Man sollte die Bierpartei nicht unterschätzen
über aktuelle Umfragen und sich veränderndes Wahlverhalten.
ber Jahrzehnte saßen mit ÖVP, SPÖ und FPÖ konstant die üblichen Verdächtigen im österreichischen Parlament. Traditionelle Wählerbindungen wie das sogenannte „klassengebundene Wahlverhalten“, dass also ein Arbeiter fast immer SPÖ wählte und ein Selbstständiger fast immer ÖVP, war sehr ausgeprägt. Diese Wählerbindungen haben abgenommen, viele treffen ihre Entscheidung heute von Wahl zu Wahl unterschiedlich, je nach Themenlage und Kandidaten. Damit einhergehend hat sich auch das Parteienspektrum ausdifferenziert. 1986 schaffte mit den Grünen eine vierte Partei dauerhaft den Einzug ins Parlament, 2013 mit den Neos eine fünfte.
Nun steht mit Dominik Wlazny und seiner Bierpartei der nächste Kandidat vor dem Sprung ins Parlament und man sollte ihn nicht unterschätzen. Wlazny profitiert von der derzeitigen Unzufriedenheit mit der Politik und käme im aktuellen „ATV Österreich Trend“auf 8 Prozent der Wählerstimmen, würde den Sprung ins Parlament also locker schaffen. Mit seinem unkonventionellen Auftreten und seiner linken Ausrichtung fischt Wlazny vor allem im Wählerteich von Grünen und Neos sowie bei NichtwählerInnen. Bei SPÖ-AnhängerInnen punktet er bislang nicht in dem Ausmaß. Gelingt Wlazny der Einzug, wären in der nächsten Legislaturperiode sechs Parteien im Parlament, sollte die KPÖ einziehen, sogar sieben. Eine klassische Zweierkoalition wäre damit fast unmöglich.
Die einzige Variante, die sich nach derzeitigem Stand ausgehen würde, wäre eine blau-schwarze Regierung mit einer hauchdünnen Mehrheit von 51 Prozent. Die wieder in Mode gekommene „große Koalition“wäre aktuell mit 43 Prozent deutlich von einer Mehrheit entfernt. Eine Dreiervariante mit Grünen oder Neos hätte ebenfalls eine sehr knappe Mehrheit. Es sieht also so aus, als müssten sich die Parteien auf absehbare Zeit auf eine Zusammenarbeit mit mehreren Partnern einstellen, und – will man noch Verfassungsmehrheiten zustande bringen – auch auf eine echte Zusammenarbeit mit der Opposition.
ist Meinungsforscherin und leitet das Kärnten-Büro von Peter Hajek.
Ü„Wlazny profitiert von der derzeitigen Unzufriedenheit mit der Politik und kann auch NichtwählerInnen mobilisieren.“
richtete beim Angelusgebet eindringlichen Appell zum Frieden und ergänzte: „Krieg ist nicht der Weg für eine bessere Welt.“