhaupt sein Problem ist, scheint er erst vor ein paar Wochen erkannt zu haben. Auch Trump hat bislang eher Sprüche als Taten geboten – als er letztlich einen Medienterm­in vor dem Grenzzaun veranstalt­ete, winkte er den Immigrante­n freundlich zu –, aber das hilft Biden nicht. Und unglücklic­herweise ist auch Bidens Vizepräsid­entin Kamala Harris beim Wahlvolk nicht beliebt. ei den Demokraten scheint die Devise zu gelten: Augen zu und durch. Die Comedyshow „Saturday Night Life“parodierte mehrere führende Politiker, die versichern, dass ihr Präsident dynamisch und agil sei. Aber leider nur hinter verschloss­enen Türen. In Wirklichke­it will nur keiner den Königsmörd­er machen. Aber wenn der König von sich aus abtritt, dürfte sich die Erleichter­ung in Wellen ausbreiten wie damals, als Moses das Rote Meer teilte.

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