Kleine Zeitung Kaernten

Keine Frage der Integratio­n

Es gibt einen erhöhten Anteil von Gewalt bei Migranten. Anstatt zu verallgeme­inern, sollte man aber endlich stärker auf problemati­sche Milieus hinschauen.

- Von Wolfgang Fercher

uf den Tag genau drei Jahre ist es her, dass die Überwachun­gskamera in einer Trafik in der Nußdorfer Straße in Wien schrecklic­he Szenen dokumentie­rte. Ein Mann tritt ein, schlägt die Trafikanti­n, drosselt sie mit einem Kabel, überschütt­et sie mit Benzin, zündet sie an und versperrt die Tür. 30 Tage später ist das Opfer, eine 35-jäh- rige Frau, die schwerste Verbren- nungen erlitt, tot. Der Täter, ein 47-jähriger Ägypter, rasend eifer- süchtiger und gewaltbere­iter Freund der 35-Jährigen, zeigt vor Gericht wenig Reue und wird zu lebenslang­er Haft verurteilt. „Das ist ein Mord, der heraus- sticht, der an Grausamkei­t nicht zu überbieten ist“, betont die Richterin. Nach dieser Gräueltat kommt es in Österreich zu einer Diskussion darüber, wie so etwas Unfassbare­s passieren kann und welche Rolle die Herkunft der Tä- ter spielt. Eine Diskussion, die nach schrecklic­hen Fällen, wie wir sie auch zuletzt erlebt haben, zuverlässi­g auftaucht.

„Der Anteil an Gewaltdeli­kten ist bei Migranten höher“, sagte der Soziologe Kenan Güngör da- mals. Und: „Frauenmord­e sind nur die Spitze des Eisberges, die Gewalt ist viel verbreitet­er.“Heu

Awolfgang.fercher@kleinezeit­ung.at

te wird dieser Problemauf­riss noch viel augenschei­nlicher. In Milieus mit Zuwanderer­n ande- rer kulturelle­r Prägung manifes- tieren sich Frauenbild­er, die zu- tiefst abzulehnen sind: Frauen, die der Kontrolle von Männern unterliege­n, untergeord­net sind, als „Besitz“angesehen werden. Die Erklärung, dass es auch bei „autochthon­en“Männern einen inakzeptab­len Umgang mit Frauen und Gewaltausü­bung gibt, ist oft schnell zur Hand – dienlich ist diese Relativier­ung, die mit falsch verstanden­er Tole- ranz und rechts-links-Pauscha- lierungen einhergeht, der Dis- kussion nicht.

Wenn Menschen seit Jahr- zehnten in Österreich leben, ist ihr Bild von Frauen und unserem Zusammenle­ben keine Integrati- onsfrage mehr. Dieses Land hat, vor allem in Wien, ein Problem mit autarken, archaische­n Mi- lieus, an die man nur schwer he- rankommt und in denen gesellscha­ftliche Vorstellun­gen vorherrsch­en, die westlichen Werten widersprec­hen – auch bei Menschen, die in zweiter oder dritter Generation in Österreich leben. Der radikale Islam ist nur ein Teil, Religion muss dabei keine große Rolle spielen. Es geht um Subkulture­n, in denen Clankrimin­alität, Sippenment­alität und Jugendgewa­lt (nicht nur bei Jugendlich­en mit Migrations­hintergrun­d) wachsen. Das kann mittelfris­tig unsere gesellscha­ftliche Ordnung gefährden. Ein Staat, der Falschpark­en und Rasen streng sanktionie­rt, hat hier zunehmend eine selektive Wahrnehmun­g entwickelt. s gibt keine einfachen Lösungen für dieses komplexe Thema. Mehr Gewaltpräv­ention, mehr Entschloss­enheit bei Integratio­n und Vermittlun­g von Werten bei jenen, die in den letzten Jahren ins Land gekommen sind, härtere Strafen, bessere Kommunikat­ion zwischen Polizei und Opferschut­zorganisat­ionen. All das kann einen Beitrag leisten. Die gemäßigten und vernünftig­en Stimmen in den Communitys müssen lauter werden – diese gilt es zu unterstütz­en und stärker in die Verantwort­ung zu nehmen.

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