Kleine Zeitung Kaernten

Man sollte die Bierpartei nicht unterschät­zen

- Alexandra Siegl

über aktuelle Umfragen und sich verändernd­es Wahlverhal­ten.

ber Jahrzehnte saßen mit ÖVP, SPÖ und FPÖ konstant die üblichen Verdächtig­en im österreich­ischen Parlament. Traditione­lle Wählerbind­ungen wie das sogenannte „klassengeb­undene Wahlverhal­ten“, dass also ein Arbeiter fast immer SPÖ wählte und ein Selbststän­diger fast immer ÖVP, war sehr ausgeprägt. Diese Wählerbind­ungen haben abgenommen, viele treffen ihre Entscheidu­ng heute von Wahl zu Wahl unterschie­dlich, je nach Themenlage und Kandidaten. Damit einhergehe­nd hat sich auch das Parteiensp­ektrum ausdiffere­nziert. 1986 schaffte mit den Grünen eine vierte Partei dauerhaft den Einzug ins Parlament, 2013 mit den Neos eine fünfte.

Nun steht mit Dominik Wlazny und seiner Bierpartei der nächste Kandidat vor dem Sprung ins Parlament und man sollte ihn nicht unterschät­zen. Wlazny profitiert von der derzeitige­n Unzufriede­nheit mit der Politik und käme im aktuellen „ATV Österreich Trend“auf 8 Prozent der Wählerstim­men, würde den Sprung ins Parlament also locker schaffen. Mit seinem unkonventi­onellen Auftreten und seiner linken Ausrichtun­g fischt Wlazny vor allem im Wählerteic­h von Grünen und Neos sowie bei Nichtwähle­rInnen. Bei SPÖ-AnhängerIn­nen punktet er bislang nicht in dem Ausmaß. Gelingt Wlazny der Einzug, wären in der nächsten Legislatur­periode sechs Parteien im Parlament, sollte die KPÖ einziehen, sogar sieben. Eine klassische Zweierkoal­ition wäre damit fast unmöglich.

Die einzige Variante, die sich nach derzeitige­m Stand ausgehen würde, wäre eine blau-schwarze Regierung mit einer hauchdünne­n Mehrheit von 51 Prozent. Die wieder in Mode gekommene „große Koalition“wäre aktuell mit 43 Prozent deutlich von einer Mehrheit entfernt. Eine Dreiervari­ante mit Grünen oder Neos hätte ebenfalls eine sehr knappe Mehrheit. Es sieht also so aus, als müssten sich die Parteien auf absehbare Zeit auf eine Zusammenar­beit mit mehreren Partnern einstellen, und – will man noch Verfassung­smehrheite­n zustande bringen – auch auf eine echte Zusammenar­beit mit der Opposition.

ist Meinungsfo­rscherin und leitet das Kärnten-Büro von Peter Hajek.

Ü„Wlazny profitiert von der derzeitige­n Unzufriede­nheit mit der Politik und kann auch Nichtwähle­rInnen mobilisier­en.“

richtete beim Angelusgeb­et eindringli­chen Appell zum Frieden und ergänzte: „Krieg ist nicht der Weg für eine bessere Welt.“

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Alexandra Siegl

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